Gender-Pension-Gap
Von Martin Mühl
Gerade auch für Frauen gilt bei der Vorsorge: Am wichtigsten es ist früh zu beginnen.
Wie groß ist der Gender-Pension-Gap in Österreich und welche Faktoren hier ausschlaggebend?
Marga Derstroff: Der Gender-Pension-Gap in Österreich liegt laut aktuellen Studien bei etwa 40 Prozent. Das bedeutet, dass Frauen im Ruhestand durchschnittlich rund zwei Fünftel weniger Pension erhalten als Männer. Die Ursachen sind vielfältig: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, übernehmen mehr unbezahlte Betreuungsarbeit und sind öfter in Branchen mit niedrigeren Gehältern beschäftigt.
Hinzu kommt, dass Karriereunterbrechungen – etwa durch Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen – die Beitragsjahre und -summen und damit die Höhe der späteren Pension deutlich beeinflussen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Gehaltsschere: Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, was sich unmittelbar auf die Pensionsbeiträge auswirkt.
All diese Aspekte summieren sich über die Jahre und führen dazu, dass der Gender-Pension-Gap so groß ist. Daher ist Altersarmut in Österreich vor allem weiblich.
Wie schätzen Expertinnen die Entwicklung der Pensionsvorsorge für Frauen in den nächsten Jahren ein?
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Pensionsvorsorge bei Frauen ist glücklicherweise gestiegen. Immer mehr Frauen beschäftigen sich aktiv mit ihrer finanziellen Absicherung im Alter und informieren sich über Möglichkeiten, die eigene Vorsorge zu stärken.
Trotzdem besteht nach wie vor für viele Frauen dringender Handlungsbedarf. Denn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen wie Teilzeitbeschäftigung, längere Auszeiten für Kinderbetreuung oder Pflege und die Lohnunterschiede wirken weiterhin.
Als Versicherungsunternehmen können wir Frauen dabei unterstützen, dass ihre Pensionslücke kleiner und ihre finanzielle Unabhängigkeit im Alter gestärkt wird.
Gibt es „Mythen“ rund um die Pension?
Es gibt tatsächlich einige weitverbreitete Mythen, die vermeintlich Sicherheit bieten. Ein Beispiel ist die Annahme, dass die staatliche Pension immer ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. In Wahrheit kann die sogenannte „Pensionslücke“ – also die Differenz zwischen letztem Einkommen und dem gesetzlichen Pensionsanspruch – größer ausfallen als viele erwarten.
Ein weiterer Mythos ist, dass private Vorsorge nur für Besserverdienende sinnvoll und leistbar ist. Tatsächlich profitieren alle, die frühzeitig vorsorgen, unabhängig vom Einkommen.
Meine klare Empfehlung ist: Möglichst früh zu beginnen, auch mit kleinen Beträgen. Auch das Thema Teilzeit wird oft unterschätzt: Viele glauben, dass kurze Auszeiten oder Teilzeitphasen später kaum Auswirkungen haben. Doch gerade diese Zeiten können die Höhe der Pension spürbar beeinflussen.
Mein Tipp: Die eigene Vorsorge rechtzeitig prüfen und offene Fragen klären – so können Mythen durch Fakten ersetzt werden. Eine gute Ausgangsbasis bietet ein Pensionslückenrechner, wie beispielsweise „riskine – creating transparency”. Dieser hilft, sich einen Überblick über den Bedarf zu verschaffen, und öffnet häufig die Augen.
Wie können Frauen bereits während der Erwerbsphase gezielt vorsorgen? Welche Instrumente zur Vorsorge gibt es?
Der wichtigste Schritt ist, sich frühzeitig mit dem eigenen Vorsorgebedarf auseinanderzusetzen. Die Wahl des richtigen Vorsorgeprodukts hängt von den persönlichen Zielen und der individuellen Risikobereitschaft ab.
Für sicherheitsorientierte Frauen bietet sich beispielsweise eine Erlebensversicherung an – sie steht für Stabilität, Verlässlichkeit und eine planbare Altersvorsorge. Wer langfristig von höheren Renditechancen profitieren möchte, kann auf eine fondsgebundene Lebensversicherung setzen.
Ein besonders modernes und nachhaltiges Produkt aus unserem Haus ist der „Zurich For Future Invest“ – eine fondsgebundene Lebensversicherung, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet ist. Sie verbindet finanzielle Vorsorge mit ökologischer Verantwortung.
Viele Varianten ermöglichen bereits ab 50 Euro monatlichem Beitrag den Einstieg – individuell, nachhaltig und anpassbar an jede Lebensphase. Für Frauen, die ein angespart oder geerbt haben, lohnt es sich über einen Einmalerlag oder einmalige Zuzahlungen zu bestehenden Ansparprodukten nachzudenken, um die Pensionslücke sukzessive zu schließen.
Was können Arbeitgeber tun, um ihre Mitarbeiterinnen beim Thema Altersvorsorge zu unterstützen?
Arbeitgeber spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ihre Mitarbeiterinnen für das Thema Altersvorsorge zu sensibilisieren und aktiv zu unterstützen. Ein zentraler Ansatz ist die betriebliche Altersvorsorge – sie bietet eine gute Möglichkeit, zusätzlich zur staatlichen Pension vorzusorgen.
Durch gemeinsame Beiträge von Unternehmen und Mitarbeiterinnen können langfristig finanzielle Vorteile geschaffen werden. Doch viele kennen diese Modelle gar nicht. Eine Rückfrage beim Arbeitgeber, ob so eine Möglichkeit angeboten wird, lohnt sich daher, auch wenn es keinen Rechtsanspruch darauf gibt.
Welche persönlichen Tipps haben Sie als Expertin von Zurich?
Mein wichtigster Tipp: Sich möglichst früh mit der Altersvorsorge zu beschäftigen und sich einen Überblick verschaffen – beispielsweise mit einem Pensionslückenrechner. Kleine Schritte machen hier einen großen Unterschied – schon regelmäßige, auch kleinere Beiträge zur privaten Vorsorge können durch den Zinseszinseffekt langfristig viel bewirken und man baut damit ein finanzielles Polster auf.
Wichtig: Umgehend mit der Altersvorsorge anfangen und Dranbleiben! Auch wenn die Pension noch weit entfernt scheint, zahlt sich eine kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema aus.
Martin Mühl
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