Flexiblere Kreditvergabe
Von Martin Kwauka
Wie entwickelt sich heuer die Nachfrage nach privaten Immobilienfinanzierungen?
Michael Höllerer: Wir sind mit der aktuellen Entwicklung im Bereich Wohnbaufinanzierung zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – also von Jänner bis September – verzeichnen wir einen Aufschwung bei der Vergabe neuer Kredite.
Besonders bei jungen Familien und bei der Sanierung von Bestandsobjekten hat sich einiges getan. Es geht uns aber auch um nachhaltiges Wohnen: Für Immobilien, die bestimmte nachhaltige Kriterien erfüllen, bieten wir Zinsen an, die bis zu 0,25 Prozent unter unseren Standardkonditionen liegen.
Wie entscheiden sich Ihre Kunden bei der Zinsbindung – variabel oder fix?
Derzeit setzt eine große Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden auf eine fixe Verzinsung. Wem also Planungssicherheit wichtig ist, entscheidet sich für attraktive Fixzinssätze mit Laufzeiten.
Hier sind Laufzeiten bis zu 35 Jahren möglich. Damit sind die monatlichen Rückzahlungsraten genau kalkulierbar und man ist geschützt vor dem Risiko steigender Zinsen.
Die strengen Kreditvergaberichtlinien der sogenannten KIM-Verordnung liefen Ende Juni 2025 aus. Die FMA hat aber angekündigt, die Banken sollten sich weiter an den Leitlinien orientieren: eine maximale Belehnungsquote von 90 Prozent, also mindestens 10 Prozent Eigenkapital, und maximal 40 Prozent Kreditrate im Verhältnis zum Einkommen. Wird es jetzt leichter, an Immobilienfinanzierungen zu kommen?
Das Ende der KIM-Verordnung bedeutet für uns Banken mehr Entscheidungsspielraum, insbesondere bei den Eigenkapitalanforderungen, Laufzeiten und Beleihungsquoten.
Wir sehen einen Zusammenhang, denn das Interesse an Immobilienkäufen ist gestiegen, potenzielle Käuferinnen und Käufer sind wieder stärker ermutigt, sich aktiv mit Finanzierungen auseinanderzusetzen. Wir können wieder flexibler auf die individuelle Situation unserer Kundinnen und Kunden eingehen.
Gibt es nun auch für junge Menschen wieder mehr Chancen, Eigentum zu erwerben?
Auf jeden Fall, das bestätigen auch unsere aktuellen Zahlen und die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen mit Kundenkontakt. Besonders bei jungen Haushalten sehen wir, dass das Interesse an Wohnraumfinanzierungen wächst.
Für eine gute finanzielle Planung ist es wichtig, dass die monatlichen Ausgaben zum Einkommen passen. Gleichzeitig möchten wir junge Menschen dazu ermutigen, sich frühzeitig mit dem Thema Finanzierung auseinanderzusetzen.
Was raten Sie Menschen, für die die Kredithürden noch zu hoch sind?
Der wichtigste Schritt ist das Gespräch mit der Hausbank. Im persönlichen Austausch lässt sich am besten herausfinden, welche Finanzierung wirklich geeignet ist.
Gemeinsam entwickeln wir eine Rückzahlungsstrategie, die zur eigenen Lebenssituation und zu den Zukunftsplänen passt.
Wichtig ist, dass die monatliche Rate gut leistbar bleibt, ohne dass man bei der Lebensqualität Abstriche machen muss.
Sollte die Wunschfinanzierung im Moment noch nicht möglich sein, schauen wir gemeinsam, welche Kreditsumme realistisch ist und welche Schritte helfen, das Vorhaben bald umzusetzen.
Martin Kwauka
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