Finanzbildung ist Zukunftskompetenz

Mann, Anfang 60 mit Schnurrbart
Finanzbildung ist für junge Menschen äußerst Wichtig.

von Erich Mayer

Wir lernen lesen, schreiben und rechnen – aber kaum jemand lernt, wie man mit Geld umgeht. Dabei betrifft das Thema jeden von uns, täglich und lebenslang. Finanzbildung ist kein Luxus, sondern eine Schlüsselkompetenz für Selbstbestimmung und Zukunftssicherheit. Und doch: Österreich liegt laut OECD beim Finanzwissen im unteren Drittel Europas. Das ist nicht nur ein Bildungsdefizit – das ist ein Standortnachteil.

Denn wer die Grundmechanismen von Zinsen, Inflation oder Pensionsvorsorge nicht versteht, trifft Entscheidungen im Blindflug. Junge Menschen bezahlen heute digital, wissen aber oft nicht, was Inflation mit ihrem Konto macht oder warum ein Kredit teuer werden kann. 

Gleichzeitig werden Finanzprodukte komplexer: ETFs, Kryptowährungen oder nachhaltige Anlagen – Chancen ja, aber nur für jene, die verstehen, was dahintersteckt. Finanzbildung ist kein Nischenthema für Banker, sondern soziale Infrastruktur. Sie entscheidet darüber, ob Menschen souverän mit ihrem Einkommen umgehen können, ob sie sparen, vorsorgen oder investieren. 

Wer seine Finanzen versteht, kann Krisen besser bewältigen. Wer es nicht tut, ist anfälliger für Überschuldung und Fehlinformation. Finanzkompetenz stärkt also nicht nur das individuelle Wohl, sondern auch das Vertrauen in Wirtschaft und Institutionen.

Daher muss die nationale Strategie forciert umgesetzt werden. In Schulen, aber auch darüber hinaus. Kinder und Jugendliche sollten früh lernen, wie man Budget plant, spart, vergleicht, investiert. 

Finanzbildung darf nicht davon abhängen, ob Eltern das Thema zu Hause besprechen oder ob jemand zufällig einen engagierten Lehrer hat. Sie muss noch stärker Teil des Lehrplans werden – systematisch, verständlich und praxisnah.

Überforderung

Aber auch Erwachsene brauchen Unterstützung. In einer Welt, in der Finanzmärkte digitalisiert und Produkte immer vielfältiger werden, sind viele Menschen überfordert. Apps, Online-Broker, Kryptowährungen – all das bietet Chancen, aber auch Risiken. Eine kontinuierliche, lebensbegleitende Finanzbildung kann helfen, diese Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen, ohne in die Fallen mangelnder Information zu tappen.

Finanzbildung ist außerdem eine politische Aufgabe. Wenn wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich erklärt werden, steigt das Vertrauen in öffentliche Entscheidungen – von Steuerpolitik bis Pensionsreform. Eine Bevölkerung, die Finanzmechanismen versteht, ist weniger anfällig für Populismus und leere Versprechen.

Auch die Finanzwirtschaft selbst ist gefordert. Sie verfügt über Expertise und Kommunikationskraft, muss aber verantwortungsvoll damit umgehen. Finanzmarketing kann hier Brücken schlagen: zwischen komplexen Themen und verständlicher Sprache. 

Es kann Lust auf Wissen machen, Interesse wecken und Orientierung bieten. Wichtig ist dabei Transparenz – kein Verkaufsdruck, sondern Aufklärung. Nur so entsteht langfristig Vertrauen.

Und schließlich tragen auch die Medien Verantwortung. Wer Finanzthemen verständlich aufbereitet, leistet einen Beitrag zur ökonomischen Grundbildung. Der öffentliche Diskurs über Geld, Schulden und Vorsorge darf kein Elitenthema sein, sondern muss mitten in der Gesellschaft stattfinden. Denn Geldfragen sind Lebensfragen.

Erich Mayer ist Präsident des Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ).

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