Aufholpotenzial für amerikanische Nebenwerte?

Mahlerstrasse 7 , 1010 Wien , 14.10.14
Anita Frühwald, Country Head Austria & CEE bei BNP Paribas über Bewegung im US-Aktienmarkt.

Zoll-Streitigkeiten, Inflation, konjunkturelle Dämpfer – es gab schon mehr Zuversicht auf den amerikanischen Aktienmärkten. Die Auswirkungen auf Investitionen und die Stimmung der Konsumenten können schwer abgeschätzt werden und sind wahrscheinlich auch noch nicht vollständig in den Kursen auf den Aktienmärkten eingepreist.

Wenn es mehr Klarheit in den Zollverhandlungen der USA gibt – eine leichte Entspannung im Zollstreit deutet sich an – dann könnte die politische Kursänderung der US-Regierung zu schneller sinkenden Zinsen führen und damit auch die Binnenkonjunktur ankurbeln.

 20-Jahreshoch

Historisch gesehen ist der Bewertungsabschlag von US- Nebenwerten im Vergleich zum breiten Markt auf einem 20-Jahreshoch – damit ist eine Verbesserung der Gewinnsituation in greifbare Nähe gerückt. Denn allein niedrigere Zinsen dürften schon dazu beitragen, das stagnierende Kreditwachstum anzukurbeln, die Zinslast des Landes zu verringern und gleichzeitig die Zinsaufwendungen, insbesondere für kleinere Unternehmen, zu senken.

Auch könnten niedrigere Zinsen die zuletzt schwächelnde Aktivität bei Fusionen und Übernahmen (M&A) wieder ankurbeln. Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) in den USA hat sich als widerstandsfähiger als erwartet erwiesen – das ist vor allem auf die stabile Verbrauchernachfrage, den robusten Arbeitsmarkt und das reale Lohnwachstum zurückzuführen. Die aktuelle Konjunkturabkühlung könnte somit den Tiefpunkt eines langen Abwärtszyklus markieren – und die Voraussetzungen für eine breite Erholung schaffen.

Gesundheitsbranche

Im Gesundheitssektor gibt es nach wie vor eine Fülle von Innovationen, besonders nach den Fortschritten im Bereich der Gensequenzierung in den vergangenen Jahren. Diese Erkenntnisse fließen in die Produktion innovativer neuer Medikamente ein. Antikörper lassen sich inzwischen gezielt mit chemotherapeutischen Wirkstoffen kombinieren. Hinzu kommt die Möglichkeit, das Immunsystem zu nutzen: Man entnimmt T-Zellen aus dem Körper und verändert sie so, dass sie Krebszellen angreifen. Anschließend werden sie wieder in den Körper zurückgeführt.

Gentechnik

Neue Chancen entstehen außerdem durch Fortschritte in der Gentherapie und den Genbearbeitungstechniken. Die Nutzung der Next-Generation-Sequenzierung und ihr Einsatz in innovativeren Medikamenten eröffnet hohe Wachstumschancen. Viele aktive Manager von US-Small-Cap-Fonds meiden Biotech-Unternehmen in der Frühphase aufgrund ihrer Komplexität und ihres binären Performanceprofils – doch mit der richtigen Auswahl birgt dieses Segment ein enormes Kurspotenzial.

Zudem erholen sich die M&A-Aktivitäten im Gesundheitswesen: Große Pharmaunternehmen verfügen über viel Liquidität und stehen vor dem Problem, dass viele Patente in den kommenden Jahren auslaufen. Das veranlasst sie zu Übernahmen, um ihre Pipeline aufzufüllen – und das oft mit hohen Aufschlägen. Die Kombination aus der lockeren Geldpolitik der Fed, dem Optimismus in den Vorstandsetagen und der wirtschaftlichen Stabilität könnte diese Dynamik für US Small Caps weiter verstärken.

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