Ausstellung WE ❤ der Heidi Horten Collection: „Eine Ausstellung, die sich an alle richtet“

Bis zum 25. August 2024 können Besucher:innen der Heidi Horten Collection im Rahmen der neuen Sonderausstellung „WE ❤“, kuratiert von Direktorin Agnes Husslein-Arco, eine beeindruckende Auswahl von rund 150 Werken renommierter Künstler:innen des 20. und 21. Jahrhunderts bewundern – von Gustav Klimt über René Magritte bis hin zu Keith Haring. Der geheimnisvolle Titel WE ❤ lässt Raum für Spekulationen. Was mag wohl dahinterstecken? Meine Neugier war jedenfalls schnell geweckt und ich habe mich direkt auf die Suche gemacht. Ob ich eine Antwort darauf gefunden habe? Finden Sie es mit mir heraus!

Erster Stopp: Auf den Spuren des Expressionismus

Unsere Reise beginnt im zweiten Obergeschoss, wo die Ausstellung chronologisch mit dem deutschen Expressionismus beginnt. Diese Stilrichtung ist stark von Künstlergruppen wie Die Brücke und Der Blaue Reiter geprägt. Werke von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Erich Heckel erzählen die Geschichte einer Bewegung, die sich in der Natur verliert, in Berlin wiederfindet und schließlich in individuellen Ausdrucksformen aufblüht. Besonders faszinierend: die Praxis von Künstler:innen wie Kirchner, die nicht nur die Vorderseite, sondern auch die Rückseite ihrer Leinwände bemalten. Im Rahmen der Ausstellung haben Besucher:innen nun die einzigartige Möglichkeit, einen Blick auf beide Seiten zweier Werke zu werfen.

Ein weiterer Höhepunkt: die Kabinettpräsentation Focus. Hier steht das Gemälde „Kirche in Unterach am Attersee“ von Gustav Klimt im Mittelpunkt, ein Meisterwerk des Fin de Siècle. Der Kurator, Tobias G. Natter, hat dabei geschickt Werke von Zeitgenoss:innen wie Broncia Koller-Pinell und Carl Moll sowie zeitgenössischen Künstler:innen wie Silvie Fleury gegenübergestellt. Das Quadrat, eines von Klimts Markenzeichen und Leitformat des Wiener Jugendstils, verbindet diese vielfältigen Positionen und schafft eine Brücke zwischen verschiedenen Kunstepochen. In mir taucht beim Betrachten der Werke immer wieder die Frage nach dem Titel der Ausstellung auf. Ist es womöglich die Verbindung der Künstler:innen untereinander? Die gemeinsame Liebe zur Natur? Oder sind es bestimmte Techniken? Noch habe ich keine schlüssigen Antworten auf meine Fragen.

Mitgestalten erwünscht: Interaktive Kunst im Fokus

Bevor wir in die nächste Etage eintauchen, werden wir von zeitgenössischen Installationen in den Lufträumen des Museums überrascht. Anne Speiers „Funky Monkey“ hängt vermeintlich isoliert an einem Kletterseil und verweist auf die global vernetzte Welt. Der überdimensionale Luster der Künstlergruppe Gelatin, der aus Bruchstücken von Holzrodeln, Hockeyschlägern und Sesselbeinen angefertigt wurde, zieht ebenfalls unsere Blicke auf sich. Diese Werke hängen nicht isoliert, sondern sind feste Bestandteile der Ausstellung, die Besucher:innen dazu einladen, sie nicht nur zu betrachten, sondern aktiv zu reflektieren. Hier wird mir klar: WE ❤ zielt nicht nur auf die Kunst, sondern auch auf das Miteinander ab.

Die Initiative #ARTfluence, die uns zu Beginn kurz vorgestellt wurde, unterstreicht diesen Ansatz: Besucher:innen haben im Rahmen der Ausstellung die einzigartige Möglichkeit, das Museum der Zukunft aktiv mitzugestalten. In einer Zeit, in der digitales Engagement unsere Erfahrungen prägt, eröffnet #ARTfluence den Museumsgäst:innen die Option, für ihre Lieblingswerke via Smartphone abzustimmen. Die meistgewählten Exponate finden dann ab Herbst 2024 einen festen Platz in der Dauerausstellung.

Abstraktion trifft Figuration: Reise durch politische Umbrüche

Im ersten Obergeschoss eröffnet sich uns ein Raum der Veränderung – eine Zeitenwende während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Werke von Paul Klee und Fernand Léger spiegeln den Einfluss der politischen Umbrüche wider. Sie sind ein klarer Appell für Veränderung und Fortschritt in der Kunst. Die Leinwand wird nicht mehr als Begrenzung empfunden, sondern als Medium, das die Realität durchbricht.

In diesem Spannungsfeld – zwischen Abstraktion und Figuration – setzt die Ausstellung ihre Reise fort. Lucio Fontana durchbricht die Leinwand, Yves Klein öffnet den Bildraum und die ZERO-Künstler Heinz Mack und Otto Piene setzen auf Licht und Bewegung. Auch der Surrealist René Magritte bekommt hier seinen ganz eigenen Raum, um konventionelle Sehgewohnheiten aufzubrechen. Die Grenzen zwischen Bild und Realität verschwimmen und die Frage nach dem WE ❤ entwickelt sich zu einer Suche nach Verbindungen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.

Farbenfrohe Rebellion: Warhol, Basquiat und Pop-Art-Revolution

Inmitten dieser künstlerischen Vielfalt, und auf der Suche nach der Bedeutung des Ausstellungstitels, begeben wir uns in das Erdgeschoss, wo uns weitere Facetten der Ausstellung erwarten. Beim Betreten dieses Bereichs werden wir von einer Fülle kreativer Ausdrücke förmlich eingefangen. WE ❤ endet mit einer Hommage an die impulsive Energie der 1960er- bis 1980er Jahre, als Kunst und Rebellion eine symbiotische Verbindung eingingen.

Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat heißen die Besucher:innen mit einem visuellen Feuerwerk willkommen: Warhols ikonische „Nine Multicolored Marilyns“ oder Basquiats kraftvolle Komposition „Nightlife“ schaffen eine lebendige Fusion von Farben und Formen. Das Erdgeschoss wird zu einem Ort künstlerischer Provokation, einem visuellen Erlebnis, das die Sinne herausfordert und die Kreativität der Pop-Art in ihrer gesamten Pracht zur Schau stellt.

Dieses künstlerische Abenteuer geht jedoch über eine einfache Hommage hinaus: Es ist eine eingehende Erkundung der kulturellen Revolution, die die Pop-Art geprägt hat. Werke von Georg Baselitz, Anselm Kiefer und Francis Bacon erweitern den Horizont und unterstreichen die Vielschichtigkeit dieser Zeit. Jeder Pinselstrich trägt die unverkennbare Handschrift einer Generation, die durch ihre Kunst die Grenzen des Mainstreams durchbrochen hat – eine Ära der künstlerischen Freiheit und Selbstentfaltung.

Fazit: WE ❤ steht für die Liebe zur Kunst und Gemeinschaft

Nach meinem Besuch wird mir klar: WE ❤ steht nicht nur für die Liebe von Heidi Horten zur Kunst, sondern auch für das „Wir“ – die Gemeinschaft der Besucher:innen. Die Vielfalt der Kunststile – von Expressionismus bis hin zu Pop-Art – zeigt, dass hier für jede:n etwas dabei ist. Die Ausstellung lebt durch das „Wir“, durch die aktive Beteiligung der Museumsgäste, durch #ARTfluence und die direkte Einbindung in das künstlerische Schaffen.

Hier wird Kunst nicht nur betrachtet, sondern gelebt. Es ist ein Erlebnis, das Grenzen zwischen Tradition und zeitgenössischem Kunstverständnis verschwimmen lässt. Die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von Künstler:innen und Besucher:innen, macht diese Ausstellung zu einem unvergesslichen Abenteuer auf der Suche nach dem Herzschlag der Kunst.