Wohnen und Leben in der Nachkriegszeit

Eindrücke aus dem (Wohn-)Alltag in der Siedlung Siemensstraße
Eine original „Duplex-Wohnung“ wird zum Museum für sozialen Städte- und Wohnbau nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wohnungsnot in Wien dramatisch. Über 86.000 Wohnungen wurden zerstört oder unbrauchbar. Floridsdorf war als wichtiger Industriestandort davon besonders betroffen.

Die Stadt Wien reagierte mit einem kommunalen „Schnellbauprogramm“, in dessen Rahmen unter anderem auch die Siedlung Siemensstraße (1950–’54) entstand. Mit über 1.700 Wohnungen war sie zum Zeitpunkt ihrer Errichtung die größte kommunale Wohnhausanlage Wiens, die international Beachtung fand und heute unter Denkmalschutz steht. Ihr Errichtungsdatum jährt sich heuer zum siebzigsten Mal.

Wohnen und Leben  in der Nachkriegszeit

Siedlung Siemensstraße, Schrägluftaufnahme, 1956

„Soziales Grün“

Mit dem Leitsatz „Wiederaufbauen heißt Bessermachen“ formulierte die Stadt damals neue städtebauliche Kriterien, die sich bewusst von den dichtverbauten gründerzeitlichen Vorbildern verabschiedeten. Die Siedlung Siemensstraße, die von Architekt Franz Schuster (1892–1972) konzipiert wurde, stand unter dem Motto der „Neuen Nachbarschaft“. Gemeint war damit eine neue Form des großstädtischen Zusammenlebens, das die Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen berücksichtigte. So wurden eigene Haus- und Wohnungstypen entworfen, aber auch eine „Heimstätte für alte Menschen“. Eingebettet in großzügige Frei- und Grünflächen, („Soziales Grün“) entstanden ein Volksheim, ein Kindergarten, ein Kinderfreibad und eine Ladenzeile.

Wohnen und Leben  in der Nachkriegszeit

Friseur in der Berzeliusgasse, 1950er-Jahre

Charakteristisch für diese und andere Nachkriegssiedlungen der frühen 50er-Jahre ist die sogenannte Duplex-Wohnung, eine Kleinwohnung, die bei späterem Bedarf zusammengelegt werden konnte. Eine solche ist Mittelpunkt der neuen Ausstellung Terra Nova in der Wiener Siemensstraße. Direkt in einer Floridsdorfer Gemeindebauwohnung aufgebaut lässt sie das Gefühl von damals nachempfinden.

Wohnen und Leben  in der Nachkriegszeit

In der Siedlung, um 1960

Exponate von Zeitzeugen

In enger Zusammenarbeit mit Zeitzeugen konzipiert, erzählen aber auch die besonderen Exponate des Museums über Wohnkultur und Alltagsleben der 1950er-Jahre. Im Ausstellungsraum warten neben historischen Plänen und Fotos auch Leihgaben aus dieser Zeit in Wien, wie das Lohner-Moped „Sissy“ und Exponate der SW-Möbellinie (Soziale Wohnkultur) auf die Besucher.

Die Öffnungszeiten des Museums ab Dezember 2020 (Besichtigung nur nach Voranmeldung):

Jeden Freitag (außer Feiertag), 12.00 bis 18.00 Uhr bzw. nach Terminvereinbarung.

Achtung: Aufgrund der aktuellen Covid-Vorgaben ist eine Terminvereinbarung bei wohnpartner unter 01/24 503-21080 (Mo. bis Fr. 9:00 bis 16:00) oder lokal21@wohnpartner-wien.at) unbedingt erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Geführte Rundgänge mit den Ausstellungskuratoren finden am Freitag, den 12. und 19. März 2021 jeweils 16.00 bis 17.30 Uhr, Treffpunkt: Scottgasse 5/107/1, 1210 Wien Auch hier gilt: Zutritt nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. 

Die Kuratoren: Wolfgang Fichna, Susanne Reppé, Werner Michael Schwarz, Georg Vasold, Susanne Winkler Gestaltung: Lisa Ifsits und Alex Kubik. Erstellt wurde die Ausstellung vom Nachbarschaftsservice wohnpartner (Team 21), dem Referat Wohnbauforschung und internationale Beziehungen und dem Wien Museum.  

Infos unter: www.wohnpartner-wien.at

 

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