Wienerin fordert: Herzerlbaum soll das ganze Jahr leuchten

Wienerin fordert: Herzerlbaum soll das ganze Jahr leuchten
Petra Augustyn und Mitstreiter wollen, dass die Advent-Attraktion im Rathauspark ganzjährig leuchtet. Die Stadt ist nicht begeistert.

Wenn Petra Augustyn im Winter vor dem Herzerlbaum steht, dann hat sie „Herzerl in de Aug‘n“, wie es auf Wienerisch so schön heißt. Die Attraktion im Wiener Rathauspark hat es der IT-Unternehmerin angetan. Nur eines stört sie: Dass die Lichterkette mit den roten Herzen nur von Mitte November bis Jänner die alte Platane erleuchtet. Geht es nach Augustyn und einer Reihe von Mitstreitern, dann soll der Herzerlbaum zum ganzjährigen Wahrzeichen von Wien werden.

„Der Herzerlbaum ist ein Symbol für Nächstenliebe und kann in Zeiten wie diesen für ein Quäntchen Freude sorgen. Da kann doch niemand etwas dagegen haben“, meint Petra Augustyn im Gespräch mit dem KURIER. Sie hat sich schon einmal erfolgreich für den Herzerlbaum eingesetzt. Als die Lichterkette 2016 eingemottet wurde (mehr dazu am Ende des Artikels), startete sie die Petition „Rettet den Herzerlbaum“.

Erfolgreiche Petition

2018 folgte das Comeback der saisonalen Attraktion. Für Augustyn hat der Herzerbaum aber Potenzial für mehr: „Aus unserer Sicht muss der Herzerlbaum von Weihnachten losgelöst werden und zu dem entwickelt werden, was in ihm steckt: das nächste große Wahrzeichen Wiens“.

Wienerin fordert: Herzerlbaum soll das ganze Jahr leuchten

Bürgermeister Michael Ludwig half im Vorjahr dem Christkind beim Schmücken

Naturdenkmal

Für die Organisation des Wiener Christkindlmarktes, und damit auch für den Herzelbaum, ist das Stadt Wien Marketing zuständig. Deren Geschäftsführer Paul Weis ist über den Vorschlag von Augustyn & Co. bereits im Bilde. „Das ist eine schöne Idee, aber wir sind mehr als skeptisch. Wir haben zwei sehr lange Gespräche geführt und versucht zu erklären, warum es nicht möglich ist, den Baum auf diese Weise 24/7 zu behängen. Faktum ist, dass der Baum ein Naturdenkmal ist und besonderen Schutzmaßnahmen unterliegt“, sagt Weis zum KURIER.

Jene Ahornblättrige Platane, die zur Weihnachtszeit zum Herzerlbaum mutiert, wurde 1873 gepflanzt und ist somit älter als das Rathaus, vor dem sie steht. Weis: „Wir arbeiten in engster Abstimmung mit den Wiener Gärten. Jedes Jahr wird ein Gutachten erstellt, ob und wie die Platane behängt werden kann.“ Den Herzerlbaum bezeichnet Weis außerdem als „Key Visual“ des Christkindlmarktes, er solle eine saisonale Erscheinung bleiben.

"Schadet niemanden, ganz im Gegenteil"

Petra Augustyn will das Naturschutz-Argument nicht gelten lassen: „Dem Baum schadet am allermeisten der dreispurige Highway gleich daneben“ – damit ist die Ringstraße gemeint. „Den Herzerlbaum das ganze Jahr über zum Leuchten zu bringen schadet niemandem, auch nicht der Natur, ganz im Gegenteil“, bleibt Augustyn bei ihrem Standpunkt.

Sie ist gerade dabei, Gleichgesinnte um sich zu scharen. Demnächst soll eine Kampagne für den Ganzjahres-Herzerlbaum gestartet werden.

Ob es auch wieder eine Petition wie 2018 geben wird? „Wir versuchen ohne Petition auszukommen. Aber wenn wir auf taube Ohren stoßen, sehen wir uns dazu gezwungen“, stimmt Petra Augustyn schon nicht mehr ganz so herzliche Töne an.

Mehr dazu hier: Herzerlbaum am Wiener Rathausplatz strahlt mit neuen LED-Lichtern

Die Vorgeschichte

Im Jahr 1985 haben die Herzerl übrigens zum ersten Mal im Rathauspark geleuchtet – damals allerdings noch auf einem anderen Baum. Die Erfindung geht auf Roman Kreitner zurück, der seinerzeit im Auftrag der Stadt Wien den „Adventzauber“ veranstaltet hat.

Als 2016 Wien Marketing mit der Organisation des mittlerweile umbenannten Christkindlmarktes betraut wurde, verschwand die herzige Deko aufgrund eines Streits über die Nutzungsrechte mit dem früheren Veranstalter. 2018 konnte der Disput friedlich beigelegt werden – der Herzelbaum erstrahlte wieder.

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