Wiener Praterstraße: Autospur könnte wegfallen
Ganz will Uschi Lichtenegger die grüne Vision eines verkehrsberuhigten Boulevards für die Leopoldstadt offenbar nicht aufgeben: Um Raum für Fußgänger und Radfahrer zu gewinnen, möchte die Bezirkschefin eine der vier Kfz-Spuren auf der Praterstraße auflassen. Wie am Freitag bekannt wurde, untersucht der Magistrat etwaige Auswirkungen dieser Maßnahme – zum Missfallen der anderen Fraktionen und der Autofahrerklubs.
Die Idee, Fahrstreifen umzufunktionieren, ist nicht neu. Während des Wien-Wahlkampfs 2015 hatten die Grünen sogar zwei Autospuren wegnehmen wollen. Nach einigen Monaten in Regierungsverantwortung dachte Lichtenegger laut nur mehr über eine Spur weniger nach. Vergangenen Sommer startete schließlich ein Beteiligungsverfahren. Bürger brachten rund 110 Vorschläge zum Thema Kfz-Verkehr ein. Lediglich zwölf Prozent regten die Reduktion von Fahrstreifen an.
Lichtenegger hält trotzdem an ihrer abgespeckten Flaniermeile fest. Denn das Verfahren habe auch den starken Wunsch nach Verkehrsberuhigung, besseren Querungen und breiteren Radwegen gezeigt. „Die Spur-Reduktion unterstützt das“, argumentiert sie im KURIER-Gespräch. Befrage man Autolenker zu einem Fahrstreifen-Wegfall, sei ein ablehnendes Ergebnis vorprogrammiert. Lichtenegger: „Man muss darüber hinaus schauen.“
Schmaler Radweg
Wer auf der Praterstraße Rad fahre, spüre die Enge. „Auch wegen der zunehmenden Lastenräder, der Botendienste usw.“, sagt die Grün-Politikerin. Mehr Platz für sie solle jedenfalls nicht auf Kosten der Fußgänger oder des – ohnehin knappen – Parkraums entstehen. Lichtenegger: „Bleibt also nur die Fahrbahn.“ Mit nur einer Spur für den Fließverkehr ist aus ihrer Sicht eher stadtauswärts auszukommen, da der Verkehr in diese Richtung geringer sei.
Eine Verkehrsberuhigung könne aber auch anders erzielt werden: Etwa mit Tempo 30 – „eventuell in der Nacht als Kompromiss“, sagt Lichtenegger.
Gegenwind
ARBÖ und ÖAMTC können sich mit einem Spur-Verlust nicht anfreunden. Auch FPÖ und ÖVP sprechen sich dagegen aus. Der blaue Klubobmann Toni Mahdalik ärgert sich über die „neuerliche Schikane für die Wiener Autofahrer“. Die Volkspartei zeigt sich von der „Frotzelei für alle Verkehrsteilnehmer“ alles andere als begeistert.
Der rote Koalitionspartner fordert wiederum eine „vernünftige Verkehrspolitik“ ein. SPÖ-Mandatar Gerhard Kubik kritisiert das „Vorpreschen“ Lichteneggers: „In dieser Form ist die Diskussion um eine Spurverengung nur ein Aufwärmen eines Wahlkampfthemas.“
Sollte die Studie der MA46 (Verkehrsorganisation) grünes Licht für eine Kfz-Spur weniger bringen, wird Lichtenegger also noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn zur Finanzierung des Umbaus, braucht sie die Zustimmung der anderen Fraktionen im Bezirksparlament.
Kommentare