Wiener Modul-Privatuni gehört jetzt einem Orban-nahen Institut

Mit ihrem prominenten Standort auf dem Kahlenberg ist die Modul-Privatuniversität vielen Wienern bekannt. Von der Wiener Wirtschaftskammer gegründet, lassen sich hier 1.100 Studenten aus mehr als 80 Ländern ausbilden. Der Schwerpunkt liegt beim Thema Tourismus.
Bereits 2020 hat die Kammer ohne größeres Aufsehen 90 Prozent der Anteile an das britische Unternehmen Talents Square Limited verkauft, um die Uni besser international zu vernetzen, wie es damals hieß.
Rasche Besitzerwechsel
Mittlerweile hat der Investor das Interesse jedoch schon wieder verloren und veräußerte die Anteile an das Mathias Corvinus Collegium (MCC) in Ungarn, seines Zeichens eine „interdisziplinäre Denkfabrik“ mit Bildungsmöglichkeiten für begabte Schüler, Studenten und Akademiker. Gemeinsam mit dem MCC soll das Forschungs- und Bildungsprofil der Modul-Uni gestärkt werden, so deren Rektor Karl Wöber.
Allerdings eilt dem MCC ein eher fragwürdiger Ruf voraus. „Als rechte Kaderschmiede“ bezeichnete erst im Vorjahr die ARD das private Institut, das Zusatzqualifikationen für 4.000 Studenten anbietet, politische Diskussionsveranstaltungen organisiert und Bücher (von teils weit rechts stehenden Autoren) verlegt. Als Vorsitzender der Trägerstiftung firmiert Balázs Orbán, Politischer Direktor in Diensten von Ministerpräsident Viktor Orbán, mit dem er nicht verwandt ist.
Nähe zu Fidez
Die ARD zitierte im Vorjahr Experten, wonach in ein großer Teil des MCC-Personals mit der Regierungspartei Fidesz sympathisiere oder ihr angehöre. 2020 soll die Orbán-Regierung das MCC mit nicht weniger als umgerechnet 1,4 Milliarden Euro unterstützt haben. Gegenüber dem deutschen Sender beteuerte das MCC hingegen, man sei partei- und ideologisch unabhängig.
„Ich weiß erst wenig über das MCC. Die Personen, mit denen ich bisher zu tun hatte, vermitteln aber nicht den Eindruck, der medial verbreitet wird“, sagt Rektor Wöber, der nun auch Geschäftsführer der Uni ist, zum KURIER.

Rektor Karl Wöber
Es werde keine inhaltliche Einflussnahme durch die neuen Eigentümer geben, somit seien die Werte und die Unabhängigkeit der Universität gesichert. Wöber erwartet sich Unterstützung für die Entwicklung neuer Programme, wie etwa den geplanten Master-Lehrgang für AI. „Und vielleicht kommen nun auch mehr Studenten aus Ungarn zu uns.“
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