Wahl zur lebenswertesten Stadt: Das Liebenswerte brachte keine Punkte

Taylor-Swift-Fans in der Innenstadt
Wien mag den ersten Platz im Städteranking verloren haben. In den vergangenen Monaten gab es aber Momente des Zusammenhalts - und für die Ewigkeit.

Wäre man Verschwörungstheoretikerin, könnte man glauben, Bürgermeister Michael Ludwig hat die Wienwahl deswegen von Herbst aufs Frühjahr vorverlegt, damit die SPÖ noch mit dem Titel lebenswerteste Stadt werben kann – was sie auch offensiv getan hat. Am Mittwoch ging besagter erster Platz des Economist-Rankings verloren. Die Theorie ist aber natürlich aus vielerlei Gründen Unsinn.

Erstens: So wichtig ist das Ranking dann auch wieder nicht. Zweitens: Zum Zeitpunkt der Wahlverschiebung Anfang des Jahres stand das Ergebnis wohl noch nicht fest. Drittens: Wien hat zwar gegen Kopenhagen verloren, liegt aber immer noch auf dem sehr guten zweiten Platz und ist gleichauf mit Zürich, das auch nicht gerade als Moloch bekannt ist.

Und der vielleicht wichtigste Grund: Wien hat seine Pole-Position unter anderem wegen der Anschlagspläne auf das Taylor-Swift-Konzert verloren, weil das Punkte bezüglich Sicherheit gekostet hat. Das ist natürlich nachvollziehbar. In die Bewertung hat aber keinen Eingang gefunden, dass die Stadt weltweit Sympathiepunkte gesammelt hat. 

Der Umgang mit den enttäuschten Swifties, die das Konzert nicht sehen konnten, das spontane gemeinsame Singen am Stephansplatz und das Gemeinschaftsgefühl, das plötzlich ganz Wien erfüllte, wurde international gefeiert. Dass Wien in der Krise zusammensteht, zeigt sich oft, zuletzt vor wenigen Tagen bei der Vienna Pride, wo der Umzug im Gedenken an die Opfer in Graz in Stille begonnen hat. Es wird sich auch am Freitag beim Donauinselfest zeigen, wo um 21.58 Uhr vor allen Bühnen ein Lichtermeer geplant ist.

Zumindest noch grantig

Die Wienerinnen und Wiener leben also vielleicht nicht mehr in der lebenswertesten Stadt, das Liebenswerte kann man ihnen jedoch nicht absprechen.

Aber das sollte man eh nicht zu laut sagen. Sonst verlieren wir am Ende den Titel „Grantigste Stadt der Welt“ auch noch. Und das wäre der eigentliche Schocker.

Kommentare