Wien: U-Haft für Eltern, die 23-Jährige misshandelt haben sollen

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Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr wurden als Haftgründe genannt. Das aus Afghanistan stammende Paar soll die Tochter regelmäßig gequält haben.

Das Landesgericht für Strafsachen hat am Montagabend über die Eltern, die ihre mittlerweile 23 Jahre alte Tochter in Wien-Döbling jahrelang misshandelt haben sollen, die U-Haft verhängt. Das teilte Gerichtssprecher Christoph Zonsics-Kral der APA mit. Als Haftgründe wurden laut Zonsics-Kral Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr angenommen. Der 53 Jahre alte Vater und seine um ein Jahr jüngere Ehefrau bestreiten die Vorwürfe.

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Die beiden waren am Wochenende auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien unter dem Vorwurf der fortgesetzten Gewaltausübung festgenommen worden, nachdem ihre Tochter eine Polizeiinspektion aufgesucht und gegen die Eltern Anzeige erstattet hatte. Die Tochter dürfte seit ihrer Kindheit unter dem strengen Regime der beiden gelitten und Gewalt erfahren haben. Sie soll seit rund zehn Jahren regelmäßig geschlagen und gequält worden sein. Verbale Demütigungen standen offenbar auf der Tagesordnung. Der Vater soll dem Mädchen bzw. der jungen Frau strafweise Ohrringe vom Ohrläppchen gerissen oder die Tochter mit einem Gürtel gezüchtigt haben, wenn sie nicht seinen Vorgaben und Wertvorstellungen entsprach. Sie soll auch für mehrere Tage in die Wohnung gesperrt und ihrer Freiheit beraubt worden sein.

"Es ist nicht auszuschließen, dass religiöse und ideologische Hintergründe eine Rolle gespielt haben", hatte die Landespolizeidirektion am Wochenende erklärt. Die Eltern sind formell staatenlos, stammen aber ursprünglich aus Afghanistan. Die Tochter wirft den beiden auch vor, sie habe unter Androhung von Gewalt für sie Kredite bei einer Bank aufnehmen müssen.

Freiheitsentziehung

Ermittelt wird gegen das Paar neben fortgesetzter Gewaltausübung und Freiheitsentziehung auch in Richtung schwere Erpressung und schwerer Nötigung. Das LKA, Außenstelle West, führt die weiteren Ermittlungen. Die 23-Jährige befindet sich mittlerweile in einem Frauenhaus.

Die Wiener Polizei sieht sich als Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar. Die Kriminalprävention des Landeskriminalamt Wiens bietet darüber hinaus persönliche Beratungen unter der Hotline 0800-216346 an. Weitere Ansprechstellen sind die Frauenhelpline (0800-222555) sowie die Wiener Interventionsstelle/Gewaltschutzzentrum (0800-700217), Opfer-Notruf: (0800-112112) und der Notruf des Vereins der Wiener Frauenhäuser (057722).

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