Wieder Erdbeben: Scheiben zitterten

Und wieder bebte die Erde: Gegen 19.17 Uhr fingen die Scheiben an zu scheppern – erneut war Ebreichsdorf, Bezirk Baden, am stärksten betroffen. Aber auch in Wien und im Burgenland war das Beben noch spürbar. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erreichte es eine Stärke von 4,2.
Scheppern
„Diesmal war es massiv“, bestätigt der Ebreichsdorfer Bürgermeister, Wolfgang Kocevar. Er war gerade mit einigen Politikerkollegen bei einer Sitzung im Rathaussaal. „Plötzlich haben die Scheiben und die Gläser angefangen zu scheppern. Der Saal hat massiv gebebt.“
Das Beben kam Kocevar diesmal besonders lang vor. „Gefühlsmäßig waren das locker 20 Sekunden. Es hat zwischendurch nachgelassen und dann noch einmal voll angefangen.“ Die Sitzung sei rasch zu Ende gewesen.
Auch zahlreiche kurier.at-User aus Wien und NÖ meldeten ein deutliches Beben, das in zwei Wellen wahrgenommen wurde.
Schäden wurden laut Feuerwehr keine gemeldet – allerdings hätten sich viele besorgte Bewohner in Ebreichsdorf telefonisch gemeldet. Die Gemeinde steht in Kontakt mit der Landeswarnzentrale und will einen entsprechenden Link auf der Gemeinde-Homepage platzieren – mit direktem Draht zur Hilfestellung im Schadensfall.
Nachbeben
Mittwochabends wurde ein weiteres Erdbeben im Raum Ebreichsdorf gemeldet. Es ereignete sich um 21.42 Uhr und hatte die Stärke von 2,9. Ebreichsdorf erwischte es innerhalb von nur wenigen Wochen bereits zum zweiten Mal. Am 20. September bebte im südlichen Niederösterreich schon einmal die Erde. Exakt um 4.06 Uhr waren die Bewohner aus dem Schlaf gerissen worden. Das Beben hatte eine Stärke von 4,3.
Und auch Mittwochfrüh kam es zu kleineren Beben mit der Stärke von 2,0 und 2,1. Laut Wolfgang Lenhardt von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sind in der Zwischenzeit auch mehrere kleinere Schadensmeldungen eingegangen. Dabei handle es sich allerdings nur um "kosmetische Schäden", erklärte Lenhardt. "Vereinzelt gab es feine Risse im Verputz", so der Seismologe.
Vor 41 Jahren bebte in Ostösterreich die Erde heftig. Die Erdstöße erreichten damals eine für unsere Breiten beeindruckende Stärke von 5,3 auf der Richterskala. Verletzt wurde zwar niemand, aber die Schäden waren beträchtlich. Das stärkste Erdbeben in der Alpenrepublik war laut Rekonstruktion der ZAMG im Jahr 1201 mit einer Magnitude von 6,1 (nach Richter) und mit dem Epizentrum Katschberg in Kärnten.
Das Epizentrum am 16. April 1972 lag in der Buckligen Welt, in Seebenstein, doch die Erschütterungen waren bis Wien zu spüren, wo es als stärkstes Beben des 20. Jahrhunderts galt. In Guntramsdorf und in Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein, zwei Eisenkreuze fielen von den Türmen der Kirche. In Katzelsdorf brach eine Statue vom Kirchturm ab, auch die Kirche in Seebenstein erlitt beträchtlichen Sachschaden. In Wiener Neustadt musste die Bundesstraße stundenlang gesperrt werden, weil man mit der Beseitigung von Gebäudetrümmern beschäftigt war. Im Dom fielen während des Gottesdienstes Mauerteile herab, parkende Autos wurden durch Bauteile beschädigt.

In Wien dauerten die stärksten Bodenbewegungen fünf Sekunden. Leonard Bernstein, der gerade ansetzte, Mahlers Fünfte im Musikvereinssaal zu dirigieren, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Dennoch musste die Feuerwehr hunderte Male ausrücken, um eingestürzte Rauchfänge und herabgefallene Dachziegel zu beseitigen. Zwanzig Meter der Balustrade an der Universität Wien stürzten ebenfalls in die Tiefe.
Weitere schwere Erdbeben in Österreich (eine Auswahl):
1267 Steiermark, Epizentrum Kindberg, Magnitude 8,1: dürftige Berichte über Schäden
1590 Niederösterreich, Epizentrum Riederberg, Magnitude 5,8: schwere Zerstörungen auch in Wien, zeitgenössische Berichte über mehrere Todesopfer
1670 Tirol, Epizentrum Hall, Magnitude 5,2: Berichte über viele Obdachlose
1689 Tirol, Epizentrum Innsbruck, Magnitude 5,2: beim Einsturz eines Wirtshauses sterben in Innsbruck zehn Personen
1927 Niederösterreich, Epizentrum Schwadorf, Magnitude 5,2: in Schwadorf sämtliche Gebäude beschädigt, auch Nachbarorte betroffen
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