Unsanierte Altbauwohnungen: Boku-Messung zeigt Auswirkung von Hitze

Die Hitzewelle hat zu sehr hohen Temperaturen in schlecht sanierten Altbau-Wohnungen geführt. Das zeigte eine Temperaturmessung der Universität für Bodenkultur (BOKU), die derzeit zusammen mit Greenpeace und der Volkshilfe in neun Wiener Wohnungen durchgeführt wird.
In vier der untersuchten Wohnungen hatte es demnach über 30 Grad, wie es am Freitag in einer Aussendung hieß.
Rasch erhitzt, langsam abgekühlt
In der aktuellen Hitzewelle kletterten die Temperaturen bei den Messungen in allen unsanierten Altbau-Wohnungen auf über 27 Grad. Die unterschiedliche Tages-Hitzebelastung wurde auch im Vergleich einer schlecht isolierten Altbau-Wohnung im dicht bebauten Gebiet mit einer Neubau-Wohnung sichtbar.
Die Altbauwohnung erhitzte sich im Vergleich extrem rasch, kühlte aber nur langsam ab. Zwischen Donnerstag 8.00 Uhr und Freitag 8.00 Uhr war es demnach in der Altbau-Wohnung an über 15 Stunden heißer als draußen, während es nur rund elf Stunden in der Neubau-Wohnung waren.
Unter den untersuchten Wohnungen befanden sich auch welche von armutsbetroffenen Familien, die sich auf hohe Temperaturen über einen langen Zeitraum aufheizen. "Denn Hitze und Armut sind eine gefährliche Kombination. Kühlung, Sanierung und Umzug sind für viele nicht leistbar", hieß es.
Greenpeace fordert Sanierungsoffensive
Greenpeace und Volkshilfe fordern die Bundesregierung auf, statt umweltfreundliche Förderungen zu streichen, in eine Sanierungsoffensive zu investieren. "Wer im unsanierten Altbau lebt, ist über Wochen in der Hitze gefangen. Die Bundesregierung darf ihre Augen vor der immer heißer werdenden Realität nicht verschließen. Statt beim Klimaschutz zu kürzen, muss die Bundesregierung Sanierungen fördern", so Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Klimaprotest Freitagfrüh
Auch bei der am Freitagvormittag stattgefundenen Klimaschutzdemonstration der Umweltbewegung Fridays For Future waren die Extremtemperaturen Thema. Aktivistinnen und Aktivisten versammelten sich in der Wiener Innenstadt vor dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Klimaschutz, um für das Einhalten der Klimaziele 2040 - unter anderem die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent - und gegen "Schlupflöcher" durch Zukauf internationaler CO2-Zertifikate zu demonstrieren.
Unter dem Motto "Aufwachen" adressierten die Aktivisten Bundesminister Norbert Totschnig (ÖVP) und die Bundesregierung. "Wenn Totschnig denkt, er kann Ziele und Regierungsversprechen herumschieben, wie es ihm passt, hat er die Rechnung ohne die Realität und das Menschenwohl gemacht. Es ist wie mit der Rettung beim Hitzschlag - die rufen wir auch nicht ein paar Minuten später, weil es uns gerade unbequem ist", so Sprecherin Laila Kriechbaum. Klimapolitik müsse eine Grundhaltung sein, da die Klimakrise alle Lebensbereiche betreffe.
Kommentare