Schikanen am Wiener Gürtel: Wo es für Radfahrer nach wie vor gefährlich ist

Der gute alte Gürtel-Radweg ist um eine Facette bzw. um eine rund 300 Meter lange Begradigung reicher: Auf dem inneren Neubaugürtel können Radler seit Mittwoch, 10 Uhr, die zuvor äußerste Fahrbahn der Autofahrer in beiden Richtungen nützen.
„Damit konnten wir eine der wichtigsten Engstellen in der Stadt beseitigen“, zeigte sich Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) nach ihrer Erstbefahrung hoch zufrieden. Der Radweg ist baulich durch bemalte mobile Betonwände vom Kfz-Verkehr getrennt.
„Diese Art von Radweg ist ein Vorbild für die nächsten Jahre“, ließ die Ressortchefin durchblicken. In Zeiten, in denen gespart werden muss, ginge es auch um Lösungen, die weniger Geld kosten.
Ein Erfahrungsbericht
Eine Recherche des KURIER zeigt: Allein am Gürtel kann Ulli Sima ihre Ankündigung gleich an mehreren Passagen umsetzen. Immerhin ist die Legislaturperiode noch jung.
Für Radler gilt am Gürtel schon seit fünfzig Jahren: Mensch ärgere dich nicht, und das gefühlt bei jeder zweiten Kreuzung. Wer täglich mit seinem Fahrrad vom Westbahnhof kommend in Richtung Nussdorf fahren muss, ist nicht zu beneiden.

Neubaugürtel: Start gelungen. Zwar hat die Stadträtin bei ihrer ersten Fahrt an drei von fünf Ampeln Rot. Egal, ihr neuer Pop-up-Radweg ist für die Steuerzahler kosten- und die Radfahrer nervenschonend.
Emil-Maurer-Park: Noch einmal Glück. Der Zwei-Richtungs-Radweg ist zwar laut Markus Reiter, grüner Bezirksvorsteher des siebenten Bezirks, „mehr als zehn Jahre alt“, aber gut. Er ist ungefähr so wie ein Sechser beim Würfeln: Nochmals sechs Felder vorrücken!

Kreuzung Märzstraße: Die Ampel ist immer rot, weil fast alle Ampeln am Gürtel auf das Tempo des Autoverkehrs abgestimmt sind.
Urban-Loritz-Platz: Obacht, sehr gefährliche Kreuzung mit querenden Trams, Fußgängern und Autos. Ampel ist auch oft rot. Zwei Minuten Zeitverlust.
Hauptbücherei: Achtung, Schikane! Hier könnte Stadträtin Sima auch einmal ein neues Stückerl Radweg eröffnen. Roland Romano von der Radlobby Wien ist jedoch skeptisch. Seiner Erinnerung nach ist in der vergangenen Legislaturperiode auf dem Gürtelradweg „nicht sehr viel gelungen“.

Burggasse: Obacht, sehr gefährliche Kreuzung! Ampel immer Rot! Muss man auch aussitzen.
Koppstraße: Detto.
Thaliastraße: Detto.
Ottakringer Straße: Detto.
Hernalser Hauptstraße: Detto.

Leo-Slezak-Gasse/Borschkegasse: Schikane! Es ist ein Wunder, dass hier noch nicht mehr passiert ist. Bei der Fahrt durch die Stadtbahnbögen ist die Sicht eingeschränkt. Beim „Mensch-ärgere-Dich würde es heißen: Zurück zum Start!

Währinger Gürtel: Zuerst dreimal Rot bei den Kreuzungen vor, beim und hinter dem Eingang zur U-Bahn-Station Währinger Straße. Dann immerhin freie Fahrt auf dem zeitgemäßen Zwei-Richtungs-Radweg.

Währinger Gürtel: Doch am Ende wieder eine lästige Schikane, die sich leicht begradigen ließe.
Nußdorfer Straße: Riskanter Slalom an der U-Bahn-Station, zwei Standeln und einer Busstation vorbei. Wer auch die finale Ampel-Tortur heil übersteht, hat praktisch gewonnen.
Der KURIER freut sich mit allen, die täglich unfallfrei über den Gürtel radeln!
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