250 Meter Radweg, die Wiens Radlern sieben Ampeln ersparen werden

46-215577295
Mobilitätsstadträtin Ulli Sima freut sich – und wartet auf einen Anruf des Bürgermeisters.
Von Uwe Mauch

Gleich drei Bezirksvorsteher, dazu die Mobilitätssprecherin der Neos und nicht zuletzt Stadträtin Ulli Sima (SPÖ): ganz schön viel personeller Aufwand für einen Radweg, der noch nicht gebaut ist und der gerade einmal 250 Meter lang sein soll.

46-215577296

Schikane beim Bahnhof

Doch haben es die 250 Meter am Neubaugürtel in sich. Das weiß auch die nach viereinhalbjähriger Legislaturperiode auf ihrem Rad bereits relativ sattelfeste Mobilitätsstadträtin: „Wenn ich auf dem Gürtel von Ottakring zum Wiental radle, muss ich beim Westbahnhof gleich sieben Ampeln passieren.“

Zwar ärgern sich Wiens Radfahrer schon länger als viereinhalb Jahre über diese Schikane, die Radlobby Wien fordert bereits seit zwanzig Jahren eine Lösung, der Zeitpunkt für den neuen Radweg ist allerdings ideal: In wenigen Tagen werden die Gerüste der Baustelle für die neue Wohnhausanlage „Sophie 7“ abgebaut, und die rechte Gürtel-Fahrbahn wird wieder für den Autoverkehr geöffnet. Dafür verlieren sie die ganz linke Fahrbahn an die Mitmenschen, die mit dem Rad unterwegs sind.

46-215577006

Man hört das Maulen der Kraftfahrer öfters bis ins Büro von Ulli Sima, gar nicht wenige wählen sozialdemokratisch. Doch an dieser Stelle des Gürtels kann die Stadtpolitikerin relativ gut kontern: „Schon in den vergangenen eineinhalb Jahren gab es für Autofahrer eine Fahrbahn weniger. Und das hat nicht zu Staus geführt.“

Ein weiteres Argument für den 250 Meter langen Zwei-Richtungs-Radweg (mit baulicher Abgrenzung durch Betonleitwände): er soll bereits in drei Wochen befahrbar sein, und er wird den Steuerzahlern nicht viel kosten: „Aufwändig sind nur die neuen Ampelanlagen.“

Radweg Heigerleinstraße

Und wohin geht die Reise der radelnden Stadträtin? Sie sagt zu den anwesenden Medienvertretern, „dass wir uns – hoffentlich – dann bei der Eröffnung des Radwegs wieder sehen.“ Das Wort „hoffentlich“ bezieht sich dabei eher nicht darauf, dass die Baufirmen nicht fristgerecht mit dem Umbau fertig sein werden, sondern auf ihre eigene berufliche Zukunft, wie Ulli Sima dem KURIER verrät: „Ich weiß es ehrlich selbst noch nicht, ob – und wenn ja – in welcher Funktion ich der neuen Stadtregierung angehöre.“

Sie wartet auf den Anruf ihres Chefs, von Bürgermeister Michael Ludwig: „Wir erfahren es immer am Ende, wenn die Felle verteilt werden.“

Herauszuhören ist: Jetzt, wo sie die Liebe zum Fahrrad endgültig entdeckt hat, will Sima weiterhin neue Radwege eröffnen, auch wenn diese nur wenige Meter lang sind.

Zu tun gäbe es ja genug, wie der Wiener Rad-Lobby-Sprecher Roland Romano am Rande der Pressekonferenz zwischen innerem und äußerem Gürtel moniert. Romano führt in seiner Radtasche eine lange Liste mit sich, die auf Rad-Engpässe in Wien hinweist. Einige würden sich auch schnell lösen lassen.

Kommentare