Wien fordert 1.000 neue Lehrer-Planstellen

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS)
Wiederkehr: Zusätzliche Ressourcen wegen Bildungsrückständen durch Pandemie und Betreuungsbedarf für ukrainische Schüler nötig. Polaschek: Stadt kann auch selbst anstellen.

Wien fordert vom Bund 1.000 zusätzliche Lehrer-Planstellen. Die neuen Posten seien nötig, um den ständig wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, so Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) zur APA. Begründet wird der Ressourcenbedarf mit der Pandemie - aber auch mit dem Betreuungsaufwand für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zeigte sich gesprächsbereit, verwies aber darauf, dass Wien auch selbst Lehrer anstellen könne.

Lernrückstände durch Pandemie

Die Corona-Förderstunden, so betonte Wiederkehr, seien hilfreich gewesen. Der Bedarf an zusätzlichem Personal sei aber unverändert da, weil die Auswirkungen der Pandemie auf das Bildungssystem noch immer stark spürbar seien - etwa durch Lernrückstände, die sich durch Distance Learning ergeben hätten. Akut werde der Bedarf nun aber auch durch Menschen, die aus dem Kriegsgebiet nach Österreich kommen.

Geflüchtete in Wiener Schulen

Polaschek betonte am Rande einer Pressekonferenz am Dienstag, dass Wien bereits durch das "100-Schulen-Projekt" zur Förderung benachteiligter Standorte zusätzliche Mittel bekommen habe. Auch für den Unterricht ukrainischer Schülerinnen und Schüler stelle man Ressourcen bereit - wenn es im Herbst durch steigende Flüchtlingszahlen einen Mehrbedarf gebe, werde man sich das auch ansehen. Gleichzeitig verwies Polaschek aber auch darauf, dass die Stadt auch selbst zusätzliche Lehrkräfte anstellen könne. Auch andere Bundesländer würden über das vom Bund zur Verfügung gestellte Kontingent hinaus Lehrer selbst finanzieren.

Wiederkehr verwies darauf, dass die Bundeshauptstadt bei der Aufnahme von Geflüchteten die für die Bundesländer vorgesehenen Quoten bei weitem übererfülle. Dies habe massive Auswirkungen auf das Bildungssystem, warnte er. Nötig sei etwa eine bessere Verteilung der Schulkinder auf alle Schultypen. "Wir sind klar für ein Aussetzen der Verpflichtung zu Deutschförderklassen, damit sich Bundesschulen leichter tun, ukrainische Schülerinnen und Schüler in den Regelklassen zu integrieren", hielt der Stadtrat fest.

Viele Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS) würden derzeit nämlich maximal nur sieben Kinder aus der Ukraine aufnehmen, denn ab dem achten müssten sie eine Deutschförderklasse eröffnen. Somit würden Kinder unabhängig von ihren Bildungshintergründen an die Mittelschulen kommen - die ohnehin schon vor großen Herausforderungen stünden, wie er beklagte. "Hier verlangen wir von Bildungsminister (Martin, Anm.) Polaschek mehr Praxisnähe in der Umsetzung."

Wiederkehr zeigte sich erfreut, dass schon zahlreiche Kinder und Jugendliche ins Schulsystem aufgenommen worden seien. Wien habe rasch Informationen im Web auf Deutsch und Ukrainisch angeboten, hob er hervor. Aktuell gibt es in Wien Schulplätze für 2.128 aus dem Land geflüchtete Kinder. Zudem seien 74 Lehrpersonen wurden neu angestellt worden - unter anderem Pädagogen, die aus der Pension zurückgeholt wurden bzw. Lehrkräfte mit der Muttersprache Ukrainisch.

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