Wie Wiens Güterverkehr mehr auf die Schiene verlagert werden soll

Ein Arbeiter steht neben einem LKW von Unit Cargo, der auf einem Zugwaggon verladen wird.
Zwei Drittel der Wiener Speditionen nutzen für Lieferungen nicht die Bahn. Gerade kleine Betriebe stehen vor großen Herausforderungen.

Am Dienstagabend wurde ein Lkw-Anhänger von Wien auf die Reise nach Düsseldorf geschickt. Was alltäglich klingt, sei in Wirklichkeit „historisch“, sagt Davor Sertic, Geschäftsführer des Wiener Logistik-Unternehmens Unitcargo.

Die Ladung wird nämlich nicht auf der Straße nach Deutschland verfrachtet, sondern auf Schiene. Etwas, das Unitcargo bisher noch nie gemacht hat. Für eine Spedition im KMU-Bereich – also Klein- und Mittelunternehmen bis 249 Mitarbeiter – sei es sehr schwierig, auf die Schiene umzusteigen, sagt Sertic. Anhänger werden normalerweise mit dem Kran auf den Zug gehoben. Die wenigsten kleineren Unternehmen haben aber dafür vorgesehene Lkw. Tatsächlich wären 80 Prozent des Güterverkehrs auf den Straßen Europas nicht kranbar (wie das im Fachjargon heißt), erklärt Bruno Weissmann von der Firma Helrom.

Das Unternehmen hat darum eine Technologie entwickelt, mit der die Fracht auch ohne Kran – nämlich über eine Rampe – auf die Züge verlagert werden kann. Dadurch muss von den Speditionen nicht in die Aufrüstung investiert werden.

Helrom betreibt derzeit die Strecke zwischen Wien und Düsseldorf. Bei den hiesigen Unternehmen gibt es durchaus Potenzial: Laut Wirtschaftskammer Wien verzichten derzeit zwei Drittel der Wiener Speditionen auf intermodalen Güterverkehr – also einen Mix aus Straße und Schiene. Als Grund dafür gaben bei einer Umfrage 88 Prozent an, dass sie keine kranbaren Einheiten hätten.

Unitcargo befindet sich nun in der Pilotphase und will nach und nach immer mehr auf die Schiene umsteigen. „Das ist der erste Schritt, um unser Ziel zu erreichen, bis 2030 die weltweit erste CO2-freie Spedition zu sein“, sagt Sertic.

Emissionen einsparen

Laut Universität für Bodenkultur kann das Unternehmen durch die Beförderung mit dem Zug auf einer Strecke von 930 Kilometern rund 737 Kilogramm CO2 einsparen. Das ist ungefähr so viel wie auf einem Flug von München nach Athen.

Es gebe aber nicht nur einen ökologischen Nutzen beim Umstieg auf die Bahn, so Sertic. Auch Kunden würden immer mehr fordern, dass man bei der Beförderung der Güter Emissionen einspart. Wer das Klima schützt, habe mittlerweile einen Wettbewerbsvorteil. Zudem könne man auch dem Lkw-Fahrermangel entgegenwirken. Unitcargo hat im Vorfeld des Projekts Fahrer befragt, welche Aspekte die Branche unattraktiv machen. „Gleich nach der Bezahlung ist gekommen, dass man wegen der langen Strecken nie Zuhause ist“, sagt Sertic.

Im konkreten Fall müssten die eigenen Fahrer jetzt nur noch von Rumänien nach Österreich fahren und sparen sich die Strecke weiter nach Deutschland.

Sertic, der auch Verkehrsobmann der Wiener Wirtschaftskammer ist, will nun auch andere kleinere Speditionen für Intermodalität begeistern. Im Herbst soll dafür die Arbeitsgruppe „KMU goes intermodal“ ins Leben gerufen werden.

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