Wenn der Jobberater abends klingelt

Wenn der Jobberater abends klingelt
In einer Hausbesuchsaktion hilft der Wiener waff Menschen, die sich beruflich verbessern wollen.

Normalerweise stoßen abendliche Hausbesuche von Fremden nicht gerade auf große Begeisterung. Den Mitarbeitern des „Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds“ (waff), die mit ihren roten Westen am Dienstagabend in einem Altbau-Grätzel rund um die Hernalser Gschwandergasse ausschwärmen, öffnen sich dann doch rund 200 Türen für ein kurzes Gespräch mit den Mietern.

Geht es doch bei der Aktion nicht um Spenden oder Wahlwerbung, sondern um Hilfe für schlechter qualifizierte Arbeitnehmer, um mit Weiterbildungsangeboten ihre Chancen im Job zu verbessern. Wer sich dafür interessiert, wird gleich zu einem Beratungsgespräch in den Räumlichkeiten des nahe gelegenen Vereins „Mitten in Hernals“ eingeladen. Ein Angebot, das am Dienstagabend immerhin rund 20 Personen nutzen.

Wenn der Jobberater abends klingelt

Peter Schmidt bei einem Beratungsgespräch

Einer davon ist der 43-jährige Tarek Elogial. „Ich will mich beruflich verändern, weil wir mittlerweile drei Kinder haben“, erzählt der gebürtige Ägypter, der seit neun Jahren in Österreich lebt. „Ich würde gerne in einem Büro arbeiten, habe aber mit dem Schreiben noch Probleme.“ Die Mitarbeiter des waff vereinbaren einen Termin mit ihm, um zu klären, welche Weiterbildungsangebote für ihn am besten passen.

Gerade in solchen eher strukturschwächeren Grätzeln wissen schlechter qualifizierte Arbeitnehmer oft nicht, wohin sie sich wenden können und dass der waff Kurse für sie finanziert. Deshalb hat man vor rund zwei Jahren die Hausbesuchsaktion „Ihre Chance kommt“ ins Leben gerufen, bei der die Menschen daheim aufgesucht werden.

Bisher lief die Aktion nur in Gemeindebauten, wo die Mitarbeiter des waff in den vergangenen 24 Monaten an nicht weniger als 60.800 Türen klopften und rund 1000 Beratungsgespräche führten. Jetzt wird sie auch auf Altbaugrätzel und Genossenschaftsbauten ausgeweitet.

„Unsere Klientel umfasst alle Bevölkerungsschichten – vom Pflichtschulabbrecher bis zum Uni-Absolventen, der völlig unter seinen Qualifikationen als Verkäufer arbeitet“, erzählt waff-Berater Peter Schmidt, der an diesem Abend die rund 15-minütigen Gespräche im Vereinslokal durchführt. Entsprechend breit sind die Anliegen, die seine Klienten ihm entgegenbringen. „Manche brauchen Hilfe dabei, dass ihre Ausbildung im Ausland in Österreich anerkannt wird. Andere wiederum wollen ihren Pflichtschulabschluss nachholen. Manchmal geht es einfach darum, die Deutschkenntnisse zu verbessern“, sagt der Berater.

 

„Meistens haben wir es mit eher jüngeren Menschen Mitte 30 zu tun“, erzählt Matthias Szabo. Er gehört von Anfang an zu den sogenannten Promotoren, die an die Türen klopfen. Damit die Bewohner nicht ganz überrumpelt werden, wird die Besuchsaktion einige Tage davor mit Flyern im Haus angekündigt. „Trotzdem ist es schon einmal passiert, dass uns jemand in Unterwäsche geöffnet hat.“

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