Hanke: „Segmentierung von Arbeitslosen ist respektlos“

Hanke: „Segmentierung von Arbeitslosen ist respektlos“
Wiens Wirtschaftsstadtrat ist klar gegen die Computer-Bewertung von Jobchancen

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) erläutert den Sinn der Aktion „Ihre Chance kommt“ und übt scharfe Kritik an der Bundesregierung.

KURIER: Welchen Zweck verfolgen Sie mit der Hausbesuchsaktion des waff?

Peter Hanke: Dass wir direkt zu den Menschen kommen. Das Besondere an dieser Aktion ist: Es gibt keine Hemmschwelle. Wir klopfen an und fragen, was wir tun können. Entweder im Fortbildungsbereich oder bei der Jobsuche. Das sind Möglichkeiten, die man sofort nutzen kann. Wenn jemand nicht zu Hause ist, wird ein Aufhänger mit unserer Kontaktadresse hinterlassen.

Wird dieses Service auch angenommen?

Man sieht, die Beratungskojen sind voll. Die Aktion ist Ausdruck des Respekts, den wir der Wiener Bevölkerung entgegenbringen sollen.

Wollen Sie damit auch einen Kontrapunkt zu der Arbeitsmarktpolitik des Bundes setzten? Stichwort: Einteilung der Jobchancen von AMS-Klienten in drei unterschiedliche Kategorien per Computer.

Ich halte diese Segmentierung für wirklich schlecht und respektlos den Menschen gegenüber. In die Kategorie C fallen ja Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die älter als 50 Jahre sind oder andere Erschwernisse haben, wegen denen sie nicht in den Arbeitsmarkt finden. Dort muss man am dringlichsten helfen. Langzeitarbeitslosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem, dem wir entgegenwirken müssen.

Was macht Sie so sicher, dass Menschen in der Kategorie C tatsächlich schlechter betreut werden?

Jeder hat das Recht auf Arbeit und muss die gleichen Chancen haben. Im C-Segment müssen wir noch mehr tun, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Wenn ich aber sehe, dass das AMS seine Mittel kürzt, wird für dieses Segment nicht mehr Geld übrig bleiben.

Sie haben Ihre Bedenken in einem Brief an Sozialministerin Beate Hartinger-Klein ( FPÖ) kundgetan. Wie war die Reaktion darauf?

Noch habe ich keine. Ich weiß aber, dass Ministerien viele Aufgaben haben, und gehe davon aus, dass noch eine Reaktion kommen wird.

Kommentare