Warten auf Tag X: Wie sich Wirte vorbereiten

Warten auf Tag X: Wie sich Wirte vorbereiten
Endlich ist es so weit: Die Gastronomie sperrt auf. Der KURIER hat sieben Wirte bei den Vorbereitungen besucht.

Mozart&Meisl

Wien-Döbling. Im Ampelsystem – also in Rot und Grün – zeigen ab sofort die Gastgarten-Tische im Mozart&Meisl an, wo sich die „Danger Zone“ befindet – und an welchen Plätzen der Sicherheitsabstand gewahrt ist.

So wollen Lokalbetreiber Daniel Aleksic und sein Geschäftspartner Alexander Nadrchal sicher gehen, dass die Distanz zwischen den Gästen gewahrt wird.

Das ist dieser Tage auch wichtig, denn das Lokal wird voll sein – zumindest so voll wie erlaubt: „Gleich nachdem verkündet wurde, dass wir ab Freitag wieder aufsperren dürfen, waren alle Tische reserviert“, sagt Aleksic. Gar nicht so einfach war es hingegen, genug Ware zu bekommen. „Wir haben Gott sei Dank schon früh eingekauft. Andere Kollegen werden nicht so einfach jene Lebensmittel bekommen, mit denen sie sonst arbeiten.“

Im Mozart&Meisl ist man jedenfalls guter Dinge und hat die Öffnungszeiten angepasst. Sonst war das Lokal ab 18 Uhr eher eine Anlaufstelle

für Nachteulen. Ab sofort gibt es schon ab 12 Uhr mittags das berühmte Beef Tatar. Was die nächsten Wochen bringen werden, ist offen, aber: „Wir sind motiviert und freuen uns.“ 

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Das Kolin 

Wien-Alsergrund. Dieter Elsler hat in den vergangen acht Wochen nachgedacht. Viel nachgedacht. Nun darf er seinen Gästen die Resultate servieren. Die da wären:  Ein unkonventioneller Umgang mit den Corona-Vorschriften. Und: neue Speisen. 
Um  zwischen den Gästen genug Distanz zu garantieren, hat Elsler die
 80 Sitzplätze auf 46 gekürzt. Überzählige Tische wegzuschaffen, war ihm aber zu mühsam. Daher lässt  er dort Schaufensterpuppen Platz nehmen – in Dirndln von  Hanna Trachten. Diese Modenschau bei Tisch soll die Manufaktur darüber hinwegtrösten, dass das   Oktoberfest (ein wichtiger Umsatzbringer) ausfällt.    
Im Freien kann Elsler – trotz Abstandsregel – nun sogar mehr Gäste bedienen. Er nutzt den Gastgarten der Bar K7  nebenan mit. Auch sie profitiert: Der Chef bringt zum Essen Drinks.  Im Kolin liest 
man die Getränke-Auswahl  nun übrigens  (völlig kontaktlos) vom Kellner ab. Anstatt die Karte zu laminieren,  ließ sie Elsler auf T-Shirts drucken.  
 Neu in der Speisekarte: hausgemachte Nudeln und selbst gebackenes Brot – ein lang gehegter Wunsch Elslers. „Während des  Betriebs ging sich das nie aus.“ 

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Lounge Gersthof

Wien-Währing. Es war eine existenzbedrohende Situation, der sich Wirte in den letzten Wochen stellen mussten. Das bestätigt auch Malek Assad, den Betreiber der Lounge Gersthof: „Wir haben aber versucht, das Beste daraus zu machen und haben die Zeit genutzt.“

Damit spricht der Wirt auf die Renovierungs- und Reinigungsarbeiten an, die er und sein Team in den letzten Wochen im Lokal durchgeführt haben. Einige Stammgäste hätten bereits für den Eröffnungstag reserviert und Assad hofft auch auf Laufkundschaft. Was die Hygienemaßnahmen betrifft, sei man jedenfalls vorbereitet: „Ich stelle natürlich allen Mitarbeitern Masken und Handschuhe zur Verfügung. Außerdem haben wir neue Sitzpolster gekauft und werden diese nach jedem Kunden desinfizieren“,  sagt der Wirt.

Als kleinen Gag, will Assad auch noch die Initialen und das Logo seines Lokals auf die Schutzmasken seiner Mitarbeiter drucken lassen.

„Ich hoffe, dass das Geschäft jetzt wieder anläuft. Es war eine schwierige Zeit, aber was ich so von meinen Gästen höre, freuen sich alle schon wieder endlich ins Lokal kommen zu können.“

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Rox Musicbar 

Vösendorf. Auch nach zwei Monaten Lockdown schauen die Blumen im Schanigarten der Rox Musicbar in der Kinowelt der Shopping City Süd noch frisch aus. Lokalinhaber Andreas Schutti war fast täglich dort, um nach dem Rechten zu sehen. „Ich habe Leitungen kontrolliert, Blumen gegossen, alles instand gehalten“, sagt er.  

Bei den Masken setzt der Lokalchef nicht auf Vollvisiere, sondern auf eine Art durchsichtiges Mundvisier (wie im Bild). „Es ist einfach wichtig,  ein Lachen zu sehen“, sagt er. „Außerdem gehen meine Kellner bis zu 25.000 Schritte am Tag. Das ist sehr sportlich, mit Stoffmaske wäre das anstrengend.“ Gäste kommen zwar erst ab heute, Freitag. 

Reger Betrieb herrscht im Lokal aber schon die ganze Woche. Nach einer Totalreinigung von oben bis unten ist nun alles bereit. 150 Reservierungen gibt es schon für den lang ersehnten Tag der Wiedereröffnung. Im Gegensatz zu anderen Lokalen, die direkt im Shopping Center sind, sind Reservierungen im Rox durchaus üblich. Damit das Lokal trotz Abstandsregeln gefüllt sein kann, stehen bereits mobile Plexiglaswände zwischen den Tischen

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Cafe Voodoo

Wien-Neubau. „Wer hustet, fliegt sofort raus, bei niesen gibt’s Lokalverbot“, schreibt Alex Wank, Betreiber des Voodoo, scherzhaft auf dessen Facebook-Seite. Die kultige Bar im 7. Bezirk ist ein klassisches Nachtlokal. „Zu mir kommen die Leute zum Biertrinken. Darum sperre ich auch nicht früher auf. Es bleibt bei 19 Uhr und um 23 Uhr ist  dann leider Schluss“, sagt Wank.

Deshalb steht er für die nächsten Wochen auch erst einmal allein in seiner Bar. Reservierungen sind zwar möglich, bisher aber eher nicht gefragt. Ins Voodoo komme man eben spontan, meint der Gastronom.

Abgesehen davon vertraue er nicht auf die große Gästeschar, die am kommenden Wochenende von vielen Wirten erwartet wird: „Mal schauen, wie lange dieser Hype um die Lokale anhält. Es ist klar, dass jetzt einmal alle essen oder etwas trinken wollen, aber man muss sich schon bewusst sein, dass viele Menschen im Moment einfach weniger Geld haben. Ich kann mir vorstellen, dass es in den nächsten Wochen dann wieder schlechter ausschaut, sagt Wank.  

Die Zapfanlagen des Voodoo, die  sind jedenfalls bereit für das ein oder andere Bierchen.   

Philipp Loidolt & Walter Hajek

Eisenstadt. „Corona sei Dank“, möchte man fast sagen, denn eines hat der per Eigendefinition „kleinsten Großstadt der Welt“ noch gefehlt, um mit Metropolen wie Barcelona & Co. mithalten 
zu können: das Strandfeeling. Dafür sorgt jetzt das Lokal Weinschwein auf der Fußgängerzone. 

Weil drinnen maximal 35 Sitzplätze zur Verfügung stehen und kreative Lösungen gefragt sind, wird in zwei Richtungen erweitert. „Wir bespielen künftig den gesamten 
Innenhof und in der Fußgängerzone werden Strandkörbe aufgestellt“, freuen sich die Gastronomen Philipp Loidolt und Walter Hajek auf das heutige Gastro-Comeback. 

Genau 2 Monate sind seit der traurigen Nachricht auf Facebook, dass das Lokal „bis auf Weiteres“ geschlossen werde, vergangen. „Und heute sind wir voll ausreserviert und guter Dinge für die kommende Zeit“, sagt Loidolt. Nur schade, dass das angesagte Wetter – trüb, regnerisch – für den Gastgarten nicht ideal sei. 

Innovationen gibt es nicht nur bei der Bestuhlung, sondern auch auf der Karte. Neben regionalen Gerichten wie Spargel finden sich da neuerdings auch Tapas – ein Sinnbild für die positiven Folgen der Krise. Michael Pekovics

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Kaffeebar Müller

Graz. Früher hatte Wolfgang Müller 68 Sitzplätze in seinem  Lokal in der Grazer Münzgrabenstraße – und bis zu 500 Kunden pro Tag. „Das wird auf keinen Fall mehr gehen“, sagt der Chef und rechnet damit, dass er maximal nur noch auf 28 Personen kommt, die er zeitgleich  bewirten darf.

Zwei Monate lang hatte die „Kaffeebar Müller“ geschlossen, die zwar nach Café klingt, aber ein Lokal mit Mittagsmenüs ist. Kurzfristig  ein Take-away-Geschäft einzurichten, hätte sich nicht rentiert, bedauert der Grazer. Heute, Freitag, exakt  6 Uhr, geht es aber wieder richtig los.  „Ich sperre wieder mit positiver Einstellung auf, aber auch  mit gemischten Gefühlen. Faktum ist, ich werde 100 Prozent der Kosten haben, aber wahrscheinlich nur 20 Prozent der Einnahmen.“ 

Apropos Einnahmen: 1.500 Euro bekam der Unternehmer aus dem Härtefallfonds. „Davon könnte ich nicht einmal die Miete bezahlen.“ Er hofft, dass die Gäste wieder kommen, und geht gleich einmal mit Beispiel voran. „Ich hab’ für die nächsten zwei Wochen in Lokalen von Graz bis Velden Tische reserviert. Ich will  nach den zwei Monaten auch selbst wieder raus.“Elisabeth Holzer

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