Zur Kritik der Opposition, wonach ihm und seiner Partei wahltaktische Überlegungen wichtiger wären als die Lösung der dringlichen Probleme in der Stadt, sagt Michael Ludwig mit einem Eis schmelzenden Lächeln: „Ich habe den Vertretern der Opposition zuletzt sehr genau zugehört. Aber wie man es macht, ist es für sie falsch.“
Gleichzeitig drangen aus dem Gemeinderatssaal, wo die dort tagende Versammlung am Dienstag aufgelöst wurde, die ersten Breitseiten der Opposition hinaus zum „Eistraum“. Den Grund für die vorgezogenen Neuwahlen sieht der FPÖ-Landesparteiobmann Dominik Nepp etwa in der „katastrophalen Budgetlage“ der Stadt Wien: „Im Juni müsste der Rechnungsabschluss veröffentlicht werden, dann würde die Wahrheit ans Licht kommen.“ Wien habe laut Nepp zuletzt 16 Milliarden Euro an Schulden angehäuft.
Kleine Schritte macht der Wiener Bürgermeister dann auch auf dem Weg runter vom Eis. Es gilt, wie gesagt: Keine kalten Füße holen, nur nicht ausrutschen!
Dem Freiheitlichen will Ludwig ausgerichtet haben: „Etliche Städte erkundigen sich bei uns, wie wir in Wien wirtschaften. Es kann also nicht ganz so schlecht sein, wie hier behauptet wird.“
Als alternative Juniorpartnerin der SPÖ sieht sich indes die Parteivorsitzende der Wiener Grünen, Judith Pühringer. Ihre Bilanz nach mehr als vier Jahren Koalition von SPÖ und Neos im Wiener Rathaus: „Klimapolitik ohne Verkehr, Bildungspolitik ohne Reformen und Budgetpolitik ohne Zukunft: Rot-Pink ist kein Gegenmodell zu einer blau-schwarzen Bundesregierung.“
Karl Mahrer von der ÖVP kritisiert, dass die SPÖ in Wien Politik nach „Gutsherrenart“ betreiben würde: „Die Begründung der Vorverlegung hat gezeigt, dass es der SPÖ Wien nur um Machtkalkül und politische Vorteile geht. Wien wird so in ein Wahlchaos gestürzt, mit einer Begründung, die keiner versteht.“
Traumhafte 42 Prozent
Mehrfach macht dann der Kritisierte darauf aufmerksam, dass Wiener Schulkinder, wenn sie mit ihrer Klasse auf den Rathausplatz kommen, von 10 bis 16 Uhr gratis eislaufen können. Die Botschaft ist klar: Seht her, wir bieten auch mit dem „Eistraum“ soziale Wärme in eisiger Zeit!
Und wieder wird der Bürgermeister gefragt, ob er die Eislaufschuhe nicht nur in die Kameras halten, sondern auch selbst anziehen mag. Trotz des von ihm vorzeitig eingeläuteten Wahlkampfs antwortet er, wie Politiker halt antworten: „Ich werde versuchen, mit meiner Frau am Abend bei romantischer Stimmung die eine oder andere Runde zu drehen.“
Am Ende hat Michael Ludwig noch einen Traum, eine Art „Eistraum“, hinsichtlich der Wahl am 27. April: „Es gilt, die 42 Prozent der letzten Wahl 2020 zu halten. Das wird schwierig genug.“
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