Treffpunkt Wien: Wo ein Strizzi Erdung findet

Schauspieler Christopher Schärf im Restaurant Dreiklang
Wie wenig Schauspielrollen mit der echten Person zu tun haben müssen, zeigte sich bei Christopher Schärf schon in der Wahl seines Lokals.
Ob in Krimiserien wie Tatort und Landkrimi oder der Tragikomödie „Nichts zu verlieren“: Der Schauspieler war zuletzt meist als Strizzi zu sehen. Als Typ, den man in schmuddeligen Cafés oder anrüchigen Beisln vermuten würde.
Vollwertprodukte und Zimmerbrunnen
Für das Gespräch mit dem KURIER lud er ins „ Dreiklang“: Ein helles, freundliches Restaurant mit Speisen aus Vollwertprodukten, einer Einrichtung aus Vollholzmöbeln und einem großen Zimmerbrunnen mitten im Lokal.
„Naja“, sagt er, „wenn ich einen Hardcore-Kiffer spiele und 60 Zigaretten am Tag rauchen muss, obwohl ich Nichtraucher bin, brauche ich danach etwas, das mich erdet.“ Tai-Chi- und Qi-Gong-Übungen – oder einen Besuch in seinem Lieblingslokal, „weil es hier wie bei der Mama schmeckt“.
Fokus auf Bio
In der Küche steht der Chef selbst, Herbert Hofer, gebürtiger Kärntner, der nach Wien kam, um Deutsch und Germanistik zu studieren. Schon während seines Studiums folgte er aber dem Ruf der Gastronomie, eröffnete mit Freunden das WUK-Beisl in der Währinger Straße und führt seit 27 Jahren das Dreiklang mit seinem Fokus auf Bio-Produkten.

Seit 27 Jahren versorgt Herbert Hofer seine Gäste mit Bio-Gerichten
Schärf muss nicht lange in die Karte schauen. Er wählt Bärlauch-Polenta und Avocado auf Roggenbrot als Vorspeise sowie Hirselaibchen mit Erdäpfel-Bärlauch-Kokos-Püree.
Fleisch steht seit 20 Jahren nicht mehr auf seinem Speiseplan. „Als Kind hätte ich das nie gedacht. Meine Mama war ja immer schon Vegetarierin und früher war ich komplett dagegen.“

Schärf schätzt vegetarische Spezialitäten
Wie es zu dem Wandel gekommen ist? „Das war eine Wette“, sagt er. „Nach der Schule war ich zunächst Lichttechniker beim Film. Das war irrsinnig anstrengend. Wir hatten teilweise 17-Stunden-Tage am Stück. Irgendwann haben wir begonnen, weniger Fleisch zu essen, um Energie zu sparen und nicht so schnell müde zu werden. Wir haben uns immer mehr angestachelt, gewettet, wer es länger aushält – und ich habe gewonnen.“ Er grinst.
Sich reinbeißen, auf eine Sache komplett einlassen: Das ist eine Eigenschaft, die ihn ausmacht – und die ihm immer wieder zugute kommt. Damals, als er sich nach den Jahren als Licht-Assistent einen Ruck gab, beschloss er, seinem Traum nachzugehen –„weil ich gewusst habe, dass ich es sonst einmal bereuen werde“. Gleich bei seinem ersten Casting wurde er für eine kleine Rolle in der Serie „Julia“ mit Christiane Hörbiger engagiert.
Acht Kilo Muskeln
Und auch später, als er sich etwa für seine Rolle als Polizist Heinz im Brenner-Krimi „Das ewige Leben“ in kürzester Zeit acht Kilo Muskeln antrainierte. „Wenn mich etwas interessiert, kann ich relativ obsessiv werden“, räumt er ein.
Wie er eigentlich zum Thema Film gekommen ist? „Das hat in meiner Kindheit begonnen“, sagt er und sticht mit Genuss in das Hirselaibchen. „Ich war sonst ja eher hyperaktiv, aber bei Filmen war ich wie gefesselt.“ In diese Welten wollte er so oft wie möglich eintauchen. „Am besten war es, wenn ich bei meinem Vater in Wien war. Der musste abends oft arbeiten. Und ich hab mir in der Videothek immer Filme ausgeborgt, die ich eigentlich noch nicht schauen durfte“, sagt er, grinst spitzbübisch und gibt für einen Moment zu erkennen, dass er der Strizzi, den er so oft spielt, ein bisschen doch auch ist.
Hintergrund: Schärf in TV und Serie
"Nichts zu verlieren": In der deutschen Tragikomödie von Wolfgang Murnberger ist Christopher Schärf als Ganove Tom an der Seite von Georg Friedrich zu sehen. Für diese Rolle erhielt er eine ROMY-Nominierung.
Aktuelle Projekte: Christopher Schärf spielt in der neuen Netflix-Serie Skylines mit. Gedreht wurde in Frankfurt, die Ausstrahlung ist für Ende des Jahres geplant. Demnächst beginnen auch seine Dreharbeiten für einen neuen Landkrimi.
Zum Lokal: Dreiklang in Wien-Alsergrund

Der Gastgarten des Dreiklang in der ruhigen Wasagasse
Die Speisen: Fokus auf Bio! Bärlauch-Polenta (14,50 €), Forelle mit Wirsingkohlgemüse und Erdäpfel (19,50 €).
Die Getränke: Kleiner Mokka (Fair Trade aus Südamerika, 2,40 €), Säfte von den Hof-Lieferanten (1/4 l, Apfel-Holunder 2,80 €)
Das Lokal: Rustikales Lokal in ruhiger Gasse. Grüner Schanigarten. Geöffnet Montag bis Freitag: 9 bis 22 Uhr.
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