Todesfall bringt Spital in Erklärungsnot
„Gesundheit kommt von Herzen“ lautet das Motto im Krankenhaus Göttlicher Heiland. Einem Mann, der gegenüber des Hernalser Spitals am Freitagabend einen Herzinfarkt erlitten haben dürfte, konnte man dennoch nicht helfen. Wie Puls4 berichtet, musste jene Passantin, die den Bewusstlosen in einem Auto entdeckt und Alarm geschlagen hatte, sogar erst mit dem Portier des Krankenhauses diskutieren, bevor Hilfe kam. Er habe der Frau empfohlen, die Rettung anzurufen – weil die diensthabenden Ärzte das Spital nicht verlassen dürften.
Letztlich gab die Passantin klein bei und verständigte die Rettung – die den Patienten aber nicht vor Ort, sondern ins etwa zehn Minuten entfernte Wilhelminenspital einlieferte. Wo der Mann starb.
„Keine Ausrede“
Jetzt hat die Leitung des zur Vinzenz-Gruppe gehörenden und auf Herzerkrankungen spezialisierten „ Göttlicher Heiland“ dringenden Erklärungsbedarf. Man kündigt eine Evaluierung der Causa an und verweist in einer Stellungnahme darauf, dass der Portier dann doch „unverzüglich einen Arzt im Haus verständigte“, während die Passantin die Rettung alarmierte. Dieser habe den Bewusstlosen sofort gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Auto geborgen, Erste Hilfe geleistet und ihn auf der Straße reanimiert bis der Rettungsdienst eintraf.
Das sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen – denn der Mediziner sei im Spital für mehr als 100 teils schwer kranke Patienten verantwortlich. Und laut Wiener Krankenanstaltengesetz dürften Ärzte das Krankenhaus nicht verlassen, um die Patienten im Haus nicht zu gefährden. Denn auch dort könne „jederzeit ein Akutfall eintreten“.
Für Patientenanwältin Sigrid Pilz gibt es für Erste Hilfe allerdings keine Ausrede. Bestehe Lebensgefahr müsse jedes Krankenhaus einen Patienten aufnehmen. „Die Passantin konnte also zurecht annehmen, dass man sich in einem Spital zuständig fühlen würde“, meint sie.
Vorfall wird analysiert
Die Frage sei aber, ob dem Patienten im „Göttlicher Heiland“ überhaupt adäquat geholfen hätte werden können. In einer Aussendung des Krankenhauses heißt es dazu, man habe keine Notfallaufnahme und es gebe „klare Vorgaben, wie die Rettung in der Rettungskette handelt“. Deshalb sei der Mann ins Wilhelminenspital gebracht worden.
Eine Entscheidung, die für Pilz im Gegensatz zur ersten Reaktion sehr wohl nachvollziehbar ist. Denn nicht immer biete das nächstgelegene Spital die optimale Versorgung für einen Patienten.
Seitens der Krankenhausleitung ist man sich zwar keiner Schuld bewusst. Die Causa werde man trotzdem nicht auf sich beruhen lassen, wird versichert. „Uns ist es sehr wichtig, den Ablauf dieses Vorfalls genau zu analysieren und zu evaluieren, auch wenn wir nach aktuellem Stand richtig gehandelt haben“, heißt es gegenüber den Medien.
Den Angehörigen des Mannes drückt das Unternehmen „unser tiefstes Mitgefühl aus“. Man sei „sehr betroffen, dass der Patient verstorben ist“. Dass „das tragische Ereignis in unmittelbarer Nähe unseres Krankenhauses viele beschäftigt und Diskussionen auslöst“, sei „nachvollziehbar“.
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