Für immer in der Remise: Der Friedhof der Wiener Straßenbahnen

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Mit dem 33er wurde wieder eine Bim-Linie eingestellt: Wir blicken zurück auf legendäre Tramverbindungen.

„Endstation – bitte alle aussteigen!“ Als Sonntagabend kurz nach 23 Uhr diese Worte ertönten, war es nicht bloß das Ende einer Tramway-Fahrt, sondern gleich das Ende einer Ära. Denn die Linie 33 fuhr nach der Endstelle am Friedrich-Engels-Platz für immer und ewig in die Remise.

Und landet damit quasi auf dem Friedhof der Wiener Straßenbahnen, wo sich laut Wikipedia schon mehr als 110 Ex-Linien befinden. Die Einstellung des 33ers mag Straßenbahn-Nostalgiker hart treffen, sie hat sich aber abgezeichnet: 

Regelrecht überrollt

Denn es war ein Tod auf Raten mit immer längeren Intervallen und einer Wochenend-Kurzführung (Augasse statt U6-Josefstädter-Straße). Und letztlich war es die neue, robustere Linie 12, die den alten 33er auf der fast gleichen Gleisführung regelrecht überrollte.

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Der 13er und ein damals neuer Doppelstock-Bus in der Neubaugasse.

Ein Schicksal, das auch anderen Schienen-Verbindungen in mehr als 100 Jahren Wiener Straßenbahn ereilte. Der KURIER hat die legendärsten Tram-Linien herausgesucht:

Linie 13

Von 1913 bis 1961 als Straßenbahn zwischen der Alser Straße und dem Südbahnhof unterwegs. Doch wegen ständiger Probleme mit dem Verkehr wurde sie zu einer Buslinie umgebaut. Am letzten Tag wurde noch extra eine Dampftramway-Lokomotive und eine Pferde-Straßenbahn organisiert. 

Danach waren die Doppeldeckerbusse unterwegs, die in den 1990ern eingestellt wurden, weil der obere Bereich zu wenig genutzt wurde. Die Doppeldecker wurden durch 13A-Niederflurbusse ersetzt.

Seit 2015 werden großräumige Gelenkbusse eingesetzt. Alle Jahre wieder kamen Wünsche nach einem 13er-Tram-Comeback, doch die verwinkelten und teils steilen Gassen wären eine enorme Herausforderung. Und ab 2030 soll ja die U2 fahren.

Linie 8

Noch eine Kult-Linie, die sich (nicht nur Tram-Aficionados) zurückwünschen: Die Gürtellinie bimmelte sich von 1907 bis 1989 den Weg zwischen Liechtenwerder Platz und Meidling frei. Wegen der neuen U6 musste sie ins Straßenbahn-Museum rollen, blieb aber nicht nur wegen des Billardkugel-Lichtsignals in bleibender Erinnerung. 

Immer wieder gibt es Rufe nach einer Wiederbelebung – bisher vergeblich.

Linie H₂

Sie war nicht etwa die erste Wasserstoff-Straßenbahn Wiens, sondern eine der – für ältere Semester – unvergessenen (sieben) Zweierlinien. Warum der Straßenabschnitt parallel zur Ringstraße heute noch „Zweierlinie“ heißt, erklärt sich durch die Zusatzziffer 2 dieser Tram-Verbindungen, die 1980 von der U2 abgelöst wurden. 

Der H₂-Wagen kurvte ab 1910 von Hernals in die Prater Hauptallee, der G₂ von der Hohen Warte zum Praterstern.

Linie N

Endstation Prater war auch für den N-Wagen – am Nationalfeiertag 2008 sogar für immer. 28 Jahre lang verband er die benachbarten Bezirke Brigittenau (Friedrich-Engels-Platz) und Leopoldstadt (Hauptallee) – allerdings mit einem gehörigen „Umweg“ über die City (Schwedenplatz) und die Landstraße (Löwengasse). 

Der N fiel schließlich der großen Bim-Reform mit Auflösung der beiden Ringlinien 1 und 2 zum Opfer.

Linie J

J wie Josefstadt hieß es bis 2008 auf den Schienen durch den 8. Bezirk – ehe sich die Tram zum allerletzten Mal in die Remise bimmelte. Der J-Wagen war von Ottakring über die Josefstädter Straße bis zur Stadionbrücke (bzw. später zum Karlsplatz) unterwegs. 

Der J wurde dann zum 2er, der auch den N schluckte. Eine Linie, die dieser (Ziffern-)Reform standhielt, war übrigens der D-Wagen: Heftige Proteste verhinderten die Umbenennung zum 3er.

Linie T

Keine Chance hatte hingegen dessen phonetischer „Verwandter“, der T-Wagen: Auf der Landstraßer Hauptstraße nach dem Krieg unterwegs, fiel er 1984 dem Bau der U3 zum Opfer.

Linie 79

Einen äußerst kurzen Bestand (1907–14) hatte die kürzeste Wiener Tram-Linie aller Zeiten: Von der Sofienbrücke bis zur Friedensgasse (2.) waren es nur 425 Meter.

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