Jung, engagiert, ausgeschlossen: Wie Jugendliche Demokratie erleben

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Das Projekt „Stepping Stones“ des Kinderbüros der Uni Wien vermittelt Partizipation für Jugendliche.

Immer mehr junge Menschen dürfen nicht wählen. Unter jungen Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren ist der Anteil der Wahlberechtigten sogar noch kleiner als in der Wiener Gesamtbevölkerung: Nur 57,6 Prozent dieser Altersgruppe sind laut Stadt Wien im Jahr 2025 wahlberechtigt.

Um besonders jenen Gehör zu verschaffen, die oftmals aus partizipativen Prozessen ausgeschlossen werden, hat das Kinderbüro der Universität Wien das Projekt „Stepping Stones“ gestartet. Es richtet sich an Jugendliche, die Mittelschulen besuchen. Seit Februar entwickelten 44 Schülerinnen und Schüler der MS Glasergasse in Alsergrund und der MIM Wendstattgasse in Favoriten Ideen, stellten Fragen und regten Diskussionen an. Im Zentrum dabei: Demokratie nicht nur zu verstehen, sondern auch erleben.

Fragen stellen, Antworten gemeinsam finden

„Warum gibt es keine kostenlosen Frauenprodukte?“, „Wieso gibt es ein Handyverbot an Schulen“ oder „Wie gehen wir mit Streit um?“ sind einige der Fragen, mit denen sich die Jugendlichen an insgesamt vier Terminen auseinandergesetzt haben. „Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler merken, dass ihre Meinung gehört wird und auch eine Wirkung hat“, sagt Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros.

Gehört werden

Am 7. November fanden sich die Jugendlichen ein letztes Mal zusammen. Das Projekt endete aber nicht an der Klassentür, denn zum Abschluss wurden rund 30 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft eingeladen, die mit den Jugendlichen über Themen wie Gesundheit oder Teuerung sprachen. Gemeinsam wurden Ideen und konkrete Maßnahmen ausgearbeitet.

„Es gab einige Schüler, die sich intensiv darauf vorbereitet haben und regelrecht darin aufgegangen sind“, berichtete eine anwesende Lehrerin. Einer von ihnen ist Timur: „Ich finde es toll, dass ich meine Fragen an Experten stellen kann.“ Davon habe er Zahlreiche, speziell im Bereich Urbanistik und Architektur. „Es braucht Lösungen für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“, ist er überzeugt.

Teilnehmende aus dem sogenannten „Dock Dialogue“ gingen nicht leer aus: Eine Einladung ins Parlament und ins Jugendparlament wurde ausgestellt, um ihre Anliegen weiter zu besprechen. Auch der Kontakt mit den Bezirkschefs wird gesucht. Die Expertinnen und Experten liefern zudem noch Unterlagen oder Workshops zu den besprochenen Themen. So erhalten die Jugendlichen beispielsweise weitere Inputs zur Finanzbildung oder Anreize zum Stressumgang von einer Psychologin.

  „Stepping Stones“ geht nun mit zwei Schulen aus Mariahilf und Ottakring weiter.

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