St. Anna Kinderspital: PR-Beraterin soll 500.000 Euro zu viel kassiert haben

 St. Anna Kinderspital: PR-Beraterin soll 500.000 Euro zu viel kassiert haben
Prozess in Wien: Spendengeld soll in überhöhte Honorare geflossen sein: „Ich habe nichts falsch gemacht.“

Spenden gehört für viele Österreicher zum guten Ton. 675 Millionen Euro wurden allein im Vorjahr gespendet. Doch auch Almosen brauchen Marketing. Jene PR-Beraterin, die seit Montag im Landesgericht Wien angeklagt ist, sollte der St. Anna Kinderkrebsforschung dabei helfen. Doch dabei, so der Vorwurf der Staatsanwältin, soll sie mehr als 500.000 Euro abgezweigt haben.

Die Angeklagte kann überhaupt nicht verstehen, warum sie sich vor Gericht rechtfertigen muss. „Ich bin nicht schuldig. Ich bin in der Branche als aufrichtig und loyal bekannt.“

Ausführlich schildert die Frau ihre Erfahrungen und Qualifikationen, nennt einige namhafte Kunden. „Ich kann nicht sagen, dass ich jemals unzufriedene Kunden hatte. Wir begleiten sie von der Idee, über die Umsetzung bis zur Erfolgskontrolle.“ Sie wisse bis dato nicht, was sie falsch gemacht haben soll. „Ich habe nie einen Cent mehr verrechnet.“

59 Fälle

Das sieht die Staatsanwältin anders. In 59 Fällen, so schlüsselt sie auf, soll die PR-Beraterin überhöhte Rechnungen gestellt haben. Es handelte sich vor allem um Postwurfsendungen, die sie organisierte und entwarf. Für einen Auftrag kassierte die Frau einmal 46.000 Euro, die Hälfte davon für Eigenleistungen. Doch dann soll sie auch noch eine Provision draufgeschlagen haben. Sie habe ja auch die Retouren bearbeiten und die Datenbank einspeisen müssen, erklärte die Angeklagte. „Es gibt einfach keine fixen Kostensätze beim Direct Marketing“, sagt ihr Anwalt Lukas Kollmann.

Wie sich die Eigenleistungen berechnen, ist unklar. „Der Job ist mein Leistungsnachweis“, sagt die Angeklagte. Der Sachverständige konnte das nicht nachvollziehen. „Er hat lediglich die Druckkosten berechnet. Aber eine jedes Mailing (gemeint ist Postwurfsendung, Anm.) war ein eigenes Projekt. Vom Format her, von der Falzung her“, sagt sie.

Ihre Arbeit sei jedenfalls erfolgreich gewesen. Die Menschen hätten mehr gespendet. „Und ich habe St. Anna den größten Einzelspender gebracht“, ist sie stolz.

Ähnliche Vorwürfe gibt es übrigens auch bei einem Auftrag, den sie für den ORF erledigte.

Lindner als Zeugin

Fest steht: Die angeblich überhöhten Rechnungen fielen etliche Jahre nicht auf. Erst als Vorwürfe angeblicher Freunderlwirtschaft gegen die ehemalige ORF-Generaldirektorin Monika Lindner laut wurden – sie war bis 2013 Vorstandsmitglied der St. Anna Kinderkrebsforschung – wurden auch die Rechnungen der nun Angeklagten kontrolliert. Das Verfahren gegen Lindner wurde damals eingestellt. „Und ich bekomme dafür eine Anklage“, ist die Frau verärgert.

Lindner soll übrigens heute, Dienstag, in der Causa als Zeugin aussagen. Ebenso wie ihr enger Vertrauter und PR-Mann, der die Aufträge an die nun Angeklagte als Subunternehmerin weitergab.

Spenden finanzieren die Forschung

120 Forscher aus der ganzen Welt arbeiten  in der St. Anna Kinderkrebsforschung.  „Speziell in diesem Bereich sind wir zu 100 Prozent auf Spenden angewiesen“, sagt Lisa Huto. Sie ist für das Marketing und die PR zuständig.

Die Vorwürfe, die nun Gegenstand des Gerichtsverfahrens sind, hätten das gesamte  Haus schwer getroffen. „Das war ein großer Schock.“ Doch seither hätte sich  bei den Kontrollen sehr viel geändert. „Wir kontrollieren jetzt bis zum Umfallen.“ Mehre Personen müssten nun  für Aufträge ihren Sanktus geben, dazu kämen auch noch externe Prüfungen – schließlich sei man auch berechtigt, das Spendengütesiegel zu tragen.   „Und es müssen mindestens drei Angebote eingeholt werden.“


Geworben wird nicht mehr im großen Stil, sondern gezielt. „Wir haben aufgehört, in großen Massen zu  produzieren.“


Elf Millionen Euro an  Spenden wurden 2017 eingenommen, 90 Prozent davon gehen direkt in die Forschung. „Sieben Millionen Euro benötigen wir jährlich mindestens, um das Werk am Laufen zu halten“, erklärt Huto.  14 Forschungsgruppen werden mit dem Spendengeld  finanziert.

Kommentare