SPÖ-Arzt: "Ängste wurden bewusst geschürt"
Als Chef der Sozialdemokratischen Ärzte hat Marcus Köller für die Annahme des Angebots der Stadt im Streit rund um die Spitäler des Krankenanstaltenverbunds plädiert. Prompt wurde er als Vizechef der Ärztekammer-Kurie für angestellte Ärzte abgewählt. Diese vertritt die Interessen der Spitalsärzte.
KURIER: Wie überraschend kam für Sie Ihre Absetzung als Vize-Kurienchef?
Marcus Köller: Mich hat dies schon überrascht. Ich habe mir erwartet, dass man in der Demokratie das Recht auf freie Meinungsäußerung hat.
Wie erklären Sie sich den massiven Widerstand der Ärztekammer gegen die Arbeitszeit- und Gehaltsregelungen in den Gemeindespitälern?
Die Leute sind ein Arbeitszeit-System gewohnt, das 30 Jahre existiert hat. Natürlich gibt es jetzt angesichts der geplanten massiven Umstellungen Ängste. Es gab anfangs sehr viele Missverständnisse – etwa dass flächendeckend ein Schichtdienst eingeführt werden soll. Auch von der Einsparung von 382 Dienstposten ist man längst weg.
Ist nicht vor allem die Info-Politik der Stadt verantwortlich für diese Verunsicherung?
Der KAV hat viel Information bereitgestellt. Gleichzeitig haben sich manche Kollegen sehr bemüht, die Ängste bewusst zu schüren. Mit der Intention, Misstrauen gegen die Gewerkschaft zu schüren, und dann selbst als Gewerkschaft hervorzugehen.
Ist das Misstrauen gegen eine von einem SPÖ-Gemeinderat geführte Gewerkschaft, die mit einer SPÖ-Stadträtin verhandelt, nicht berechtigt?
Es war ja bei den Verhandlungen auch die Personalvertretung dabei, die nicht zur SPÖ gehört, und eben auch die Ärztekammer.
Jetzt droht ein Streik. Was erwarten Sie sich davon?
Unsere Fraktion wird keinen Streik befürworten. Er würde auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Es ist fraglich, ob die Öffentlichkeit dafür Verständnis hätte. Ich glaube auch, dass die Bereitschaft der Ärzte dafür sinkt, wenn sie in den kommenden Monaten sehen, wie das neue Arbeitszeit-Modell in der Praxis funktioniert.
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