Tierquälerei in der Hofreitschule? Minister lässt Vorwürfe prüfen
Am Montag sind Inhalte einer internen Mitarbeiterbefragung der Spanischen Hofreitschule, vom Ex-Geschäftsführer Alfred Hudler 2023 beauftragt, publik geworden. Wie der ORF berichtete, ging es dabei um "heikle Situationen im Umgang mit Jungtieren." Minister Norbert Totschnig (ÖVP) reagierte auf die Vorwürfe, indem er die interne Revision des Umweltministeriums mit einer Überprüfung dieser Vorwürfe beauftragte. Die Hofreitschule wies die Vorwürfe "entschieden zurück".
Die Vorwürfe, bei denen es laut Ministerium um "Missstände im Umgang mit Lipizzanern, besonders mit Jungtieren" ging, wie auch um "nicht-tierschutzkonformen Vorgänge", traten just zu einem Zeitpunkt auf, an dem einige wichtige Weichenstellungen in den leitenden Bereichen der Spanischen Hofreitschule anstehen. So soll am Mittwoch der Aufsichtsrat neu besetzt werden und auch die Bewerbungsfrist für eine neue Geschäftsführung endet. Die Hofreitschule ist eine Gesellschaft öffentlichen Rechts und im Besitz des Bundes.
"Jetzt gilt es aber erst einmal aufzuklären und die Fakten zu prüfen", wurde Totschnig in einer Aussendung zitiert. Laut erster Information der Hofreitschule sei es zu keinem Zeitpunkt zu Tierquälerei gekommen. Den Tieren ginge es gut, was unter anderem durch eine Betriebstierärztin gesichert werde. "Bei der aktuellen Neuaufstellung der Spanischen Hofreitschule hat das Tierwohl unserer Lipizzaner für mich jedenfalls höchste Priorität", so der Minister weiter.
Spanische Hofreitschule wies Vorwürfe zurück
Die Spanische Hofreitschule wies die im Raum stehenden Vorwürfe der Tierquälerei gegenüber der APA "entschieden zurück". "Das Wohlergehen unserer Lipizzaner hat für uns oberste Priorität", hieß es. Alle Trainings- und Betreuungsmaßnahmen entsprächen den geltenden tierschutzrechtlichen Vorgaben und würden laufend durch veterinärmedizinische Expertinnen und Experten begleitet werden.
Einzelne geäußerte Wahrnehmungen aus der Mitarbeiterbefragung wurden dem Statement zufolge "ernst genommen, geprüft und in den bestehenden Qualitäts- und Tierschutzprozessen berücksichtigt". "Eine tierquälerische Behandlung unserer Pferde hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben und wird in der Spanischen Hofreitschule auch nicht toleriert", so die Hofreitschule.
Die Arbeit in der Hofreitschule passiere demnach "nach klar definierten, transparenten Standards, die das physische und psychische Wohl unserer Pferde sichern. "Unser Ziel ist es, die Tradition der klassischen Reitkunst verantwortungsvoll und im Einklang mit höchstem Tierschutz zu bewahren und weiterzuführen", bekräftigte die Hofreitschule.
Neue Vorwürfe vor wichtigen Weichenstellungen
Ein im März veröffentlichter Follow-Up-Bericht des Rechnungshofes (RH) zur Spanischen Hofreitschule fiel jedenfalls äußerst positiv aus: "Insgesamt gab es Verbesserungen im Bereich des Tierwohls und der Tiergesundheit: Ein entsprechendes Handbuch wurde überarbeitet und aktualisiert sowie Verantwortlichkeiten festgeschrieben. Ein Projekt zur Verbesserung des Stallklimas war in Umsetzung", lautete die RH-Bilanz damals. Positiv festgehalten wurde zudem die finalisierte "Zuchtstrategie", wie auch die Transparenz bei der Ausbildung der Reiterinnen und Reiter.
Geschäftsführer Hudler verlor Job im September
Die nun publik gewordenen Vorwürfe waren jedenfalls nicht die ersten in diesem Jahr. Im September kam es zur Entlassung von Geschäftsführer Hudler, nachdem der Aufsichtsrat der Hofreitschule das zuständige Landwirtschafts- und Umweltministerium darüber informierte, dass es erforderlich sei, Hudler seiner Funktion "zu entheben und zu entlassen". Der Grund waren Vorwürfe gegen Hudler im Bereich der Spesen- und Dienstreiseabrechnung. Maria Patek, Ex-Sektionsleiterin im Landwirtschaftsressort, übernahm darauf dessen Aufgaben interimistisch. In "einer aktuellen parlamentarischen Anfrage wird explizit die Frage gestellt, ob es eine "gezielte Demontage" des damaligen Geschäftsführers gegeben haben könnte", berichtete der ORF am Montag zu dieser Causa.
Die Grünen kündigten am Dienstag eine weitere parlamentarische Anfrage zu den neuen Verdächtigungen an: "Dass tierschutzrelevante Vorwürfe offenbar in der Schublade verschwinden oder gar nur teilweise etwa an den Aufsichtsrat weitergegeben werden, zeichnet ein desaströses Bild von den Prioritäten sowohl der Institution als auch des Ministers", wurde Olga Voglauer, Tierschutzsprecherin der Grünen, in einer Aussendung zitiert.
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