Simmeringer Vereinslokal dürfte keine Geheim-Moschee sein

Weil der Imam fehle, handle es sich laut IGGÖ um keine Moschee.
Bei einer Kontrolle der Baupolizei ließ sich der Verdacht, ein Verein betreibe einen illegalen Gebetsraum, nicht erhärten.

Handelt es sich in der Grillgasse nun um eine Geheim-Moschee oder um ein normales Vereinslokal? Nach einer Kontrolle der Baupolizei scheint Letzteres wahrscheinlicher. Denn bei einem Lokalaugenschein fanden die Ermittler Mittwochfrüh keine Hinweise auf den Betrieb eines illegalen Gebetsraumes. In dem Simmeringer Industriegebäude konnten keine betenden Gläubigen angetroffen werden, erklärt Baupolizei-Chef Gerhard Cech.

Lokalaugenschein in Simmeringer Moschee, die eigentlich ein Vereinslokal ist

Der Obmann des schiitischen „Imam Sajjad Islamic Center“-Vereins habe  zudem „glaubhaft versichert“, dass man keiner religiösen Praxis nachgehe. Weitere Ermittlungen würden aber folgen, stellt Cech klar.

Der KURIER durfte sich umsehen

Die Baupolizei war jedoch nicht der einzige Besucher in den Räumlichkeiten, die Anfang der Woche in die Schlagzeilen kamen – auch dem KURIER gewährten die afghanisch- und pakistanischstämmigen Vereinsmitglieder bereitwillig Zugang.

Simmeringer Vereinslokal dürfte keine Geheim-Moschee sein

In dem Raum wird auch gebetet.

Die Aufregung um ihre Niederlassung können sie nicht nachvollziehen, erklären  zwei Männer um die 50. Handle es sich doch um „ein normales Vereinslokal“, in dem man sich immer donnerstagabends treffe – und nicht um eine Moschee.

„Wir haben hier keinen Imam und beten auch nicht fünf Mal am Tag“, sagt ein Mann, der anonym bleiben möchte, auf Deutsch. Zudem habe man sich ordnungsgemäß bei der Vereinspolizei angemeldet.

Dem KURIER zeigt er die Räumlichkeiten in der obersten Etage des ehemaligen Industriegebäudes. Eine Küche, ein hohes Schuhregal – und einen großen hellen Raum, der mit Perserteppichen ausgelegt ist und über eine Gebetskanzel (Minbar) verfügt.

"Keine religiöse Praxis"

Hier werde zuweilen auch gebetet, erzählt der Herr. Davon zeugen nicht zuletzt Fotos auf der Facebook-Seite des Vereins.  Darauf sind ein Vorbeter und mehr als ein Dutzend ins Gebet vertiefte Männer zu sehen.

Von einer meldungspflichtigen „religiösen Praxis“ könne dennoch keine Rede sein, erklärt man bei der Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ).

Laut Sprecher Rusen Timur Aksak, der dem Verein am Mittwoch ebenfalls einen Besuch abstattete, fänden in den Vereinsräumlichkeiten primär Feste und Hochzeiten statt, Kindern werde hier Nachhilfe gegeben. „Es gibt  aber kein Freitagsgebet und auch keinen Imam.“ Das wäre allerdings Voraussetzung für eine registrierungspflichtige Moschee.

Widmungswidrig?

Wie die Baupolizei ließ sich auch Aksak den Vereinsregisterauszug des „Imam Sajjad Islamic Center“ zeigen. Da es sich nachweislich um einen eingetragenen Verein handle, sei er auch nach dem Vereinsgesetz zu behandeln, sagt der IGGÖ-Sprecher. „Wir haben aber unsere Kontaktdaten dort gelassen – sollte sich an der Ausrichtung des Vereins etwas ändern, soll  er sich bitte bei uns melden.“

Damit bleibt noch die Frage zu klären, ob die Vereinstätigkeit der Widmung im Betriebsgebiet widerspricht. Das ist nun Sache der Baupolizei, die in Kooperation mit anderen Behörden (etwa der Vereinspolizei) weiterermittelt. Unter anderem müssen die Besitzverhältnisse geklärt und die persisch verfasste Facebook-Seite des Vereins übersetzt werden.

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