Wien will nicht Mannheim werden
Wir können die Show im Moment nicht weitermachen. Wir haben ein technisches Problem. Geht bitte alle zu den Ausgängen und sammelt euch draußen. Dort erfahrt ihr dann, wie es weiter geht. Aber: alles wird gut."
So wurden die 10.000 Zuschauer beim Finale der deutschen Fernsehshow Germany’s next Topmodel mit Heidi Klum Donnerstagabend aufgefordert, die Mannheimer SAP-Arena zu verlassen. Die Sendung musste gegen 21.30 Uhr abgebrochen werden – eine anonyme Anruferin hatte wenige Minuten zuvor erklärt, eine Bombe in der Garderobe der Show abgestellt zu haben.
Dem Publikum wurde das erst später mitgeteilt. Der Fernsehsender Pro7, der die Live-Show veranstaltete, erklärte, dass er keine Massenpanik im Publikum auslösen wollte. Nach der anonymen Anruferin wird noch immer gesucht.
"Flughafensicherheit"
Auch in Wien stehen mit dem Life Ball Samstagabend und den Veranstaltungen rund um den Eurovision Song Contest (ESC) ab Sonntag Großereignisse an. Kann ein Vorfall wie in Mannheim auch in Wien passieren?
Roman Hahslinger, Sprecher der Wiener Polizei, sagt: "Zu 99,9 Prozent nicht. Aber 100 Prozent Sicherheit gibt es nie." Seit 7. April ist die Wiener Stadthalle, in der die Song-Contest-Shows stattfinden, eine Hochsicherheitszone. Jede Person und jeder Gegenstand, der von außen in die Stadthalle hinein will, muss eine Sicherheitsschleuse passieren. Ein Geigerzähler und Röntgen-Scanner wurden installiert. In Spitzenzeiten, also etwa beim Finale am 23. Mai, sind 300 Polizisten und Sprengstoffhunde im Einsatz. Sogar ein eigenes Wachzimmer wurde eingerichtet. Wer für den Zutritt zur Stadthalle nicht extra akkreditiert ist, kommt nicht hinein.
"Dass jemand eine Bombe oder einen Sprengstoff in die Stadthalle schleust, ist also extrem unwahrscheinlich", sagt Polizei-Sprecher Hahslinger. In der Stadthalle herrsche eine Sicherheitsstufe wie auf dem Flughafen.
Auch der Veranstalter ORF betont die hohen Sicherheitsstandards in der Stadthalle. Eine Situation wie in Mannheim könne gar nicht auftreten, sagt Event-Manager-Pius Strobl. Drohungen gebe es bei Veranstaltungen dieser Größenordnung zwar immer, viele davon seien aber nicht ernst zu nehmen. Und: "In Mannheim wurde ein abgelegter Gegenstand erwähnt. Diese Kombi – Bedrohung abgelegter Gegenstand plus es gibt einen nicht zuordenbaren Koffer in der Garderobe – kann zu dem führen, was dort passiert ist. Diese Kette ist bei uns nicht möglich, da sich am Areal nur kontrollierte Gegenstände befinden können." Man habe die Maßnahmen nach dem Vorfall in Mannheim noch einmal überprüft und sei zufrieden: "Journalisten attestieren uns schon jetzt, dass das die höchsten Sicherheitsmaßnahmen sind, die sie beim ESC in Erinnerung haben. Das Beispiel Mannheim zeigt jedenfalls, dass es richtig war, nicht an der Sicherheit zu sparen."
Verantwortung
Vier private Sicherheitsfirmen sind neben der Polizei im Song-Contest-Einsatz. Die groben Vorgaben für das Sicherheitskonzept kommen von der EBU (European Broadcasting Union). In der konkreten Umsetzung verlasse man sich dann auf den ausführenden Sender und die lokalen Behörden, sagt EBU-Song-Contest-Chef Jon Ola Sand gegenüber dem KURIER: "Sie sind diejenigen, die das Risiko am Besten abschätzen können. Wir sind beratend tätig." Die Letztverantwortung für die Sicherheit der Besucher liegt also beim ORF. Strobl: "Wir haben alles Menschenmögliche getan. So weit man sicher sein kann, sind wir sicher."
GNTM-Modelkür wird nachgeholt
Nach der Aufregung vom Donnerstagabend wird es, zumindest für die Kandidatinnen, noch einmal spannend: Das vorzeitig abgebrochene Finale von Germany’s next Topmodel wird am 28. Mai wiederholt. Dann wird das insgesamt zehnte „nächste Topmodel“ gekürt, ließ ProSieben am Freitag wissen. Das Finale wird in der Primetime im Fernsehen zu sehen sein, allerdings wird die Sendung nicht live übertragen. Heidi Klum freue sich „schon jetzt darauf, in wenigen Tagen eine wunderschöne Gewinnerin zu küren“, wie sie via Facebook wissen ließ. Dass die Show abgebrochen werden musste, tue Klum „sehr leid“. Drei Kandidatinnen sind noch im Rennen. Spannend wird es am 28. Mai übrigens auch für die Sendungsmacher: Die Show verbuchte bis zum Abbruch in Deutschland die schlechteste Einschaltquote ihrer Geschichte.
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