"Science Pool": Raus aus der Klasse mit den Wiener Bildungschancen

"Science Pool": Raus aus der Klasse mit den Wiener Bildungschancen
Der „Science Pool“ ist eines der knapp 900 Angebote, mit denen Lerninhalte im Rahmen der Wiener Bildungschancen erlebbar gemacht werden sollen.

"Nico, du schaffst das!", ruft ein Mädchen, bevor Nico mit einem Strohhalm Lycopodium, Pulver eines Bärlappgewächses, ins Feuer pustet. Sofort wird die Flamme hell, während begeisterte "Ohs" und "Ahs" durch den Raum hallen.

Der Feuer-Workshop im "Science Pool in Simmering" ist eines der fast 900 verfügbaren Angebote, aus denen Pflichtschulklassen im Rahmen der „Bildungschancen“ auswählen können. 

Seit dem Schuljahr 2023/24 ist es für Schulklassen nämlich im Zuge der Wiener Bildungschancen möglich, mit finanzieller Unterstützung eine Vielzahl externer pädagogischer Angebote zu besuchen.

Chancengleichheit ermöglichen

Pro Klasse steht dafür ein Budget von 655 Euro zur Verfügung, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), der die Initiative ins Leben gerufen hat. Insgesamt werden 4,4 Millionen Euro in die Hand genommen, um Kindern - unabhängig vom finanziellen Hintergrund der Familien - gleiche Ausbildungs- und Weiterbildungschancen zu ermöglichen.

Die Bandbreite der Bildungschancen reicht von Hip-Hop-Workshops gegen Mobbing bis hin zu Ausflügen zum Imker und Kursen zum Erkennen von Fake News.

Individuell angepasst

"Wir bieten eine Mischung aus Wissenschaft und Pädagogik an“, erklärt Gerlinde Heil, Gründerin von "Science Pool". Im „Science Lab“ wird Kindern und Jugendlichen beispielsweise unter den Rubriken der vier Elemente ein anderer Zugang zur Wissenschaft rund um Chemie und Physik vermittelt. Jeder einzelne Workshop kann dabei auf bis zu zwölf verschiedene Arten durchgeführt werden, um sich den individuellen Bedürfnissen der Schulklassen anzupassen. 

So wird etwa - unter begeistertem Gekreische einer weiteren Volksschulklasse - in einem Workshop "Schnee" aus Windeln hergestellt. "Die Kindern werden auch später noch wissen was ein Superabsorber ist. Chemie ist eben nicht nur für ältere Klassen geeignet", so Heil. Das spiegle das Angebot im "Science Pool" wieder.

"Science Pool": Raus aus der Klasse mit den Wiener Bildungschancen

In einem Workshop hat eine Schulklasse Schnee aus Windeln hergestellt.

Lernen durch Selbsterfahrung

Im "Science Pool" gehe es viel um Selbsterfahrung, erklärt die Gründerin weiter. So lernen Kinder und Jugendliche in einem Workshop wortwörtlich, wie es ist, in andere Schuhe zu schlüpfen: Mit Hilfsmitteln erfahren sie, wie es sich anfühlt, schwanger zu sein, älter zu werden oder durch Suchtmittel wie Alkohol beeinträchtigt zu sein. Man erlebt diese Beeinträchtigungen dann ganz einfach selbst im Einkaufszentrum oder beim Fahren in der Straßenbahn. 

"Wir merken, dass die Teilnehmer im Nachhinein reflektieren, wie das Leben mit einem Tremor aussehen könnte oder wie es sich anfühlt, wenn der Körper älter wird", sagt Heil.

Wiener Bildungschancen

Hier geht es zum Katalog der Wiener Bildungschancen. Alle Wiener allgemeinbildenden Pflichtschulen (Volksschulen, Mittelschulen, ASO/Sonderschulen, Polytechnischen Schulen/Fachmittelschulen) können das Angebot nutzen.

Science Pool

Hier geht es zum Science Pool. Ein Besuch ist für Pflichtschulklassen kostenfrei über die Website der Wiener Bildungschancen buchbar.

Dort gibt es außerdem den Notnasenzoo und das Museum der Nerdigkeiten

Positive Rückmeldungen

Das Programm des "Science Pool" werde gut angenommen, 30 bis 50 Workshops werden pro Woche abgehalten. Zusätzlich gibt es bei dem Bildungsanbieter unter anderem Ferienprogramme, "Science Nights" – ein alternatives Angebot zur klassischen Lesenacht an Schulen – und den "Notnasenzoo", eine Auffangstation für Tiere.

Von guter Resonanz berichtet auch Christoph Wiederkehr: "Die Schulen bewerten die Angebote der Wiener Bildungschancen nicht nur positiv, sondern vergeben im Durchschnitt die Note 1,25.“ Der Erfolg des Programms zeige sich aber nicht nur in Zahlen: "Neue Lernräume bringen wertvolle Inspiration für den Schulalltag und entfalten die Talente junger Menschen." Im ersten Durchlauf hätten bereits 211.795 Schülerinnen und Schüler von den Angeboten profitiert.

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