Grenzenlose Hilfe unter Nachbarn: Aufräumarbeiten überwinden Konflikte
Die schlammbedeckte Matratze trocknet auf einem Beistelltisch in dem kleinen Garten in der Alois-Czedik-Gasse in Penzing, nur wenige Meter vom Wienfluss entfernt.
Ein schmutziger Koffer liegt neben einem Paar Sandalen am Boden. In die Küche von Frau Valentina, wie die Ukrainerin liebevoll von ihren Nachbarn genannt wird, kommt man kaum mehr.
Vor zwei Jahren kam die 75-Jährige aus der Ukraine, die ältere Frau war wegen des Krieges nach Österreich geflüchtet. Durch das Unwetter verlor sie nun ihr Hab und Gut. Die Wohnung, die unterhalb des Erdgeschoßes liegt, ist nicht mehr bewohnbar.
"Politischen Unterschiede sind egal"
Stattdessen ist Valentina vorübergehend bei Olga Brigadnova eingezogen, einer Russin, die ein paar Stockwerke darüber wohnt. „In Zeiten wie diesen sind die ganzen politischen Unterschiede egal, wir müssen zusammenhalten“, sagt Brigadnova. Fotografieren lassen wollen sie sich nicht.
Spendenaktion gestartet
Die Nachbarschaftshilfe in dem Wohnhaus in der Alois-Czedik-Gasse geht aber noch weiter. „Wir haben eine Spendenaktion für Frau Valentina gestartet, unter uns Nachbarn“, erzählt Andreas Zitek. Auch er und seine Frau waren von dem Hochwasser betroffen. Sonntagfrüh klopfte die Feuerwehr an seiner Tür. „Sie haben gefragt, ob wir gleich evakuiert werden wollen oder erst später“, erzählt der Wiener.
Durch die Eingangstür habe man das Haus nicht mehr betreten können, zu hoch stand das Wasser. „Da meine Frau und ich im Erdgeschoß wohnen und wir über den Balkon nach unten klettern konnten, haben wir entschieden, zu bleiben“, so Zitek.
"Pumpe privat besorgen"
Anders war die Situation beim Haus gegenüber. Am Sonntag war die Bewohnerin – Regine und Irmgard – auf sich allein gestellt, die Feuerwehr war bis Montagmittag kein einziges Mal bei ihr.
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Der gesamte Garten sowie der Keller stand unter Wasser. „Die Pumpe hab’ ich mir auch privat besorgen müssen“, erzählt die Betroffene. Sie sei einer der Haushalte gewesen, die evakuiert wurden. „Wir haben aber zum Glück bei Freunden übernachten können“, schildert die Frau.
Mittlerweile haben die Auffangbecken für den Wienfluss wieder Kapazitäten. Sie seien vollständig geleert worden, hieß es von den Wiener Gewässern (MA 45). Dies sei die übliche Vorgangsweise bei nachlassenden Wassermengen. Damit führe der Fluss zwar länger Hochwasser in Wien, zugleich würden aber wieder Speicherkapazitäten in den Becken in Auhof geschaffen.
"Überschwemmung hätte vielleicht verhindert werden können"
Einige Anwohner hätten sich jedoch eine andere Vorgehensweise erhofft: „Wenn man die Auffangbecken beim Wienfluss früher geöffnet hätte, dann hätte vielleicht so manche Überschwemmung bei uns verhindert werden können“, mutmaßt Zitek.
Beim Messpunkt Kennedybrücke ist der Pegel des Wienflusses am Nachmittag laut MA 45 auf etwa einen Meter gesunken. Dass das Wasser wieder steigt, sei jedoch nicht auszuschließen, so ein Sprecher der MA 45.
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