Warum im Kampf gegen Raser in Favoriten alles stillsteht

Filmteichstraße, Roadrunner, Raser, Favoriten, Wien
Mehr als 200 Personen nahmen an einer Bürgerversammlung zu Rasern und lärmenden Jugendlichen in der Filmteichstraße teil. Das nächtliche Halteverbot trifft auch die Anrainer. Ein Allheilmittel ist nicht in Sicht.

Die Raser in der Filmteichstraße sowie die Lärmbelästigung durch Jugendliche sind in Favoriten hochemotionale Themen. Das zeigte sich auch bei einer Bürgerversammlung, die am Montag im FH Campus stattfand. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, mehr als 200 Personen waren gekommen.

Das Problem ist nicht neu. Seit Jahren nutzen Roadrunner die Straße zum „Driften“ und für illegale Rennen, Jugendliche campieren auf Parkplätzen, Hupkonzerte und Müllhaufen bereiten den Anwohnern Kopfzerbrechen. Viele fühlen sich in ihrer Nachtruhe gestört und klagen teilweise über gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Im Sommer wurde in einer Bezirksvertretungssitzung ein nächtliches Halteverbot von 22 bis 5 Uhr beschlossen. Dadurch können die parkenden Autos niederschwelliger bestraft werden. Dies betrifft jedoch auch die Anwohner, die in der Filmteichstraße sowie den Nebenstraßen wohnen. Sie können nun nicht mehr vor ihren Häusern und Wohnungen parken.

Kritik am Bezirkschef

„Warum werden wir nun bestraft, weil sich ein paar Idioten nicht an Regeln halten können?“, fragte eine Frau bei der Bürgerversammlung. Eine andere schilderte, dass sie ihr Auto nun weit entfernt abstellen müsse und zu Fuß an Leuten vorbeigehen, die sie bedrohen. Sicher fühle sie sich nicht mehr. 

Auch andere Anrainer berichteten, dass sie beschimpft worden seien. Das nächtliche Park- und Halteverbot betrifft auch die Betriebe dort. „Unsere Kunden wollen oft länger bleiben als bis 22 Uhr. Wir wollen unsere Kundenparkplätze zurück“, forderte die Inhaberin der Kurparkdiele.

Filmteichstraße, Roadrunner, Raser, Favoriten, Wien

Die Filmteichstraße ist seit Jahren Hotspot für die Raser-Szene. 

Nicht gespart wurde mit Kritik am Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ). Man habe zu spät reagiert, die Maßnahmen würden nicht genug greifen. „Das Park- und Halteverbot wirkt, in den vergangenen Monaten waren weniger Menschen auf den Parkplätzen. Das Lärm- und Müllproblem haben wir in den Griff bekommen“, verteidigte sich Franz. Doch er gestand ein, dass sich die Raser von dem Halteverbot nicht einschränken lassen.

Gibt es eine Lösung?

Eine Anrainerin brachte es auf den Punkt: „Die Politik wird kritisiert, aber Lösungsvorschläge habe ich auch von euch noch keine gehört“, sagte die Frau ins Publikum. Heiß diskutiert wurden Anrainerparkplätze am nahe gelegenen Areal um den Laaer Berg. Die können aber nicht umgesetzt werden, heißt es vom Bezirksvorsteher. „Dafür müsste bei Zählungen an unterschiedlichen Tagen und Uhrzeiten eine über 90-prozentige Überparkung vorliegen, und das ist nicht der Fall“, so Franz. Auch ein Nachtfahrverbot könne nicht im Sinne aller sein. Eine Anrainerin stimmte zu: „Ich geh’ ins Theater und auf Bälle, da komme ich oft spät heim.“

Marcus Franz, BV Favoriten

Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ): „Das Park- und Halteverbot wirkt, in den vergangenen Monaten waren weniger Menschen auf den Parkplätzen. Das Lärm- und Müllproblem haben wir in den Griff bekommen."

Betonschwellen werden geprüft

Eine weitere mögliche Maßnahme wären mehr Kontrollen der Polizei, aber dafür fehlt es an Personal. Ein Vertreter des Kuratoriums für Verkehrssicherheit betonte, dass viele Lösungen in der Verantwortung des Bundes liegen, etwa höhere Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen wie in der Schweiz. Die Polizei könnte auch mehr Autos von Rasern beschlagnahmen, das seien bisher nur eine Handvoll gewesen.

Zumindest eine weitere Maßnahme werde derzeit geprüft, so der Bezirkschef. Mit den Wiener Linien spreche man über die Errichtung von Betonschwellen. Diese sollen die Zebrastreifen erhöhen, sodass Autos, die mit erhöhter Geschwindigkeit darüber fahren, beschädigt werden. Busse werden nicht beeinträchtigt. Ob diese Maßnahme alle Beteiligten zufriedenstellen wird, bleibt offen.

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