Rapid-Kessel: 13-Jährige musste stundenlang in Kälte ausharren

Rapid-Kessel: 13-Jährige musste stundenlang in Kälte ausharren
Im Landesverwaltungsgericht Wien wurden am Montag Videos des Fanzugs gezeigt - mit viel Pyrotechnik und fliegenden Gegenständen.

Die Videos, die Montagmittag im Landesverwaltungsgericht Wien vorgespielt werden, sind eindrucksvoll: Rund 1.400 Rapid-Fans marschieren in beachtlicher Lautstärke im Corteo (gemeinsamer Fanmarsch zum Stadion, Anm.). Dabei zünden sie Bengalos und Rauchtöpfe, einnige Böller-Detonationen sind zu hören. Dazu skandieren sie: "Tod und Hass dem FAK" - also der Austria.

Anrainer, die aus dem Fenster schauen, werden mit Schneebällen beworfen. Auch eine Frau, die ein paar Meter abseits steht, wird von den Anhängern beworfen. In Richtung der Polizei fliegen ebenfalls Gegenstände. Und genauso auf die Tangente - die meistbefahrene Straße des Landes muss deshalb gesperrt werden.

Es sind Szenen vom 16. Dezember der Vorjahres. Der Tag des Fußball-Derbys in Wien-Favoriten, bei dem 1.338 Rapid-Fans nach den Vorfällen bis zu sechs Stunden lang in der Kälte ausharren mussten. Der Vorfall wurde auch als "Rapid-Kessel" bekannt. 28 Personen hatten eine Maßnahmenbeschwerde gegen die Polizei eingebracht.

Der erste Fanzug der 13-Jährigen

Die jüngste Beschwerdeführerin ist erst 13 Jahre alt. Sie wollte mit ihrer Mutter und ihrem Großcousin das Match besuchen. "Ich bin zum ersten Mal beim Corteo mitgegangen. Angst hatte ich nie, die Pyrotechnik hat mir Spaß gemacht", erzählt sie dem Richter.

Und der fragt nach: "Dass Personen mit Zahnschutz und Sandhandschuhen dabei waren, haben Sie nicht bemerkt?" "Nein", sagt das Mädchen. Es habe keine aggressive Stimmung geherrscht. Dass der Fanzug von der Polizei angehalten wurde, habe man über Facebook erfahren.

Nach stundenlangem Warten ging das Mädchen mit ihrer Mutter und ihrem Großcousin zur Polizeiabsperrung. "Wir haben einen Beamten angesprochen und ihm gesagt, dass sie erst 13 Jahre alt ist. Dass sie hungrig und durstig ist und aufs Klo muss und am nächsten Tag in die Schule. Wir wollten wissen, ob die Polizei uns nicht rauslassen kann", schildert der Großcousin als Zeuge. Man habe auch angeboten, den Ausweis zu zeigen. Doch der Polizist ließ das nicht zu - er schickte das Trio auf die andere Seite des Kessels.

Mühsam boxte sich die Familie durch. "Erst als wir anderen Fans gesagt haben, dass wir ein Kind dabei haben, haben die uns nach vor geschoben." Der Großcousin hob die 13-Jährige schließlich über die Absperrung. "Da hat ein Polizist seinen Pfefferspray gezogen und in meine Richtung gehalten", schildert er. "Natürlich hatte ich da Angst."

Irgendwann sei man dann doch hinaus gelangt. "Dann haben's uns nur gesagt: Schleichts euch!" Bis dahin waren bereits mehrere Stunden im Kessel vergangen. Dass es bereits vorab Durchsagen der Polizei gab, dass Identitätsfeststellungen durchgeführt werden, dürfte bei den Fans komplett untergegangen sein. So wirkt zumindest es auf den Videos. Aus Fan-Perspektive hörte man lediglich den lauten Straßenverkehr von der Tangente.

Falsche Information der Polizei

Für Irritationen sorgt ein Tweet, den die Polizei damals abgesetzt hatte. Darin erklärte man, dass die Täter ausgeforscht wurden. "Das war falsch und überschießend. Da war die Ausforschung noch im Gange", muss der Polizeijurist zugestehen.

Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt - da soll der "Hauptberichterstatter" der Polizei zu Wort kommen. Ein Urteil wird in der kommenden Woche erwartet.

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