Hausbesetzung in Wien-Ottakring: Räumung in luftiger Höhe zu Ende

Hausbesetzer wurden von Spezialkräften über einen Feuerwehrkran widerstandslos vom Dach und aus dem Haus geholt.

Die Polizei hat am Freitag ein seit mehreren Taqen besetztes Haus in der Neulerchenfelder Straße 35 in Wien-Ottakring geräumt. Zu Mittag wurden die am Dach des Hauses befindlichen Aktivisten mittels Drehleiter-Gondel von Beamten auf den Boden gebracht. Widerstand gab es dabei laut Polizeisprecher Harald Sörös nicht.

Freitagfrüh wurde mit der Vorbereitung der Räumung begonnen. Die Verordnung zur freiwilligen Auflösung der Besetzung sei zwei Mal kundgetan worden, sagte Sörös. Die 17 Aktivisten haben auf diese Kontaktversuche der Polizei nicht reagiert. Stattdessen kletterten um zirka 9:30 Uhr sechs von ihnen auf das Dach des zweistöckigen Gebäudes.

Der KURIER-Livestream von der Räumung in Wien-Ottakring:

0:42:15 – Diskussion mit Polizisten
1:38:00 – Gerangel mit Kamerateam
2:13:00 - Einsatz mit Feuerwehrkran beginnt
3:03:00 - Kurze Aufregung bei Räumung am Dach

Die ursprüngliche Zahl von 90 Beamten wurde auf mehr als hundert erhöht, da ein längerer Einsatz erwartet wurde. Auch sei die genaue Anzahl der Besetzer zunächst unklar gewesen, "da bei Aufklärungsflügen Personen nicht nur am Dach, sondern auch im hinteren Teil des Gebäudes gesehen wurden", sagte Sörös.

Gegen 11.15 Uhr kam dann die Räumung in Gang. Kräfte der Wega betraten das Haus, laut Sörös arbeiteten sich die Beamten "von unten nach oben durch Barrikaden".   

Über einen Feuerwehrkran haben Polizisten dann das Dach betreten. Die dort postierten sechs Aktivisten wurden einer nach dem anderen über diesen Weg nach unten gebracht. 

Bilder vom Polizeieinsatz in der Neulerchenfelder Straße

Ein Mann mit Gesichtsbemalung steht auf einem Dach und hebt eine Faust, während Polizisten in der Nähe sind.

Ein Mann in Nietenhose wird von Feuerwehrleuten von einem Dach gerettet.

Polizisten tragen eine Person an einem Einsatzort mit Feuerwehrwagen ab.

Eine Person hält eine rote Fahne aus einem Fenster eines Wohnhauses.

Ein Mann in dunkler Kleidung wird von der Feuerwehr von einem Dach gerettet.

Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Wien arbeiten auf einer Drehleiter in einer Stadt.

Ein Mann wird mit einer Drehleiter von einem Dach gerettet.

Vermummte Personen werden von der Polizei von einem Dach geholt.

Der erste Aktivist wird nach unten gebracht

Polizisten holen vermummte Personen von einem Dach mit einer Drehleiter.

Polizisten führen eine Person in Handschellen an einem Feuerwehrwagen vorbei.

Polizisten führen eine Demonstrantin ab.

Polizisten tragen eine Person in Schutzkleidung über eine Straße.

Ein Mann in Zivilkleidung wird von Polizisten über eine Straße geführt.

Polizisten führen eine in Schwarz gekleidete Person ab; ein Feuerwehrauto steht im Hintergrund.

Ein Mann mit Maske sitzt auf einem Schornstein, während andere von der Feuerwehr gerettet werden.

Polizisten holen vermummte Aktivisten von einem Dach.

Polizisten beobachten von einer Drehleiter aus eine Gruppe von Demonstranten auf einem Dach.

Ein Mann in Nietenkutte sitzt auf einem Schornstein, während zwei Feuerwehrleute in einem Leiterwagen stehen.

Drei Personen stehen auf einer ausgefahrenen Drehleiter in einer städtischen Umgebung.

Eine Gruppe vermummter Personen sitzt auf einem Dach und gestikuliert.

Ein Polizeiwagen fährt auf einer Straße mit Geschäften und Wohnhäusern in Wien.

Ein Polizist mit Sturmhaube steht auf einem Dach neben mehreren Schornsteinen und Antennen.

Mehrere Personen befinden sich auf den Dächern eines Gebäudes.

Eine Gruppe von vermummten Personen sitzt auf einem Dach.

Wiener Polizisten stehen vor einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Kopfsteinpflasterstraße.

Ein Polizist in voller Montur steht neben einem Einsatzfahrzeug.

Eine Gruppe von Personen in Masken und dunkler Kleidung klettert auf ein Dach.

Ein WEGA-Polizist mit Helm und Sturmhaube steht vor einem Einsatzfahrzeug.

Eine Person hält ein Schild mit der Aufschrift „Kein Leerstand“ bei einer Demonstration.

Wiener Polizisten der WEGA-Einheit in voller Montur auf einer Straße.

Mehrere Personen befinden sich auf den Dächern von Gebäuden in einer Stadt.

Ein grüner Mannschaftswagen der Polizei steht in einer Wiener Straße.

Polizeifahrzeuge stehen auf einer belebten Straße in Wien.

Mehrere Personen befinden sich auf den Dächern von Gebäuden in einer Stadt.

Ein Polizist steht neben einem grünen Polizeifahrzeug in einer Stadtstraße.

Ein grüner Mannschaftswagen der Polizei steht auf einer Straße mit Straßenbahnschienen.

Polizeisprecher Sörös zum Verlauf der Räumung

Laut Sörös waren Aktivisten nicht nur am Dach, sondern auch im Wohnhaus zugegen. Sie wurden allesamt aus dem Gebäude gebracht. Insgesamt seien 17 Personen an der Hausbesetzung beteiligt gewesen.

Es wurden lediglich Verwaltungsübertretungen begangen, die zur Anzeige gebracht werden, sagte Sörös zum KURIER. Strafrechtliches Delikt lag zu diesem Zeitpunkt keines vor. Nach einer Feststellung der Identitäten behalten sich die Behörden allerdings vor, sich Kosten für den Einsatz zurückzuholen.

Beim heutigen Einsatz war die Polizei mit mehr als 100 Beamten samt Panzer und Hubschrauber im Einsatz.

Vor den Polizeiabsperrungen haben sich einige Demonstranten eingefunden, die sich mit den Hausbesetzern solidarisierten. Sie skandierten unter anderem "Nele bleibt" oder: "Die Häuser denen, die drin wohnen!“ Einzelne Polizisten ließen sich auch auf Diskussionen mit den Demonstranten ein.

In Wien kommt es immer wieder zu Besetzungen alter, nicht mehr bewohnter Häuser durch meist linke Aktivisten. Für Aufsehen sorgte die Räumung der "Pizzeria Anarchia" im Bezirk Leopoldstadt im Jahr 2014. Damals waren fast 1.500 Beamte im Einsatz.

"Nele 35": Das besetzte Haus von innen

Durch eine offene Tür sieht man einen Raum mit Graffiti an der Wand: „Bullen in die Produktion, nur für Arbeit gibt es L“.

Ein Transporter der Schlosserei Bisa steht vor einem Haus mit verbarrikadierten Fenstern in Wien.

Ein handgeschriebenes Schild fordert „Mietfrei wohnen statt Kaputtbesitzen, Häuser für Alle“.

Ein gelber Stoffbeutel gefüllt mit bunten Luftballons steht auf einem Holzboden.

Ein Flur ist mit Bauschutt, Mülltonnen und einer Leiter verstellt.

Eine Verordnung der Landespolizeidirektion Wien bezüglich der Auflösung einer Besetzung in Wien.

Ein Fenster mit einem Schild, das auf einen „Kostnix Laden“ hinweist.

Eine Wand mit floraler Tapete und darauf gekritzelten deutschen Sätzen, im Hintergrund ein Raum mit Anarchie-Symbol.

An einer Wand hängen Zettel mit Aufschriften wie „Glocke!“ und „Tür immer gscheit zumachen = Fest anziehen!“.

Ein handgeschriebener Zettel mit einer Ankündigung hängt an einem Gitter.

Ein handgeschriebener Zettel liegt auf einem Holzboden.

Ein leerstehendes Zimmer mit einer Matratze auf dem Boden und Graffiti an der Wand.

Ein Raum mit Graffiti an den Wänden, darunter Slogans wie „Anti Basti“ und „Bullen in die Produktion“.

Eine Dose Ottinger Bier steht auf einem grünen Kachelofen.

Auf einer Tür steht ein Text mit schwarzer Farbe, der Gedichtzeilen oder eine Botschaft darstellt.

Auf einer weißen Tür befinden sich Aufkleber, darunter einer von Donald Duck zum 70-jährigen Jubiläum.

Ein Flur mit Graffiti, darunter das Anarchie-Symbol.

Eine unordentliche Küche mit Gemüse, Geschirr und einem Badezimmerschrank.

Eine unordentliche Küche mit Lebensmitteln, Geschirr und einem alten Herd.

Auf einer Tür steht: „Achtung, Tür kaputt, die um die Ecke verwenden!“.

Ein überfülltes, hölzernes Regal mit Ordnern, Bechern und einem Schild mit der Aufschrift „Prioritäten“.

Zwei Bücher liegen auf einer Fensterbank: „Der neue Antikapitalismus“ und „Das Imperium der Schande“.

Ein chaotisches Wohnzimmer mit Graffiti „Genoss mich nicht an“ an der Wand.

Auf einem Holztisch stehen Stollen, Pralinen und Teelichter.

Ein Raum mit einem gelben Tisch und einem Tisch aus einer Kabeltrommel.

Auf der Fensterscheibe eines Hauses steht „Wir bleiben alle“.

Ein mit Mülltonnen, Einkaufswagen und anderen Gegenständen verstellter Eingangsbereich.

Ein Raum mit Graffiti an der Wand, darunter die Worte „Bullen in die Produktion“.

Aufgeheizte Stimmung unter den Schaulustigen

Neulerchenfelder Straße nach Sperre wieder frei

Um ein ungestörtes Handeln der eingesetzten Polizeikräfte zu ermöglichen und Gefährdungen von Zivilpersonen zu vermeiden, gab es in der Neulerchenfelder Straße eine Totalsperre für den öffentlichen Verkehr sowie für den Individualverkehr zwischen Brunnengasse und Kirchstetterngasse. Es kam zu Einschränkungen für den Morgenverkehr.

Am Freitagnachmittag ist die Sperre wieder aufgehoben worden. Der Bereich um den Einsatzort "ist für den Fußgängerverkehr wieder freigegeben", schrieb die Polizei auf Twitter. Auch die Straßenbahn konnte kurz darauf an der betroffenen Stelle beim Brunnenmarkt wieder durchgängig fahren.

„Nele bleibt!“

Die Aktivisten hatten das leer stehende Haus nach Eigenangaben Mitte November besetzt. Vergangenen Mittwoch wurden sie entdeckt. Seit diesem Tag sind am Haus auch Transparente zu sehen, auf denen unter anderem gefordert wird, dass "leer stehende Gebäude keine Spekulationsobjekte darstellen oder gar dem Erdboden gleichgemacht werden sollten, um schwer leistbaren Wohnungsbauten, Büros oder Einkaufszentren Platz zu machen".

Unterstützer der Hausbesetzer

"Wir sind gekommen, um zu bleiben!", hatten die Besetzer von "Nele 35" – beim Lokalaugenschein des KURIER am Mittwoch waren zumindest acht Personen zu sehen -  noch gemeint. Das Gründerzeit-Haus in der Neulerchenfelderstraße 35 ist seit rund einem Jahr ungenutzt. Die ehemalige Druckerei im Herzen von  Ottakring steht seit dem Konkurs leer.

Laut Aussendung der Polizei waren mehrere Versuche, mit den Besetzern in Dialog zu treten, gescheitert. Weshalb für den Freitagvormittag die Auflösung der Besetzung gemäß § 37 SPG durch die Sicherheitsbehörde verordnet worden sei.

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