Wettbüro-Überfall: Angeklagter bestreitet Tat

Der Verteidiger Elmar Kressbach gab den Geschworenen am Wiener Straflandesgericht zum Prozessstart eine Hausaufgabe: „Selbst wenn er der größte Bankräuber des Balkans wäre, darf er nicht für sein Vorleben verurteilt werden.“
Danilo D., der sich am Dienstag wegen Mordversuchs, schweren Raubs und Urkundenfälschung verantworten musste, hat für seine 26 Lebensjahre viel am Kerbholz: Überfälle, Kfz-Diebstähle, Drogen- und Waffenbesitz lasten ihm Behörden in seiner Heimat an.
Am Montag drehte sich alles um die Morgenstunden des 17. Juli 2012: Drei Maskierte stürmen auf der Reinprechtsdorfer Straße die Koje eines Wettlokals. Sie bedrohen einen Angestellten mit einer Pistole, attackieren sofort den Geldboten Mesut T., 50, der noch einen Schreckschuss abgibt, bevor ihn vier Kugeln treffen und lebensgefährlich verletzen. Die Täter erbeuten die Tageslosung von 60.000 Euro.
Keine Spuren am Tatort
Spuren am Tatort oder eine Waffe – die gibt es nicht. Ein Komplize ist in Serbien in Haft, ein anderer flüchtig.
Wie kam D. ins Visier der Kriminalisten? Vis-à-vis in einem Park beobachtete ein Zeuge im Dunkeln drei Gestalten. Tatort-Spezialisten fanden dort drei Zigaretten-Stummel samt DNA: Zwei ordneten sie D. zu, einen seinem inhaftierten Komplizen.
Für Kressbach und D. beweist das nichts. D. erklärte warum: „Ich war in der Nähe am Gürtel im Bordell.“ Der Zufall oder ein Plausch könnten ihn zum Fundort der Stummel geführt haben. „Genau weiß ich das nicht mehr.“
Das Opfer leidet bis heute an den Folgen: Mesut T. verlor eine Niere, einen Teil seines Darms, ist seitdem in Psychotherapie. „Diesen Job mach’ ich nicht mehr.“ Für ihn war es der dritte Überfall. „Tags zuvor habe ich den Waffenschein (Anm. für eine Dienstwaffe) gekriegt.“ Er verlangt 100.000 Euro Schmerzengeld. Am Mittwoch soll ein Urteil fallen.
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