Prozess: Senior überwies 92.000 Euro für angebliche Operation

Herr U. hilft gerne. Er arbeitet freiwillig in seiner Pfarre. Bei einem Pfarrflohmarkt lernte er eine 26-jährige Ungarin mit drei Kindern kennen, die sich in Geldnot befand. Und schnell war Herr U. bereit, zu unterstützen.
Erst bei der Wohnungseinrichtung. Doch die Ungarin hatte eine Pechsträhne. Erst starb die Mutter, dann konnte sich die Schwester eine Tumor-Operation nicht leisten. Auch da half Herr U. „Mein Mann hat ein Helfersyndrom“, erklärt die Frau von Herrn U. am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. „Aber natürlich war ausgemacht, dass das Geld zurückgezahlt wird.“ Doch Geld sah das Paar nie. Dafür als angeblichen Beweis für die OP ein Foto aus dem Internet, auf dem ein Bauch mit Narbe zu sehen ist. „Das ist ganz klar eine Kaiserschnittnarbe“, erkennt der Richter.
"Wie mein Vater"
Insgesamt flossen 92.000 Euro an die Frau, die nun wegen Betrugs angeklagt ist. „Ich bin nicht schuldig. Dieser Mann ist in meinem Herzen, er ist wie mein Vater“, beteuert sie (Vertretung: Philipp Winkler).
Noch immer hilft ihr Herr U. mit Geld aus. Monatlich mit 700 bis 1.000 Euro. „Würde ich jetzt sagen, ich brauche 2.000 Euro für Kleidung, würde ich sie bekommen“, meint die Angeklagte.
Herr U. selbst sieht sich nicht als Opfer. Er hat im Vorfeld sogar eine Unterstützungserklärung an den Anwalt der Angeklagten übergeben, in der er schreibt: „Ich habe sie finanziell und handwerklich unterstützt, um ihr ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ Und. „Ich beharre ausdrücklich nicht auf eine Rückzahlung.“
Daher: Freispruch für die junge Angeklagte. Rechtskräftig.
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