Die jungen Männer besorgten sich in der Excalibur City durchschlagkräftige Luftdruckgewehre und sollen damit im vergangenen Mai von einem Fenster in Wien-Favoriten auf Menschen geschossen haben. Ein Mitarbeiter der MA 48 wurde durch ein Projektil getroffen und leicht verletzt.
"Das Bundeskriminalamt hat das Gewehr untersucht. Auf eine Distanz von 55 Meter hätte das Projektil in ein Auge eindringen können", sagt die Staatsanwältin.
Der Erstangeklagte (vertreten von Anwalt Sebastian Lesigang) soll sich zudem als Sittenwächter aufgespielt und einem jungen Mann, der ein Mädchen vergewaltigt haben soll, mit mehreren Freunden einen Hausbesuch abgestattet haben.
Klare Rollen?
Beide Männer werden bereits von Derad (Verein für Deradikalisierung) betreut. "Beide sind in den gleichen Kreisen. Derad hat aber ein klares Bild gezeichnet. Mein Mandant ist leicht beeinflussbar. Der Erstangeklagte (gemeint ist der 18-jährige Bosnier, Anm.) ist die treibende Kraft", sagt Verteidigerin Anna Mair, die den 17-jährigen Österreicher am Landesgericht für Strafsachen in Wien vertritt.
Wobei: Auffällig wurde der junge Mann, als er in einer Handelsschule mit einem Messer auftauchte und Mitschüler bedrohte - ganz ohne seinen Freund.
Ihre Schuld gestehen die beiden nur überschaubar ein. Das Verschicken von IS-Propaganda gestehen sie ein. Doch wer hat mit dem Luftdruckgewehr auf den Mitarbeiter der MA 48 gezielt? Getroffen will ihn zumindest keiner der beiden haben. Allerdings gibt es entsprechende Nachrichten: "Habe diesen Mann wie Sniper."
Dass der 18-Jährige ein Anhänger des IS ist, stellt er zuerst in Abrede. Warum er dann Propaganda verschickt hat? "Es gab ein paar Sachen, die ich gut gefunden habe. Aber ich habe kein Interesse mehr daran. Ich wusste damals nicht, was richtig und falsch ist, ich war verwirrt.“"
Die überstrapazierte Dummheit
Der Richter hakt ein: "Wie kann man in Sachen IS verwirrt sein? Die töten und foltern Menschen." – „"Es war eine Dummheit." – "Wir wollen das Wort Dummheit nicht überstrapazieren."
Doch wie war das mit den Schüssen? "Wir haben die Waffen getestet. Sie waren zu stark zum Spielen", erklärt der 18-Jährige. "Wir hatten blaue Flecken. Ich habe sonst nur in der Wohnung damit geschossen. Auf Äpfel oder so." Doch als angeblich sein Freund damit aus dem Fenster schoss, sei er nicht eingeschritten. "Ich wusste ja nicht, wohin er geschossen hat."
Unmittelbar danach schrieb er seiner Frau eine Nachricht: "Wir haben geschossen."
"Da steht wir, nicht er", stellt der Richter fest. "Das war in der Eile. Ich wollte nur, dass meine Frau weiß, dass wir jetzt vielleicht verhaftet werden." Auch das Video, wo er von sich als Sniper schreibt, sei eine Lüge gewesen, behauptet der junge Mann jetzt.
Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt.
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