Teures Vergnügen: So viel kosten private Schrebergärten in Wien

Seit die Stadt Wien im Jahr 2021 per Gemeinderatsbeschluss den Verkauf von Kleingärten gestoppt hat, sind diese beliebten Flächen – auf denen unter bestimmten Voraussetzungen sogar ein Hauptwohnsitz angemeldet werden darf – höchst begehrte Objekte am Immobilienmarkt.
In der Zeit von 1993 bis zum Stopp 28 Jahre später dürften etwas mehr als 5.000 derartige Grundstücke in private Hände gelangt sein.
Laut einer Analyse der Grundbuchexperten Immounited werden pro Jahr rund 165 dieser Grundstücke weiter verkauft. Ein kleiner, aber offenbar sehr einträglicher Markt für jene, die ein Grundstück besitzen und nicht nur von der Stadt gepachtet haben.
80 Prozent Steigerung
Jetzt hat sich Immounited alle Transaktionen seit 2015 angeschaut und zwei Fünf-Jahres-Zeiträume miteinander verglichen. Und das Ergebnis zeigt: Im Vergleich der Perioden 2015 bis 2019 und 2020 bis 2024 ist der Preis, der pro Quadratmeter für einen der begehrten Wiener Kleingärten bezahlt wird, von 475 auf 853 Euro gestiegen ist. „Das entspricht einer Steigerung von 80 Prozent“, sagen die Experten.
Für Immounited-Eigentümer Roland Schmid ist das der Beweis, dass „der Wunsch nach Natur und Freiraum schon jetzt, aber auch künftig eine zentrale Rolle im städtischen Leben spielen“ werde. Dass die Preise im Bereich der Kleingärten so massiv gestiegen sind, unterstreiche nur den Stellenwert dieser Flächen. „Sowohl emotional, als auch wirtschaftlich“, ergänzt Schmid.
Privater Markt
62 Prozent der Verkäufer waren in den vergangenen fünf Jahren Privatpersonen, zugeschlagen haben mit 97 Prozent fast ausschließlich private Käufer. Ausgewertet wurden übrigens alle Verkäufe von Grundstücken bis maximal 1.000 Quadratmetern.
Schrebergarten: Der Ursprung liegt in den im 19. Jahrhundert entstandenen „Armengärten“: Daraus entwickelten sich zuerst Spielwiesen für Arbeiterkinder, benannt nach dem Leipziger Arzt Moritz Schreber. Daher setzte sich der Name „Schrebergärten“ durch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gärten genutzt, um dem Hunger in der Bevölkerung vorzubeugen – wegen Wohnungsmangels wurden sie oft auch zu Wohnraum umfunktioniert.
Kleingärten: Seit 1996 kann man in Wien Kleingärten als Hauptwohnsitz nutzen und 50 Quadratmeter verbauen.
Statistik: In Wien gibt es knapp 36.000 Kleingarten-Parzellen (außer in den Innenbezirken 4. bis 9). Die meisten stehen in Donaustadt (7.500), in Floridsdorf (5.500) und in Favoriten (3.700).
Und das Bezirksranking sieht Ottakring auf Platz eins bei den durchschnittlichen Grundstückspreisen. Im 16. Bezirk musste für einen Kleingarten im Schnitt 1.313 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden, um einen Gartenzwerg auf Eigengrund aufstellen zu können.
Döbling und Donaustadt auf den Plätzen
Eine 300 Quadratmeter große Parzelle kommt das schon einmal auf fast 400.000 Euro. Döbling (1.220 Euro), Donaustadt (1.086 Euro) und Hernals (1.035 Euro) folgen mit einem Schnitt jenseits der 1.000-Euro-Marke, am günstigeren Ende der Liste finden sich Liesing (761 Euro), Hietzing (782 Euro) und Floridsdorf (796 Euro) mit Durchschnittswerten knapp unter 800 Euro pro Quadratmeter.

Ein Gartenzwerg in Groß Jedlersdorf
Ein Faktor für die stark gestiegenen Preise ist in der Pandemie begründet – in dieser Zeit hat sich der Wunsch nach Eigentum im Grünen stark verstärkt.
Preise in Leopoldstadt stiegen stark
Die größte Preissteigerung zwischen den beiden verglichenen Zeiträumen hat übrigens die Leopoldstadt zu verzeichnen. Dort ist zwar der durchschnittliche Preis mit 853 Euro pro Quadratmeter im Mittelfeld, dieser Preis ist gegenüber dem Zeitraum 2015 bis 2019 zuletzt allerdings um 143 Prozent gestiegen.

Wiener Schrebergärten sind begehrt.
Erklecklich teurer wurden die Kleingärten, die ihren Besitzer wechselten, auch in Döbling, Donaustadt und Floridsdorf, die geringsten Steigerungen wurden in Hietzing (14 Prozent), Hernals (38 Prozent) und Penzing (50 Prozent) verzeichnet.
Der Kauf von Kleingärten hat vor allem wegen der Beteiligung von SPÖ-Funktionären für Schlagzeilen gesorgt. Ernst Nevrivy von der Donaustädter SPÖ stand ebenso in der Kritik wie drei andere hochrangige SPÖ-Funktionäre, darunter auch der frühere SPÖ-Bezirksvorsteher von Ottakring, der sich im 14. Bezirk ein Grundstück gesichert habe.
Detail am Rande: In Penzing wurde zuletzt die größte Steigerung der Anzahl an Verkäufen bemerkt, in der Leopoldstadt ist der Verkauf von privaten Schrebergärten hingegen um fast 70 Prozent zurückgegangen.
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