Neuer Twin City Liner reist über den Ärmelkanal zum Donaukanal
Nur schwer kann man sich vorstellen, dass das Metall-Ungetüm hinter dem Fabrikstor mit dem überdimensionalen Union Jack schon ab Ende März auf der Donau unterwegs sein wird. Noch arbeiten Schweißer, Elektriker und Maler an dem 40 Meter langen Katamaran, der Anfang Jänner seine Reise von der Wight-Shipyard-Werft auf der Isle of Wight (GB) nach Wien antreten wird.
Von oben betrachtet lässt sich die Gestalt des neuen Twin City Liners, der künftig Wien und Bratislava verbinden wird, schon ganz gut ausmachen. Die einzelnen Decks sind im Rohbau bereits fertig, fehlen nur noch die Inneneinrichtung, die Außenhaut aus Vinyl und die vier Scania-Dieselmotoren, die insgesamt rund 4600 PS liefern. Das reicht für eine Reisegeschwindigkeit von 60 km/h.
Das Schiff wird die beiden bestehenden ersetzen, die seit rund einem Jahrzehnt unterwegs sind. Für das Design zeichnet Incat Crowther (Australien) verantwortlich, der Bau wurde nach Großbritannien vergeben. Die Kosten für das 70-Tonnen-Schiff belaufen sich auf rund sieben Millionen Euro.
Obwohl nur etwa größer als seine Vorgänger, bietet es mit 250 Sitzplätzen fast doppelt so viel Platz. Für mehr Komfort sollen unter anderem Handy-Aufladestationen sorgen, auch das Speise- und Getränkeangebot wird ausgeweitet.
Das größere Platzangebot macht es möglich, dass künftig auf der Donau statt zwei nur mehr ein Twin City Liner unterwegs sein wird. Statt bisher täglich bis zu fünf Hin- und Retourfahrten wird es dann nur mehr vier geben. Das soll wirtschaftliche, aber auch ökologische Vorteile bringen: So werden pro Tag bis zu 800 Liter Sprit eingespart.
Bis nach Budapest?
„Wir haben aber mit der Werft einen Optionsvertrag für ein zweites Schiff abgeschlossen“, sagt Gerd Krämer von der Central Danube GmbH – einer Gesellschaft der Wien Holding und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Dieses könnte vielleicht eines Tages auf der Strecke Wien – Budapest eingesetzt werden. Noch ist eine derartige Schiffsverbindung mit 6,5 Stunden Fahrzeit eine kühne Vision. „Doch es gibt laufend Gespräche“, sagt Krämer.
Vorerst gilt es einmal, das neue Schiff nach Wien zu bringen. Im Jänner soll es den Ärmelkanal überqueren – entweder aus eigner Kraft oder geschleppt. Dann geht es von Rotterdam über Rhein, Main und Donau nach Wien, wo es rechtzeitig zum Saisonstart anlanden wird.
„Wir sind stolz auf die Erfolgsgeschichte Twin City Liner“, sagt Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). „Mit dem neuen größeren Schiff wird die einzigartige Verbindung zwischen zwei EU-Hauptstädten noch umweltfreundlicher und spannender für die Kunden.“
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