Neu bei den Wiener Linien: Busse, die mit Wasserstoff fahren

Für Robert Brunner ändert sich nicht viel: „Er fährt sich wie ein normaler Elektrobus“, lautet sein erster Eindruck. Mehr kann der Mitarbeiter der Werkstatt der Wiener Linien noch nicht sagen: Bis jetzt sind seine Kollegen und er mit dem Neuen nur auf dem weitläufigen Campus der Wiener Netze in Simmering ein paar Runden gefahren.

Zwölf Millionen Euro
Der Neue ist ein Italiener. Er heißt Hydron. Das Besondere an ihm: Sein Elektromotor bezieht die benötigte Energie aus einer Batterie und dazu aus einer Wasserstoff-Brennstoffzelle. Diese Technologie kommt erstmals in Wien zum Einsatz.
„Damit können wir länger fahren als mit den reinen E-Bussen“, sagt Gudrun Senk, technische Geschäftsführerin der Wiener Linien, bei der Präsentation am Donnerstag.
Extra-Stehzeiten und Infrastruktur im öffentlichen Raum zum Aufladen der Batterien sind für den Elektro-Wasserstoff-Bus (E-H2) nicht mehr notwendig. Er kann in der Nacht bequem befüllt werden. Mit voller Batterie fährt er auch in der kalten Jahreszeit, wenn die Heizung laufen muss, 250 Kilometer. Heißt es vom Hersteller und von den Wiener Linien.
Schon ab September kann der Neue diese Angaben unter Beweis stellen, und zwar in der Innenstadt, als 2A vom Schwarzenberg- zum Schwedenplatz und als 3A vom Schottenring zum Stubentor.
In einer ersten Tranche wurden zehn Kombi-Busse angekauft. Die sollen zwölf reine Elektro-Busse ersetzen. Die E-Fahrzeuge wären seit 2012 in Betrieb und daher „heute nicht zu mehr hundert Prozent verlässlich“. Was man wahrscheinlich bei geplanten Verkaufsgesprächen so nicht unbedingt sagen sollte.
Billig in der Anschaffung ist der Hydron nicht. Auch das sagt Gudrun Senk. „Die neue Technologie bekommt man nicht zum Preis eines Diesel-Busses.“ Zwölf Millionen Euro für zehn Busse ist in der Tat eine Menge Geld.
Hersteller: Die Firma Rampini, die in Umbrien gegründet wurde. Sie entwickelt und baut u. a. spezielle Stadtbusse. Ihr Produktionsstandort: Italien.
Maße: Typenbezeichnung: Hydron. Der Bus ist 8 m lang, 2,2 m breit und 3,25 m hoch. Er kann bis zu 42 Fahrgäste befördern (13 Sitz-, 28 Stehplätze und ein Kombiplatz).
Antrieb: Der Hydron enthält eine Brennstoffzelle mit 30 kW Leistung und eine Traktionsbatterie mit 175 kWh. Ein elektrischer Zentralmotor leistet 230 kW. Die drei Wasserstofftanks mit jeweils 5 kg Kapazität sind auf dem Dach montiert.
250 Kilometer kann der Hydron laut Wiener Linien mit einem Tank fahren. Das würde reichen, um sein Tagespensum zu erfüllen.
12 Millionen Euro kosten die ersten zehn Busse. Inkludiert in diesen Preis ist die Wartung. 80 % der Kosten werden mit EU-Geldern aus dem EBIN-Programm bezahlt.
60 Elektrobusse sind bis dato für die Wiener Linien unterwegs.
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„Nicht viel teurer“
Allerdings würde die EU 80 Prozent der Investition im Rahmen eines großen Förderprogramms übernehmen. Zudem sind die E-H2-Busse im laufenden Betrieb effizienter und verbrauchen weniger Energie. „Damit sind sie nicht viel teurer als ältere Modelle“, heißt es auf Nachfrage. Im Preis inbegriffen ist auch die Wartung, wie Vertreter der italienischen Firma auf dem Campus der Wiener Netze bestätigen.
Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) lobte bei der Präsentation in Simmering die Bündelung der Kräfte bei Wiener Linien, Wien Energie und Wiener Netze. Seit dem Vorjahr werden im neuen Kompetenzzentrum in Siebenhirten gemeinsam neue umweltfreundliche Antriebstechnologien analysiert.

Neun Buslinien in Simmering und Liesing wurden bereits auf reinen Elektrobetrieb umgestellt. Weitere Stadtbusse mit alternativen Antrieben haben die Bus-Experten der Wiener Linien im Auge. So fuhr man zuletzt auf der Linie 13A einen Gelenkbus mit Wasserstoff-Elektroantrieb.
Noch heuer, heißt es seitens der Wiener Linien, sollen auf der Linie 39A zwischen Heiligenstadt und Sievering die ersten reinen Wasserstoff-Busse fahren. Die zehn Busse eines portugiesischen Herstellers werden in der Busgarage in Leopoldau betankt.
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