Nationalfeiertag: Wir-Gefühl auf dem Wiener Heldenplatz

Eine junge Frau beobachtet die Parade auf dem Heldenplatz.
70 Jahre Neutralität und Bundesheer – zum Jubiläum zogen die österreichischen Soldaten mit den ihnen gebotenen Möglichkeiten eine moderne Show ab. Manche Besucher vertrauen dennoch mehr der EU.
Von Uwe Mauch

Letzte Handgriffe an einem in die Jahre gekommenen Panzer, der am Burgring vor dem Burgtor geparkt wurde. Kurz nach elf Uhr beginnt die große Bundesheer-Show: Die Mini-Militärfahrzeug-Kolonne inklusive des flott reparierten Geräts setzt sich langsam in Bewegung, während über den Heldenplatz erst Militärhubschrauber und dann auch Eurofighter fliegen.

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In die  Parade gefahren: Kleine Reparatur auf der Ringstraße.

Zum bereits dreißigsten Mal zeigen Angehörige des österreichischen Bundesheers am Nationalfeiertag, was sie zur Verteidigung der demokratischen Werte leisten. Und das ist doch eine Menge: Das Spektrum reicht am Heldenplatz vom Jagdkommando über ein Modell des Eurofighters bis zu Gebirgsjägern und Militärhundezentrum.

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre nach der Gründung eines österreichischen Heers, drei Jahre nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs zieht das Bundesheer die Massen an.

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Zum dritten Mal dabei: Benedikt Bolter und Elisa Duchscherer.

Elisa Duchscherer und ihr Freund Benedikt Bolter sind heuer zum dritten Mal dabei: „Das hat für uns und unsere Freunde schon eine gewisse Tradition“, erzählen beide.

Hand aufs Herz, mehr als auf die Verteidigungskraft des Bundesheers setzen die jungen Zaungäste, beide 2003 geboren, auf die vereinte Stärke der Europäischen Union: „Wir sind froh und auch dankbar, dass wir in einer Zeit geboren wurden, in der es diese EU gibt.“

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Gebirgsjäger auf dem Wiener Heldenplatz: Major René Auer.

„Einen echten Bruch“

Einer, der fast von Anfang an bei der Leistungsschau des Heers dabei ist, kommt aus Osttirol. Major René Auer hat 1994 seinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Lienz absolviert – mit nachhaltiger Wirkung: „Die Ausbildung und auch die Kameradschaft haben mir imponiert, sodass ich mich zuerst als Zeitsoldat drei Jahre lang verpflichtet habe und dann sehr gerne bis heute geblieben bin.“

Den Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat auch der Major als „einen echten Bruch“ erlebt: „Zuvor verband man unser Bundesheer in erster Linie mit friedlichen Missionen.“

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Nationale Landesverteidigung: Das österreichische Bundesheer mobilisiert wieder.

Auch die finanziellen Mittel wurden auf die Einsätze im Rahmen der UNO und der EU bzw. nach Naturkatastrophen im Land konzentriert.

Dass der Heldenplatz am 26. Oktober 2025 knapp vor Mittag gesteckt voll ist, das bewertet der Major auch als ein Zeichen dafür, „dass den Menschen im Land – so wie der Politik – die nationale Landesverteidigung wieder wichtig ist.“ Das letzte Mal sei das Anfang der 1990er-Jahre so gewesen, „als quasi vor unserer Haustür der Krieg in Ex-Jugoslawien begann“.

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Wo sind nur die Hubschrauber? Nikolas, Moritz und Petra Hahn.

„Er mag Tatütata“

Fußball-Länderspiele und das eine oder andere Skirennen bieten Projektionsflächen für das kollektive Empfinden eines Wir-, eines Österreich-Gefühls. Der Heldenplatz am Nationalfeiertag bietet diese Gelegenheit offenbar auch.

Nikolas ist gekommen, weil er Hubschrauber liebt – wirklich gesehen hat er sie nicht. Verraten seine Eltern, Moritz und Petra Hahn. Zu klein und auch zu wenige flogen über das Burgtor.

NATIONALFEIERTAG: FEIERLICHKEITEN AM HELDENPLATZ

Im Gleichschritt: Rekruten und Rekrutinnen am Heldenplatz.

Papa Moritz erinnert sich indes, während rund 1.000 Rekruten, darunter auch 20 Soldatinnen, zur Angelobung schreiten, dass er selbst hier einmal den Eid geleistet hat.

Kann dieses Heer das Land verteidigen? Der Mann wiegt seinen Kopf, um dann zu befinden: „Wenn ich mir nur die Kasernen in Wien ansehe, kann ich mir das nicht recht vorstellen.“ Anders als seine Frau macht er sich aber keine gröberen Sorgen: „Wir werden von den Ländern rund um uns gut geschützt.“

Sohn Nikolas wird auch noch auf seine Rechnung kommen: „Er mag Tatütata.“

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