Nach Streit um Finanzierung: Wiener Citybikes vor dem Aus

Sooo viele Räder: in vielen Städten kann man sie - wie in Wien - ausleihen
61 der 121 Stationen dürften nun abgebaut werden. Damit werden die Lücken im Netz zu groß.

Jeder kennt sie und fast jeder hat sie schon einmal benutzt: Die Wiener Citybikes prägen seit dem Jahr 2003 das Stadtbild und überdauerten Trends wie Leih-E-Scooter und stationslose Leihräder. Doch nun steht das Citybike-Netz vor dem Aus, wie Der Standard berichtet. Noch im Sommer könnten rund 60 der 121 Verleihstationen abgebaut werden.

Hintergrund ist ein Streit um die Finanzierung zwischen dem Werbeunternehmen Gewista und der Stadt. Die Gewista hatte die ersten 61 Stationen des Citybike-Netzes mit Sponsoren errichtet und seither auch den laufenden Betrieb in der Höhe von 1,1 Millionen Euro pro Jahr gezahlt. Vor zwei Jahren begannen jedoch Gespräche mit der Stadt: Das Ziel: Sie soll die Finanzierung übernehmen.
 

Denn die Stadt trägt bereits die Kosten für jene 60 Verleihstationen, die nach 2010 errichtet wurden. Und zwar einen Baukostenzuschuss und Miete samt Betriebskosten. Laut Standard betragen die laufenden Kosten rund 860.000 Euro jährlich.

Keine Einigung

Nachdem es zu keiner Einigung kam, macht die Gewista nun Ernst. Gegenüber dem KURIER wird die Schließung der 61 Stationen bestätigt. Eine genaue Stellungnahme will man nicht abgeben.

Im Standard wird das Unternehmen folgendermaßen zitiert: "Nachdem nun alle Verhandlungen über eine Kostenübernahme seitens der Stadt gescheitert sind und die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Shutdowns auch unser Unternehmen stark beeinträchtigt haben, sehen wir keine andere Möglichkeit, als alle von Gewista finanzierten Stationen aus dem Netz zu nehmen."

Im Büro von Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) bedauert man den Schritt. "Es gibt aber keine rechtliche Grundlage für die Forderung der Gewista", sagt eine Sprecherin. Es existiere nämlich gar kein Vetrag für diese Stationen.
 

Werden die Stationen abgebaut, bedeutet das aber de facto ein Aus für das Leihrad-Netz in Wien. Denn die betroffenen Standorte befinden sich vorwiegend innerhalb des Gürtels. Fehlen diese, wird das Netz aufgrund zu weiter Abstände zwischen den Standorten unattraktiv. Dabei gilt das Wiener Leihradsystem als Vorreiter und war Vorbild für viele ähnliche Systeme in anderen Ländern.

Bei der Stadt betont man, derzeit an einer kurzfristigen Lösung zu arbeiten, um den Ausfall der Räder zu kompensieren. Zudem soll in Zukunft eine neue Sharing-Strategie umgesetzt werden.

Kommentare