Nach Messerattacken in Wien lebenslange Haft für Afghanen

Nach Messerattacken in Wien lebenslange Haft für Afghanen
Lebenslang für Amoklauf. Opfer der Bluttat auf der Wiener Praterstraße bei Prozess von Weinkrämpfen geschüttelt.

Mit lebenslanger Haft hat am Donnerstagabend der Prozess gegen den  23-jährigen Afghanen  geendet, der im März  mit einem Messer eine  unbeteiligte Familie, seinen Dealer sowie einen Zeugen attackiert hatte. Die Geschworenen sprachen den Asylwerber am Wiener Landesgericht des Mordversuchs schuldig. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Angeklagte meldet  Nichtigkeit und Berufung an.

Bei der Verhandlung sagen auch die Opfer  aus: Der Angeklagte  muss den Saal verlassen, ehe die Frau mit einer Vertrauten eintritt. Sie nimmt in der Mitte Platz, soll kurz schildern, was am 7.  März passiert ist. Und bricht in Tränen aus. „Er hat mich angestochen. Dann hat er meinen Mann angestochen. Dann hat er meine Tochter angestochen. Er hat nichts geredet, nichts geredet.“ Das wiederholt sie noch mehrmals, von Weinkrämpfen geschüttelt. Im  Saal, der bis zum letzten Platz gefüllt ist, herrscht Stille.

Erschüttert

Seit  Jafar S. die dreiköpfige Familie auf der Wiener Praterstraße niedergestochen hat, hat sich für die Familie alles verändert. „Ihr Weltbild ist  nachhaltig völlig erschüttert. Die Folgen wirken nach, die Familie ist täglich damit befasst“,  sagt die Opferanwältin. Der Mann ist seither Dialyse-Patient – seine Nieren wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen. Dass er noch lebt, ist nicht selbstverständlich. Auch seine Frau schwebte in Lebensgefahr.

Einen Amoklauf nennt Psychiater Peter Hofmann die Tat. Einen „Blutrausch“ sagt die Staatsanwältin dazu. Vier Menschen verletzte der Afghane teilweise massiv.
Doch daran erinnert sich Jafar S. nicht mehr. Er weiß nur noch, dass die dreiköpfige Familie lachend an ihm vorbei ging. „Ich dachte, dass sie mich auslachen.“

Die 17-jährige Tochter erinnert sich: „Er hatte einen sehr intensiven Blick, als er an uns vorbei gegangen ist. Ich hatte ein eigenartiges Gefühl.“ Als sie sich umdrehte, kam der Mann mit dem Messer bereits auf ihren Vater zu.  Dann rannte Jafar S. weg. Er  wollte zum Praterstern. Um denjenigen zu finden, der ihn zu den Drogen gebracht hat. Als er ihn bei einem Imbissstand findet, sticht er auch auf ihn ein.

Schlaflos

Er fühlt sich schuldig, sagt er im Gericht. Auch wenn er nicht mehr wisse, was er getan hat. Er habe mehrere Nächte davor nicht geschlafen, Kokain und Ecstasy  konsumiert. „Durch die Drogen wurde er zu einer anderen Person“, sagt  sein Verteidiger Wolfgang Blaschitz. Allein: Im Blut des Mannes fanden sich nur Spuren von Cannabis.

Und auch sonst verwickelt sich Jafar S.  in Widersprüche. Einmal gibt er an, die Messer gekauft zu haben,  um sich vor gewalttätigen Landsleuten zu schützen. Dann wiederum habe er sich an einem Portier rächen wollen, der ihn „schwul“ nannte.

2015 war er nach Österreich gekommen. Daheim arbeitete er in der Landwirtschaft seiner Eltern. In Österreich wollte er Pilot werden. Doch stattdessen verkaufte er Drogen.

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