Mord an Ex-Präsident der Apothekerkammer: Nachbarn hatten Schreie gehört

Wie jeden Morgen gehen die Kunden der Apotheke in der Quadenstraße in der Donaustadt ein und aus, um dort ihre Medikamente zu kaufen. Nur ein Polizeiauto, das vor der Apotheke parkt, deutet an diesem grauen Jännertag darauf hin, was in der Silvesternacht passiert ist.
Einen Stock über der Apotheke hatte der 74-jährige Besitzer – und ehemalige Präsident der Apothekerkammer – Heinrich Burggasser gewohnt. Am 1. Jänner hatten Freunde seine Leiche in der Wohnung gefunden und gegen 11.40 Uhr die Polizei alarmiert. Sie hatten gemeinsam ins neue Jahr gefeiert. Gegen 0.30 Uhr hörten sie das letzte Mal etwas von dem 74-Jährigen, dann brach der Kontakt ab.

Der Pharmazeut wohnte direkt über der Apotheke in der Quadenstraße
Mann wurde erschlagen
Was in der Zeit von 0.30 Uhr bis 11.40 Uhr passierte, ist derzeit völlig unklar. Fest steht: Der Pharmazeut starb durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf. Das ergab das Obduktionsergebnis.
Wer Heinrich Burggasser umgebracht hat, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen der Kriminalisten des Landeskriminalamts Wien. Der Akt wird als Verschlusssache geführt. Auf Nachfrage bei der Polizei gibt man sich sehr bedeckt: „Nähere Details können derzeit nicht bekannt gegeben werden, da diese die polizeilichen Ermittlungen gefährden könnten“, sagt eine Sprecherin.
Kunden tief betroffen
Noch am Montagnachmittag waren die Ermittler vor Ort, um Spuren zu sichern. Neben den Kunden huschten auch immer wieder Personen in weißen Schutzanzügen und blauen Handschuhen am Gartenzaun des Hauses vorbei.
Erkundigt man sich bei den Kunden der Apotheke, zeigen sich die meisten zutiefst betroffen. „Ich bin wirklich schockiert. Seit Jahren bin ich in diese Apotheke gegangen, und habe auch den Heinrich vom Sehen gekannt. Wir waren derselbe Jahrgang“, berichtet etwa Albin Perwein, der ebenfalls in der Quadenstraße wohnt.

Der Wiener Albin Perwein wohnt in der Nähe des Tatorts
„Wenn etwas passiert ...“
Noch näher – nur wenige Meter entfernt wohnt Herr A. Seine Frau und er hatten in der Silvesternacht gegen 1.30 Uhr Schreie gehört: „Wir haben gesehen, dass die zwei oberen Fenster im Haus gegenüber erleuchtet waren. Da aber überall auf der Straße Leute gefeiert haben, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass die Schreie vielleicht aus dem Haus der Apotheke gekommen sind“, schildert der Wiener, der seit fünf Jahren im Nachbarhaus lebt. Auf die Frage, wer der Täter gewesen sein könnte, zuckt Herr A. nur mit den Schultern. Eigentlich sei er beliebt gewesen, der Heinrich.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Als er von dem Mord gehört hatte, sei ihm ein Gespräch eingefallen, das er vor zwei Wochen in der Apotheke mitangehört hatte. „Ein paar Kunden haben sich vor mir unterhalten. Angeblich hat der Besitzer der Apotheker zu seiner Tochter gesagt, wenn ihm was passieren sollte, dann soll sie die Apotheke übernehmen.“ Umso erschreckender, dass sich seine Vorahnung nun bestätigt haben dürfte.
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