Missbrauchsversuch an bewusstloser Frau in U-Bahn: 4,5 Jahre Haft

Der Schriftzug des Landesgerichts für Strafsachen Wien.
Ein Fahrgast verhinderte Schlimmeres. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Weil er im August eine völlig bewusstlose Frau in einer Garnitur der Wiener U-Bahn-Linie U3 missbrauchen wollte, ist am Freitag ein 30-jähriger Mann nicht rechtskräftig zu einer Haftstrafe von 4,5 Jahren verurteilt worden. Er näherte sich der Frau, schaute, wie tief sie schlief, und begann, sie auszuziehen. Einem Fahrgast, der gerade eingestiegen war, ist es zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist. Der Zeuge holte mit Hilfe von anderen Fahrgästen auch die Polizei.

Die 29-Jährige war von 7. auf den 8. August mit Freundinnen im Volksgarten feiern. Sie tranken einige Gläser Wein und Espresso Martini, ehe die diplomierte Krankenschwester zur U3 ging, um nach Hause zu fahren. Am Weg zur U-Bahn setzte ihre Erinnerung aus. Bei der Polizei gab sie später an, dass sie sich sehr über ihren Zustand gewundert habe, da sie an Alkohol gewöhnt sei. Sie schloss auch nicht aus, dass ihr etwas ins Getränk gegeben wurde, da die Gläser teilweise unbeaufsichtigt waren.

Passagier kam Frau zu Hilfe

In der U-Bahn kippte die 29-Jährige dann weg, wie auf den Überwachungsbildern zu sehen war. Besonders erschreckend war, dass niemand in der an einem Freitag gegen 6.00 Uhr vollen U-Bahn-Garnitur der offensichtlich bewusstlosen Frau zu Hilfe kam. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie der nun Angeklagte die Frau fixierte, wartete, bis die anderen Fahrgäste ausgestiegen waren, um sie dann zu missbrauchen. Nur einem bei der nächsten Station einsteigenden Passagier ist zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist. Denn er bäumte sich vor dem 30-jährigen Ungarn auf und meinte: "Was machst du?"

"Die Frau war völlig weggetreten", sagte der Zeuge heute dem Schöffensenat (Vorsitz: Andreas Böhm). Er habe dann andere Fahrgäste zu Hilfe geholt. Der Fahrer der U-Bahn hat dann über die Leitstelle Polizei und Rettung alarmiert. Der heute geständige 30-Jährige wurde festgenommen und saß bis heute in U-Haft.

Angeklagter schob Handlung auf Drogen

"Eigentlich hätte es ein schöner Abend sein sollen", beschrieb die Staatsanwältin die Geschehnisse der Nacht. Der Angeklagte schob sein Handeln auf die konsumierten Drogen. Der Ungar, der in Österreich eigentlich ein Aufenthaltsverbot hat, brach eine Therapie ab und ließ sich von seiner Mutter ein Hotelzimmer in Wien zahlen. Mit Crystal Meth, Marihuana, Substitol, anderen Medikamenten und Alkohol intus stieg er in die U-Bahn. 

"Es war Chaos in meinem Kopf", meinte er. "Ich kann mich nicht erinnern." Da meinte der Richter: "Plädieren Sie jetzt wieder auf Unzurechnungsfähigkeit?" Da antwortete der Angeklagte: "Ich schäme mich." Er wollte auch nicht, dass das Überwachungsvideo aus der U-Bahn-Garnitur im Gerichtssaal vorgespielt wird.

Über Verurteilung geschockt

Sein Anwalt meinte, dass der Vorfall ein Tiefpunkt im Leben seines Mandanten darstelle und er nun ein drogen- und straffreies Leben führen möchte. Sieben Mal stand der Mann bereits vor Gericht. Der 30-Jährige gab sich bei der Verhandlung dann ganz anders: Dauernd grinste er, sodass die Staatsanwältin ihn fragte, ob er die Verhandlung lustig finde. 

Nach der Verurteilung wegen versuchten Missbrauchs einer wehrlosen Person zu 4,5 Jahren - zudem werden zwei Monate einer bedingten Entlassung widerrufen - gab er sich geschockt. "4,5 Jahre? Österreich liebt pädophile Leute", bemerkte er an. Er meldete Berufung gegen die Strafhöhe an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

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