Angriff auf Kirchweger-Haus
Der Vorfall ereignete sich bereits im Jahr 2020. An einem Juli-Abend geisterte die Nachricht durch die Szene, dass rechtsradikale Türken das Ernst-Kirchweger-Haus (Treffpunkt der anarchistischen und autonomen Szene, Anm.) in Favoriten belagern wollen. Der 41-jährige gelernte Koch und zwei Freunde wollten zu Hilfe eilen und machten sich von Simmering aus auf den Weg.
Zufällig trafen sie auf zwei unbekannte Männer. Alle Beteiligten dürften durchaus alkoholisiert gewesen sein. "Geht's mit!", forderte ein Begleiter des Angeklagten die Unbekannten auf. Als die Männer ablehnten, entdeckte ein Begleiter den vermeintlichen Grund für die Absage - einen Pullover einer Kleidermarke, die vornehmlich in rechtsradikalen Kreisen getragen wird. "Eh klar! Ihr seids ja selber Nazis!", stachelten sie die Männer auf.
Holzprügel
Es kam zu einer Rauferei. Die fünf Männer schlugen gegenseitig aufeinander ein. Einer entdeckte auf einer Baustelle ein herumliegendes Vierkantholz. Der Angeklagte soll schließlich damit einem Kontrahenten auf den Kopf gedroschen haben. "Der Mann wurde bewusstlos und hat geröchelt. Er hatte lebensbedrohliche Verletzungen", sagt die Staatsanwältin.
Dass er den Schlag gesetzt hat, bestreitet der 41-Jährige nicht. Er habe sich nur gewehrt, erklärt er. Die Richterin will wissen, wie dieses Holz ausgesehen hat. Die Staatsanwältin präsentiert ein entsprechendes Teil. Ein 8 Zentimeter starkes Kantholz, ein Meter lang. Eine kurze Diskussion über die Dimensionen des verwendeten Holzstückes entbrennt zwischen dem medizinischen Sachverständigen und dem Angeklagten (er hat auch in der Holzindustrie gearbeitet): "Welches Staffelholz war es genau? Ein 8/8er?", fragt Gutachter Christian Reiter. Die Richterin steigt bei der Diskussion aus. "Wissen Sie so etwas?", fragt sie den Angeklagten. Der Sachverständige antwortet statt ihm. "Dort, wo er herkommt, kennt man das."
Augenzeugin filmte mit
Die Tat selbst wurde von einer Passantin mit Hund beobachtet. "Aufhören!", schrie sie. "Sonst lass ich meinen Hund los!" Sie hat die Schläge auch mit dem Handy gefilmt.
Der Angeklagte und seine Freunde gingen wieder zurück in die Wohnung. Der schwer verletzte Mann blieb auf der Straße liegen. Sein Schädeldach war mehrfach gebrochen. Noch immer leidet der Mann an Gedächtnisproblemen. Seinen Job als Buchhalter kann er nicht mehr ausführen.
Die Staatsanwältin ist davon überzeugt, dass der Mann wieder gewalttätig werden kann. Sie hat eine Einweisung in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher beantragt.
Prozess vertagt.
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