Schöfmann nickt mit traurigem Blick. Mit "das" meint die junge Kundin HHC. Hexahydrocannabinol ist ein Wirkstoff aus der Cannabispflanze und wirkt psychoaktiv, macht also high. Das Gramm bekommt man für um die 15 Euro und kann zwischen vielen verschiedenen Sorten wählen - das war zumindest bis Mittwoch so.
HHC als Psychoaktive Substanz eingestuft
Bisher war HHC in Österreich erlaubt, weil nur THC nach dem Suchtmittelgesetz verboten ist. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) veranlasste nun, dass HHC als sogenannte neue Psychoaktive Substanz eingestuft und damit illegal wird. "Alle Händler wussten, dass das passieren kann", gibt Schöfmann zu.
Aber: "Wir haben eben geglaubt, dass wir zumindest vorab informiert werden und die Ware noch verkaufen können." Das passierte nicht. Nur einen Tag bevor der Wirkstoff illegal wurde, erfuhren die Händler von dem Verbot - und zwar aus den Medien. Der KURIER rief mehrere Geschäfte in ganz Österreich an und bekam das von allen Händlern bestätigt.
Geschäfte schließen
Vermutlich muss die Ware jetzt vernichtet werden, sofern sie die Hersteller nicht zurücknehmen. "Ich lasse das Geschäft jetzt noch eine Zeit lang offen und verkaufe weiter CBD. Ich befürchte aber, dass ich meine sieben Mitarbeiter kündigen und zusperren muss", sagt der Unternehmer. CBD ist ein weiterer Wirkstoff aus der Cannabis-Pflanze, der allerdings legal ist, solange er als Rauchware deklariert und nicht als medizinisches Produkt angeboten wird.
Dass ausgerechnet unter einem grünen Gesundheitsminister die Gesetze rund um Cannabis verschärft werden, hätten sich viele in der Branche nicht gedacht. Insgesamt gibt es in Österreich über 300 Unternehmen, die mit Hanf ihr Geld verdienen. "Jetzt wo Cannabis in Deutschlang legal wird, wird bei uns alles strenger. Das ist unverständlich. Ich hätte zumindest erwartet, dass die Regelungen nicht noch strenger werden, als sie jetzt schon sind", sagt Schöfmann.
HHC wird untersucht
Das Gesundheitsministerium rechtfertigte das plötzliche Verbot damit, dass gerade die Jugend geschützt werden müsse, man wisse im Moment einfach nicht genug über den Wirkstoff und mögliche gesundheitliche Folgen. Auf KURIER-Anfrage heißt es, dass es weitere Untersuchungen auf nationaler und auf EU-Ebene gegen wird. Dass sich das Verbot in Rauch auflöst, ist aber nicht zu erwarten.
100 Wirkstoffe - viele Grauzonen
Der Handel mit HHC fand schon bisher in einer rechtlichen Grauzone statt, weil er gesetzlich bisher einfach nicht geregelt war. Das interessante für die Cannabis-Händler ist allerdings, dass die Hanf-Pflanze über insgesamt 100 Wirkstoffe, sogenannte Cannabinoide verfügt, die teils psychoaktiv wirken. Wird HHC jetzt verboten, ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis sich ein neuer Wirkstoff findet, zu dem es noch kein Gesetz gibt.
Unklar ist etwa, ob CBN in Österreich verboten ist. Der Stoff wird in einigen österreichischen Geschäften verkauft und soll müde machen und schlaffördernd wirken. Die Wissenschaft streitet sich noch darüber, ob es high macht. Bei CBN handelt es sich laienhaft erklärt um THC, das Licht und Luft ausgesetzt wurde und daher die Wirkung verloren hat.
Würde man CBN so herstellen - also aus THC-haltigen Pflanzen, wäre er illegal. Das rentiert sich aber wirtschaftlich ohnehin nicht. Es gibt aber chemische Verfahren um Cannabis-Wirkstoffe zu erzeugen. Auch HHC stammt aus dem Labor. Bleibt abzuwarten, ob nach dem HHC-High, vor dem CBN-High ist.
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