Uniclub: 10 Jahre Lernbegleitung für geflüchtete Jugendliche
Matthias Ofner hat Sulaf Bilal Nachhilfe gegeben.
„Ich dachte, ich bin zu dumm für Mathe, dabei hat es mir nur noch keiner richtig erklärt“, sagte eine Schülerin zu Lehramtsstudent Matthias Ofner. Als sogenannter Studybuddy engagiert sich der 26-Jährige zwei Mal pro Woche im Uniclub, einem Projekt der Kinderbüros der Universität Wien. Lernerfolge seiner Schülerinnen und Schüler bestärken Ofner in seiner Berufswahl – und werden auch groß gefeiert.
Genauso wie das aktuelle Jubiläum: Schon seit zehn Jahren werden im Uniclub Jugendliche mit Flucht- und Migrationserfahrung auf ihrem Weg zum Schulabschluss begleitet. Eine von ihnen war Sulaf Bilal (25). Bilal spricht acht Sprachen, aber: „In Englisch habe ich trotzdem Unterstützung gebraucht“, sagt sie. In ihrem Maturajahr kam sie deshalb nach der Schule jeden Tag in den Uniclub. Auch ihre Vorwissenschaftliche Arbeit hat Bilal in den Räumlichkeiten geschrieben: „Es war ein tolles Gefühl, das fertige Ding in den Händen zu haben. Meine Studybuddys David und Philipp haben sich mindestens so sehr gefreut wie ich“, erinnert sie sich zurück.
Hilfe holen
Die Unterstützung aus dem Uniclub schätzt sie noch heute. Sich Hilfe zu holen, sei der richtige Schritt gewesen, ist Sulaf Bilal überzeugt. „Und kein Mensch kann in jedem Fach gleich gut sein.“ Die Matura hat Bilal dennoch gut über die Bühne gebracht. Heute studiert sie Chemie und Biologie.
Auch aus der „anderen“ Perspektive spielt Wertschätzung eine große Rolle, wie Matthias Ofner erzählt: „Die Jugendlichen kommen und gehen, je nachdem wie sie Zeit haben.“ Umso schöner sei es für ihn, mittlerweile bekannte Gesichter zu sehen, wenn er den Dienst antritt. „Das ist bei einem Fach wie Mathe nicht selbstverständlich.“
100 junge Menschen
Derzeit nutzen 100 Schüler das Nachhilfeangebot. Für 30 von ihnen steht in diesem Schuljahr die Matura an. „124 junge Menschen haben wir schon erfolgreich zum Schulabschluss mit Matura begleitet“, so Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros. Ein Großteil von ihnen hat – so wie Bilal – ein Studium begonnen. „Es ist schön, für uns zu sehen, dass junge Menschen scheinbar Unmögliches schaffen können, wenn man ihnen den Rahmen dafür gibt“, heißt es.
2015, inmitten der Flüchtlingskrise, habe man den Bedarf für ein entsprechendes Angebot erkannt, erinnert sich Iber zurück. Damals lag der Fokus auf Deutschnachhilfe. Mittlerweile wird Lernbegleitung in allen Schulfächern angeboten. „Viele junge Menschen wurden durch Flucht und Verlust ihrer Heimat aus ihrem Bildungsweg gerissen. Wir möchten den Neuanfang unterstützen“, sagt Iber.
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