Neue Kunstinstallation zwischen den Türmen der Wiener Votivkirche

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Ab sofort schwebt eine Installation der Künstlerin Billi Thanner zwischen den Türmen der Votivkirche. Am 16. Dezember wird sie feierlich illuminiert.

Billi Thanner hat Muskelkater. Zu oft ist die Künstlerin vergangene Woche die Treppen, die in die zwei Türme der Votivkirche führen, hinaufgestiegen. Denn ihr neuestes Projekt ist dieser Tage in der luftigen Höhe in Umsetzung gegangen.

Ab sofort schwebt eine 28 mal acht Meter große Aluminiumskulptur in Form eines Unendlichkeitszeichens zwischen den beiden Türmen. Ab 16. Dezember wird das Kunstwerk, das den Namen „Unendlichkeit des Lichts“ trägt, auch beleuchtet.

Beten für die Türme

Der Weg bis zur fertigen Skulptur war ein herausfordernder, sagt Billi Thanner. Zwei Jahre lang habe die Planung gedauert. Während dieser Zeit habe die Kirche – weil die ursprünglichen Pläne verloren gegangen waren – eigens vermisst werden müssen. Aber auch die Statik sowie die Witterung bei der Montage habe berücksichtigt werden müssen. „Ich freue mich, dass wir es dennoch geschafft haben, meine verrückte Idee umzusetzen. So sicher waren wir uns am Samstag darüber noch nicht“, scherzt die Künstlerin, die unter anderem für ihr Kunstwerk „Himmelsleiter“ bekannt ist, das vor einigen Jahren am Stephansdom zu sehen war.

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Die Montage des Kunstwerks war eine Herausforderung. 

„Skeptisches Vertrauen“ habe Joseph Farrugia, der Pfarrer der Votivkirche, in das Projekt gehabt. „Ich habe Vertrauen in die Firmen, die das gemacht haben. Trotzdem schaue ich von meinem Arbeitszimmer ständig, ob die Kirche noch steht.“ Täglich bete er, damit die Türme halten. Und das nicht ganz unberechtigt, wie er erzählt: „Einmal gab es die Idee, die Kirche zu verhüllen. Das habe abgesagt werden müssen, weil durch den Wind die Gefahr zu hoch gewesen sei, die Kirche zu beschädigen. Und erst kürzlich seien echte Schäden entstanden: Unbekannte haben Palästina-Fahnen auf den Türmen angebracht, der Schaden belief sich auf 20.000 Euro.“

Interpretationsspielraum

Mit Schäden rechnet man beim aktuellen Kunstwerk nicht. Farrugia dazu: „Wenn man ein bisschen Mut hat, dann kommen schöne Dinge zustande.“ Wofür das Kunstwerk genau steht, lässt Thanner übrigens den Betrachter entscheiden. „Es ist frei zur Interpretation.“ Gekostet hat das Projekt 250.000 Euro, finanziert wurde es über Spenden. Weder die Erzdiözese Wien noch die Stadt Wien haben dazu beigetragen, wird berichtet. Zu sehen sein wird die Installation bis 1. August, „mit Verlängerungsoption“, sagt Thanner.

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